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Gegen Coronamaßnahmen in SüdeuropaRandale in ganz Italien

Im gesamten Land protestieren Menschen gegen die Corona-Einschränkungen. Viele von ihnen friedlich, doch einige sind auf Krawall aus.

Turin am Montag: Nicht überall verliefen die Proteste gegen die Coronamaßnahmen friedlich Foto: Massimo Pinca/reuters

Rom taz | Neapel, Rom, Mailand, Turin, Triest, Lecce, Catania: Eine Welle des teils friedlichen, teils gewalttätigen Protests gegen die neuen Covid-Restriktionen der Regierung schwappt durch ganz Italien.

Angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen unterzeichnete Ministerpräsident Giuseppe Conte am Sonntag ein Dekret, das den Bürger*innen und Geschäftsleuten weitere Einschränkungen auferlegt. Bars, Restaurants und Kneipen müssen schon um 18 Uhr schließen, nur der Außer-Haus-Verkauf von Speisen, nicht aber Alkohol, ist gestattet. Schließen müssen zudem alle Fitnesscenter, Sport- und Schwimmhallen, Vereinstraining ist nur noch im Freien erlaubt. Auch Kinos, Theater und Konzertsäle müssen den Betrieb einstellen.

Außerdem hatten die Regionen Kampanien, Lombardei und Latium mit ihren Metropolen Neapel, Mailand und Rom schon letzte Woche nächtliche Ausgangssperren von 23 Uhr bis 5 Uhr verhängt. Bereits am Freitag begannen deshalb die Proteste in Neapel.

Hunderte Personen strömten spätabends auf die Straße, statt sich brav nach Hause zu begeben. Die Mobilisierung lief über Social Media, und sie brachte verzweifelte Restaurantinhaber*innen samt ihren Beschäftigten ebenso auf die Straße wie Schwärme von Hooligans, Faschisten und Kriminellen aus dem Umfeld der Familienclans Camorra, die randalierten, Müllcontainer abfackelten und auch Polizeifahrzeuge angriffen.

Schlägertrupps verwüsten Läden

Für die breite Masse der Protestierenden sind die Gewaltbereiten allerdings kaum repräsentativ. Dies zeigte sich in den folgenden Tagen, in denen in Neapel immer wieder Hunderte, ja Tausende Menschen friedlich auf die Straße gingen, von der Lehrerin der Ballettschule zum Taxifahrer, von der Barbesitzerin zum Pizzabäcker.

Ähnlich war das Bild auch in anderen italienischen Städten. In Rom hatte für Samstagnacht pünktlich zur Ausgangssperre die neofaschistische Gruppierung Forza Nuova zur unangemeldeten Demonstration aufgerufen. Etwa 250 Schläger, vorneweg Ultras von Lazio Rom, fanden sich ein und lieferten sich stundenlange Scharmützel mit der Polizei. Doch sie blieben unter sich: Die wirklich von den Restriktionen Betroffenen schlossen sich dem gewalttätigen Protest nicht an.

In Turin wiederum trafen sich auf einer friedlichen Kundgebung diejenigen, die sich als Opfer der Coronamaßnahmen sehen, während sich unweit von ihnen kleine Grüppchen einfanden, die ganz offen auf Krawall setzten. Sie zogen schließlich durch eine der wichtigsten Einkaufsstraßen des Zentrums, schlugen Schaufensterscheiben ein und plünderten diverse Läden.

Wie wenig ihnen am Schicksal etwa der Inhaber*innen der Restaurants gelegen war, zeigte sich daran, dass sie auch deren Außenbereiche mit Stühlen, Tischen und Schirmen verwüsteten. Die Polizei nahm zehn Randalierer fest.

Auch für die nächsten Tage sind quer durch Italien zahlreiche Protestkundgebungen angekündigt. Die Regierung will mit einem neuen Hilfspaket reagieren, das Steuerzahlungen aussetzt, Kurzarbeitsregelungen verlängert, vor allem aber Einnahmeausfälle bis zu 150.000 Euro ausgleichen soll.

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