Frauen bei der Vierschanzentournee: Freiflüge für alle

Die Vierschanzentournee soll auch weiblich werden. Der Deutsche Ski-Verband ist dafür, wenn das „Männer-Premiumprodukt nicht leidet“.

Skispringerin bei Schneefall

Immer weit unterwegs: Olympiasiegerin Carina Vogt beim Weltcup in Lillehammer Foto: imago/Eibner Europa

Natürlich war Katharina Althaus beim Auftaktspringen der Vierschanzentournee an der Schattenbergschanze. Aus ihrer Sicht aber leider nur als Zuschauerin. „Für uns Springerinnen wäre es ein riesiges Highlight, wenn es eine Vierschanzentournee auch für uns Frauen geben würde“, sagt die Vize­weltmeisterin, „dann würden wir ein bisschen mehr ins Rampenlicht rücken.“ Auch Olympiasiegerin Carina Vogt erklärt: „Es fehlt eine Tournee für Frauen!“ Das Saisonhighlight ist den Männern vorbehalten. Noch. Doch die Forderungen sind nicht mehr zu überhören. „Die sind laut genug, also unsere zumindest“, sagte Deutschlands Teammanager Horst Hüttel.

An den Organisatoren der Vierschanzentournee soll eine Erweiterung nicht scheitern. „Alle vier Orte sind dem Frauenskispringen gegenüber positiv eingestellt“, sagte Tourneepräsident Johann Pichler in Bischofshofen, „wenn die Verbände mitziehen, ist es möglich, die Frauen innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre ins Programm einzubauen.“ Der Deutschen Ski-Verband (DSV) sendet positive Zeichen. „Die Bereitschaft aller Beteiligten, die Frauen zu integrieren, ist enorm groß“, sagt Horst Hüttel, Teammanager für Skispringen und Kombination beim DSV, „länger als maximal zwei, drei Jahre sollte es aus meiner Sicht nicht mehr dauern. Allerdings muss alles gut abgestimmt sein, das Männer-Premiumprodukt darf natürlich nicht leiden.“

Nach anfänglichem Zaudern beim Ski-Weltverband Fis ist das Skispringen der Frauen längst etabliert im internationalen Wettkampfkalender. Trotzdem herrscht noch ein wenig Skepsis, ob sich die Frauen in die Tournee integrieren lassen. Sandro Pertile, von der kommenden Saison an Skisprung-Renndirektor der Fis, begegnet dem Drängen der Frauen mit dem Hinweis: „Wenn man nur einige wenige Athletinnen hat, die um den Sieg springen können, dann präsentiert man ein schwaches Produkt.“ Althaus widerspricht: „Das Feld vorne ist schon zusammengerückt.“

Mitte April treffen sich die vier örtlichen Ausrichter mit Vertretern der Skiverbände aus Deutschland und Österreich sowie der FIS zur Nachbetrachtung der aktuellen Tournee. Einen zentralen Punkt werden die Finanzen einnehmen. Dawid Kubacki hat für seinen Gesamtsieg in diesem Jahr etwa 18.500 Euro bekommen. Ein vergleichsweise lächerlicher Betrag für dieses Hochglanzprodukt und im Vergleich zu anderen Veranstaltungen wie einem Erfolg bei einem Grand-Slam-Tennisturnier oder Masters im Golf.

Größtes Interesse bei TV-Sendern

Zusätzliche Kosten würde auch die Teilnahme der Frauen an der Tournee verursachen. Für Pichler kein unüberwindliches Hindernis: „Wenn die Verbände mitziehen und ihr Scherflein dazu beitragen, dann ist es meines Erachtens schon möglich, dass in zwei, drei Jahren die Damen sinnvoll miteingebaut werden.“

Bundestrainer Andreas Bauer schlägt als Befürworter vor, die Wettkämpfe am Tag der Qualifikation der Männer auszutragen. „Der Schlüssel ist das Fernsehen“, sagt DSV-Teammanager Hüttel, „nur wenn ARD und ZDF bereit sind, neben der Qualifikation auch das Springen der Frauen zu übertragen, macht es Sinn. Denn nur dann wäre eine gewisse Refinanzierbarkeit gegeben.“ Erste Gespräche mit dem federführenden Südwestrundfunk (SWR) seien positiv verlaufen: „Dort gibt es größtes Interesse.“

Wenn die Frauen zur Tournee gehören, verdoppelt sich die Zahl der Sportlerinnen und Betreuer. Schon heute gelingt es nur schwer, den großen Tross in den Orten unterzubringen. Bauer gibt zu verstehen, dass die Frauen für eine Integration weite Fahrten in Kauf nehmen würden.

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