„Gelbwesten“-Protest in Paris eskaliert: Plünderungen und Brandstiftung
Beim „Gelbwesten“-Protest in Paris kommt es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Eine Bankfiliale wird angezündet, Luxusgeschäfte werden geplündert.

Protestierer warfen nahe dem Arc de Triomphe Rauchbomben und andere Gegenstände auf Polizisten, dann begannen sie, auf die Scheiben eines Polizeifahrzeugs einzudreschen. Die Polizei zog sich zunächst zurück.
Später versuchte ein ebenfalls abgezogener Wasserwerfer, eine Menschenmenge von zwei Luxusgeschäften zu vertreiben. Demonstranten plünderten Geschäfte an der Luxus-Einkaufsstraße Champs-Elysées, wie ein AFP-Reporter beobachtete. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein.
Auf den Champs-Élysées und in Nebenstraßen gab es zahlreiche Brände. Unter anderem standen zwei Zeitungskioske in Flammen. Verwüstet und in Brand gesteckt wurde auch die Brasserie „Fouquet's“, in der gern Politiker und Prominente verkehren.
7.000 bis 8.000 Demonstranten in Paris
Gefährlich wurde es, als eine Bankfiliale im Erdgeschoss eines siebenstöckigen Wohnhauses brannte. Die Feuerwehr rettete eine Frau und ihr Kind, deren Stockwerk von Flammen eingeschlossen war. Nach Angaben der Feuerwehr wurden elf Menschen leicht verletzt, unter ihnen zwei Feuerwehrleute.
Innenminister Christophe Castaner sprach von 7.000 bis 8.000 Demonstranten, von denen 1.500 extrem gewalttätig und nur auf Zerstörung aus seien. Ein Mannschaftswagen der Polizei wurde angegriffen, Demonstranten errichteten Barrikaden. Castaner verurteilte die Gewalt als Taten von „professionellen Zerstörern und Unruhestiftern“ und forderte den Polizeipräfekten von Paris auf, mit „größter Entschlossenheit“ dagegen vorzugehen.
Die „Gelbwesten“ hatten für Samstag zu einem Marsch auf Paris aufgerufen, mit dem sie neue Stärke demonstrieren wollen. Die Regierung versetzte die Sicherheitskräfte in erhöhte Alarmbereitschaft. Zuletzt waren die Teilnehmerzahlen bei den seit vier Monaten regelmäßig stattfindenden Protesten stark zurückgegangen.
Am Freitag endete offiziell der Bürgerdialog, den Präsident Emmanuel Macron als Antwort auf die Proteste ins Leben gerufen hatte. Erste Ergebnisse will der Staatschef im April präsentieren. Die Demonstranten fordern Steuersenkungen und mehr soziale Gerechtigkeit.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung