Frauen*kampftag in Berlin: Schwestern kämpfen gemeinsam
Am Frauen*kampftag gibt es in Berlin zahlreiche Demos. Auf dem Purple Ride und der internationalistischen Demo gehört die Straße allein den FLINTA.
Der Mariannenplatz war lila, so viele Frauen* waren da“ – so würde es wohl klingen, wenn Ton Steine Scherben über den diesjährigen Frauen*-Kampftag singen würden. Lila Luftballons wehen am Mittwochmittag über den Köpfen von Hunderten FLINTA, also Frauen, Lesben, Inter, Non-Binary, Trans und agender*-Personen, die sich in Kreuzberg auf dem Mariannenplatz zum Purple Ride versammelt haben. Und das Motto ist Programm: Lila Mützen, Jacken, Schals, Fahrräder, ja sogar lila Haare sind zu sehen.
Die Stimmung ist entspannt: Während eine Frau leise zu elektronischer Musik singt, klettern im Hintergrund kleine Kinder auf dem Feuerwehrbrunnen herum und die Frauen* unterhalten sich gedämpft. Cis-Männer, also Männer, deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, sind nicht erwünscht – werden aber auch nicht verjagt, wenn sie sich doch hierher verirren.
Stattdessen bittet die Rednerin die anwesenden Männer „ganz, ganz freundlich zu gehen“, da dies eine Demo für die Sichtbarkeit von FLINTA sei. Die schließt Trans-Personen explizit mit ein, denn wie immer wieder wiederholt wird: Trans-Frauen sind auch Frauen, wer das nicht begreift, ist ebenfalls nicht erwünscht.
Ohne Alice Schwarzer und andere sogenannte Terfs, also „Trans-Exclusionary Radical Feminists“ (Trans-ausschließende radikale Feministinnen), zieht der lila Fahrradkorso dann gegen 13 Uhr los und fährt zum Soundtrack von Destinys Child gemächlich von Kreuzberg Richtung Neukölln – wo die mehr als 500 FLINTA von Passant*innen und Autofahrer*innen unter lautem Hupen und Gejubel freudig begrüßt werden.
Ziel des Purple Ride ist die revolutionäre internationalistische FLINTA-Demo am Frankfurter Tor in Friedrichshain. Dort warten bereits mehrere Hundert Feminist*innen auf die verschiedenen Zubringerdemos, um dann gemeinsam zum Frauengefängnis in Lichtenberg zu laufen. Auch hier dominiert die Farbe Lila, allerdings sind weitaus mehr Penisträger zu sehen. Dass vom Lauti mehrfach die Durchsage kommt, dass Cis-Männer nicht eingeladen sind und dieser Tag den FLINTAs gehört, scheint jedoch die wenigsten zu stören.
Während ein leichter Schneeregen die Menschen frösteln lässt, wird in Redebeiträgen und auf Bannern auf die Frauenkämpfe in anderen Ländern wie der Türkei und dem Iran aufmerksam gemacht. Die Botschaft ist klar: Überall auf der Welt werden Frauen und Trans unterdrückt, also müssen wir zusammenstehen, uns organisieren und selbst verteidigen. Denn der Kampf jeder Schwester ist der Kampf von uns allen. Über den Platz weht der Gesang von Hunderten Stimmen: Jin, Jiyan, Azadî – Frau, Leben, Freiheit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Misogynes Brauchtum Klaasohm
Frauenschlagen auf Borkum soll enden
Parteitag der CDU im Hochsauerlandkreis
Der Merz im Schafspelz