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Folgen für KlimakriseWie Russland die Erde aufheizt

Das Kampfgeschehen in der Ukraine hat direkte und indirekte Folgen für die Klimakrise. Die Emissionen seien signifikant, sagt eine neue Studie.

Wowtschansk am 5. Juni, an der ukrainisch-russischen Grenze Foto: Viacheslav Ratynskyi/reuters

Berlin taz | Russlands Krieg gegen die Ukraine verschärft die Klimakrise. Wie sehr, das hat ein internationales Forschungsteam analysiert. Demnach hat der Krieg im vergangenen Jahr zu knapp 120 Millionen Tonnen an zusätzlichen CO2-Emissionen geführt.

Zum Vergleich: Das entspricht etwa einem Sechstel der Emissionen, die ganz Deutschland in demselben Zeitraum verursacht hat. In der Berechnung sind alle Treibhausgase berücksichtigt, also etwa auch Methan. Zur besseren Übersicht über ihre Klimawirkung wurden sie in CO2 umgerechnet.

Etwa ein Fünftel der kriegsbedingten Emissionen gehen der Analyse nach unmittelbar auf die Kämpfe zurück. Das hat zum Beispiel mit dem Spritverbrauch von Panzern und Fahrzeugen zu tun. Den Klimaschaden, der durch die Lecks in den Nord-Stream-Pipelines entstanden ist, zählt das Team ebenfalls mit.

Die For­sche­r:in­nen sehen aber auch indirekte Effekte. Der größte Posten ist hier der nötige Wiederaufbau. Um zerstörte Häuser, Straßen, Kraftwerke und Fabriken in der Ukraine wieder instand zu setzen, sind große Mengen an Baustoffen nötig. Bei der Herstellung von Beton, Zement, Stahl und Glas entsteht sehr viel CO2 – teils durch den hohen Energiebedarf, teils durch den Produktionsprozess selbst. Der Klimaschutz im Bausektor läuft deshalb schleppend.

Kriegsgebiet muss weiträumig umflogen werden

Hinzu kommt, dass internationale Flugzeuge das Kriegsgebiet weiträumig umfliegen müssen, dadurch mehr Treibstoff benötigen und entsprechend mehr CO2 in die Atmosphäre entlassen.

Als weitere Emissionsquelle haben die For­sche­r:in­nen die Feuer identifiziert, die nahe der Front ausbrechen. Ein Siebtel der kriegsbedingten Emissionen stammt der Analyse nach aus solchen Bränden.

Darüber hinaus werden in der Rechnung die Emissionen berücksichtigt, die Flugzeuge durch ihre weiträumigen Umwege über Asien verursachen, seit die Sanktionen gegen Russland gelten und Russland seinen Luftraum gesperrt hat.

„Die Emissionen durch Russlands ausgeweitete Invasion in die Ukraine sind signifikant“, sagte der niederländische Klimaforscher Lennard de Klerk, Leitautor der Studie, am Mittwochnachmittag am Rande der Klimaverhandlungen in Bonn. Dort treffen sich derzeit Di­plo­ma­t:in­nen zahlreicher Länder, um die Weltklimakonferenz COP 28 vorzubereiten, die Ende des Jahres in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden soll.

Ein Knackpunkt der Verhandlungen: Dieses Jahr soll Bilanz gezogen werden über die Klimaschutzbemühungen seit Beschluss des Pariser Weltklimaabkommens 2015. Insgesamt ist durchschlagender Erfolg ausgeblieben – weltweit betrachtet sind die Treibhausgasemissionen seither weiter angestiegen.

Klimaforscher de Klerk will mit seiner Forschung anstoßen, dass kriegsbedingte Emissionen in die offiziellen Klimabilanzen der Vereinten Nationen Eingang finden – bislang tun sie das nämlich nur anteilig.

Das kritisiert auch Umweltschützerin Linsey Cottrell von der britischen Organisation Conflict and Environment Observatory. Weil es für Länder nicht verpflichtend sei, dass sie ihre militärischen Emissionen an die Vereinten Nationen melden, täten das nur sehr wenige. Nur teilweise seien die Emissionen in anderen Bereichen inbegriffen, etwa beim Verkehr. Das ist Cottrell nicht genug.

„Es gibt eine große Datenlücke“, sagte die Umweltschützerin in Bonn. „Militär ist ein gigantischer Verbraucher von fossilen Kraftstoffen“, so Cottrell. „Das ist ein oft übersehener Aspekt der Klimakrise.“

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3 Kommentare

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  • Hat man die weltweite Waffennachproduktion vor allem der Industrienationen auch mit einberechnet? Von den Kosten, welche dank der Scheissrussen jetzt woanders fehlen werden, will ich schon gar nicht mehr sprechen.

    Und ja ich bin wütend, weil dieser imperialistische Angriffskrieg eines größenwahnsinnigen so gar nicht notwendig war/ist.

  • 6G
    676595 (Profil gelöscht)

    Herzlichen Glückwunsch zu diesen Erkenntnissen! Es ist ja auch inzwischen kein Vorbeikommen an den Tatsachen mehr möglich. Die letzten 2 Jahre erinnern mich an die technischen Instrumente der Folgenabschätzung, z. B. an die sogenannte "Mindmap". Im Zentrum steht da vielleicht "Welt retten" und die ersten Hauptzweige könnten lauten "Krieg", "Umbau der Wirtschaft" und „Fossile Energie“, „Humanismus“ oder "Flüchtlinge". Dann würde es losgehen mit der Verästelung, und siehe da, der Krieg und die Fortentwicklung der Konflikte könnten entscheidend eine unumkehrbare Dynamik erzeugen, bis hin zum „Kein-Zurück-Punkt“. Alles ganz analytisch. Kommen nun noch emotionale Reaktionen, Hass- und Rachehandlungen hinzu, dann „Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit …“.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Wie wird der Kerosinverbrauch beim bisher größten NATO_Luftwaffenmanöver einberechnet?

    Der Krieg ist der Vater der Klimakatastrophe.