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Geheimdienst in GroßbritannienZusammenarbeit mit der NSA illegal

Der britische GCHQ leitete Millionen Daten an den amerikanischen Partner weiter. Ein Gericht erklärte die Praxis nun für illegal.

Das HQ des GCHQ in Cheltenham. Bild: dpa

LONDON rtr | Die Gegner großangelegter Spähaktionen der Geheimdienste haben vor einem britischen Gericht einen Sieg erzielt. Nach einem Urteil vom Freitag war die Zusammenarbeit der britischen Behörde GCHQ mit dem US-Nachrichtendienst NSA bis Dezember vergangenen Jahres teilweise illegal, weil die entsprechenden Vereinbarungen geheimgehalten wurden.

Im konkreten Fall ging es um die Daten von Millionen Briten, die die NSA sammelte und an seinen Partnerdienst weiterleitete. Es ist das erste Mal in der 15-jährigen Geschichte des Investigatory Powers Tribunal (IPT), dass die Juristen gegen die Geheimdienste entschieden. Das Gericht ist für die britischen Dienste GCHQ, MI5 und MI6 zuständig. Gegen GCHQ hatten mehrere Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International geklagt.

Ein GCHQ-Sprecher versuchte, die Auswirkungen des Urteils kleinzureden. Der Informationsaustausch und die Schutzmaßnahmen seien immer angemessen gewesen. Es gehe nur darum, wie viele Einzelheiten darüber veröffentlicht werden müssten. Das Spezialgericht IPT hatte bereits im Dezember in einem allgemeineren Urteil entscheiden, dass der britische Rechtsrahmen für die Kommunikationsüberwachung nicht gegen Menschenrechte verstoße. Der Richterspruch wurde bei dem jetzigen Urteil berücksichtigt.

Die Spähaktionen von NSA und GCHQ sind durch die Enthüllungen des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden weltweit in die Kritik geraten. Die Affäre hat auch die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA belastet, weil selbst Kanzlerin Angela Merkel ins Visier der Geheimdienstler gekommen sein soll.

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4 Kommentare

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  • Sollte es in Großbritannien tatsächlich unabhängige Gerichte geben, wird man sich spätestens jetzt darum wohl Sorgen machen müssen.

    "Schaun mer mal, dann sehn mer scho." (Zitat: Kaiser)

  • Es ist ein Urteil ohne Konsequenzen. Denn für Geheimdienste gilt stets: Egal, ob legal oder illegal, die Hauptsache, es wird gemacht und fortgesetzt. Und selbst die ganz hohe Politik beweist in schon fast regelmäßigen Abständen, daß bei einem Konflikt zwischen Vorhaben und Gerichtsentscheidung stets das Vorhaben die Oberhand behält.

  • Immerhin ist es nicht die Stasi. Boah, das wär vielleicht krass! NSA, CIA, BND, GCHQ undundund gehören ja zu Achsel der Guten. Achse. Sie foltern für unser täglich Brot und erlösen uns von dem Bösen, denn ihnen ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit (also unabhängig von jedem denkbaren Wahlergebnis). Amen.

    • @Karl Kraus:

      "Immerhin ist es nicht die Stasi. Boah, das wär vielleicht krass! …"

       

      Stimmt - die wäre mit ihren Kinderrollern (Langröhrentechnik; mit Datenschrott dilettantisch überspielte Bänder etc ) vermutlich durchgekommen -

       

      und nochens - D.H.

      "Irgendwie muss die Stabilität des Landes aufrecht erhalten werden.…"

      Was ja auf english mit dem dortigen demokratiefeindlichen Rest heißen soll -

      Right or wrong - my country;

      Klartext - demgegenüber hoffentlich das Urteil auch in 'schland -

      JuMi&IM hin oder her -

      Schule macht.