Gender Finance Gap: Weniger Geld für Gründerinnen als für Gründer
Eine Studie zeigt: Die geschlechtsspezifische Lücke bei der Finanzierung von Start-ups ist immens – gerade wenn es um große Finanzierungen geht.

2023 gingen noch knapp zwei Prozent des Wagniskapitals an Start-ups, die ausschließlich Gründerinnen hatten. 2024 lag der Anteil bei nur noch knapp unter einem Prozent. Nach den Berechnungen von EY flossen nur noch 43 Millionen Euro an allein von Frauen gegründete Start-ups – 58 Prozent weniger als im Vorjahr. 2023 hatten Risikokapitalgeber noch 102 Millionen Euro in Jungunternehmen mit einem ausschließlich weiblich besetzten Gründungsteam gesteckt.
Start-ups, deren Gründungsteams nur aus Männern bestanden, erhielten dagegen 2024 Wagniskapital in Höhe von 6,2 Milliarden Euro, was einem Anteil von knapp 88 Prozent entspricht. Das waren 1,3 Milliarden Euro mehr als 2023. Jungunternehmen mit gemischten Gründerteams erhielten 2024 der EY-Studie zufolge insgesamt 834 Millionen Euro (knapp zwölf Prozent) des Risikokapitals.
Thomas Prüver, Partner bei EY, sagte, die wachsende Geschlechterlücke bedeute im Start-up-Ökosystem für das Jahr 2024 einen „Rückschritt statt Fortschritt“. „Und das ausgerechnet in dem Jahr, in dem Deutschlands Jungunternehmen den zahlreichen Marktherausforderungen trotzen konnten und sich nach einer Talsohle in den vergangenen Jahren stabilisiert haben.“ Während die Investitionssummen in deutsche Start-ups insgesamt wieder gestiegen seien, hätten rein weibliche Gründungsteams laut Prüver nicht von diesem Aufwind profitieren können: „Sie erhielten deutlich weniger als im Vorjahr.“
Geht es um große Summen, wird die Schieflage bei den Investments zwischen den Geschlechtern noch deutlicher. EY zufolge lag der Frauenanteil an allen Start-ups, die 2024 Geld erhielten, bei 10,6 Prozent. Bei den Start-ups, die eine Finanzierung von mindestens 50 Millionen Euro bekamen, betrug der Frauenanteil in Gründungsteams nur noch 7,1 Prozent.
„Bei Technologie-Start-ups, die aktuell sehr viel Kapital einsammeln und der wichtigste Wachstumsmotor der Szene sind, sind Frauen nur sehr selten in den Gründungsteams vertreten“, sagte Prüver. In den Sektoren Software & Analytics, Finanzen/Versicherungen, Energie und Hardware liegt der Frauenanteil jeweils nur im einstelligen Prozentbereich.
🏳️⚧️ SHANTAY. YOU PAY. 🏳️🌈
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Informationen auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich aber leisten kann, darf einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hungersnot in Gaza
So schlimm war es noch nie
Ob Männer- oder Frauenfußball
Deutscher Nationalstolz ist immer gefährlich
CSDs und die Mehrheitsgesellschaft
Queere Menschen machen es vor
Rechte Heilpraktiker*innen
In der braunen Ecke der Pseudomedizin
Deutsche Israel-Politik
130 Diplomaten im Außenministerium fordern härteren Kurs
Frankreich zu Palästinenserstaat
Macron kündigt Anerkennung Palästinas im September an