Friedensverhandlungen in Kolumbien: Geplante Gespräche mit der ELN
Die Regierung in Kolumbien will nun auch mit der zweitgrößten Rebellengruppe sprechen. Ende Oktober sollen die Verhandlungen starten.
„Die Delegationen der Regierung und der ELN haben entschieden, am 27. Oktober in Quito Gespräche aufzunehmen“, hieß es in der Erklärung. Die ELN ist kleiner als die Farc. Sie hat mit geschätzten 1500 Kämpfern ungefähr ein Viertel der Stärke der Revolutionären Streitkräften Kolumbiens.
Santos, der am Freitag mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, begrüßte den Schritt. Mit der ELN-Guerilla „streben wir seit fast drei Jahren Verhandlungen an, um den Konflikt mir ihnen zu beenden“. „Und heute haben wir eine gute Nachricht“, sagte der Staatschef.
Die Farc und die kolumbianische Regierung hatten sich bereits am 24. August nach jahrelangen Verhandlungen in Havanna auf den Friedensvertrag geeinigt. Das Friedensabkommen wurde Anfang Oktober von der Bevölkerung mit knapper Mehrheit abgelehnt. Santos bemüht sich nun um eine Überarbeitung des Abkommens.
Vor der Ankündigung der offiziellen Friedensgespräche hatte die ELN dem Roten Kreuz eine weitere Geisel übergeben und damit weiter Hoffnungen auf eine Annäherung genährt. Wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Montag mitteilte, erfolgte die Übergabe im Gebiet von Fortul nahe der Grenze zu Venezuela.
Laut der katholischen Kirche handelt es sich um Nelson Alarcón, der vor drei Monaten entführt wurde. Es war die dritte Geisel-Freilassung der ELN innerhalb von zwei Wochen. Die Behörden gehen davon aus, dass die ELN noch eine vierte Geisel gefangen hält.
Ende März hatten die ELN und die kolumbianische Regierung einen öffentlichen Dialog angekündigt, ohne jedoch ein Datum für dessen Beginn zu nennen. Der Start hatte sich verzögert, weil die Guerilla sich zunächst weigerte, ihre Gefangenen freizulassen. Santos hatte dies jedoch im März zur Bedingung für Verhandlungen mit der ELN gemacht.
Farc-Chef Rodrigo Londoño alias Timochenko begrüßte den Schritt zur Aussöhnung bereits vor der Bekanntgabe des offiziellen Termins. „Viel Erfolg“, schrieb Timochenko im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Farc-Chefunterhändler Iván Márquez twitterte: „Sehr gute Nachricht für das Land, das Abkommen zwischen der ELN und der Regierung, einen Dialog zu beginnen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Krieg in Gaza
Kein einziger Tropfen sauberes Wasser
Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte
Fürs Militär ist Kohle da
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren