Finale in der Champions League: Weit weg vom Übersport
Vor dem Finale in der Champions League: Das Preisgeld bei den Fußballerinnen stagniert. Der Männerfußball erlebt exorbitante Wachstumsraten.
Das zweitberühmteste Service trägt den Produktnamen New Wave, ist monochrom weiß und sieht mit den geschwungenen Formen, nun ja, ziemlich scheiße aus. Wer in Deutschland als Frau gut Fußball spielt, muss damit rechnen, ein Service geschenkt zu bekommen als Anerkennung für die Verdienste auf dem Rasen.
Im Jahre 1989 war es Mariposa, pikanterweise in 1b-Qualität, das deutsche Nationalspielerinnen bekamen, 2011 leistete sich der Hersteller Villeroy & Boch ein ironisches Zitat auf das später bespöttelte Präsent und verschenkte New Wave („in ausgefallen geschwungenem Wellen-Design“) an die DFB-Kickerinnen.
Wenn am Donnerstag das Finale in der Champions League der Frauen in Cardiff ansteht (20.30 Uhr, Eurosport), dann wäre es doch interessant zu wissen, was die beiden französischen Teams, Olympique Lyon und Paris St.-Germain, von der Uefa bekommen.
Die gute Nachricht: Sie kriegen kein Geschirr, die Siegerinnen dafür einen Pokal aus Sterlingsilber, 60 Zentimeter hoch und zehn Kilogramm schwer. Der soll, wie die Uefa schreibt, „mit seinen spiralförmigen Armen und einem massiven Körper Dynamik und Stärke symbolisieren“. Über einen ähnlich pompösen Pott dürfen sich am Samstag auch die Männer freuen – und die kommen angesichts der von der Uefa ausgeschütteten Summen gar nicht mehr aus dem Jubeln heraus. Der Fußball-Kontinentalverband schüttet heuer unglaubliche 1,3189 Milliarden Euro an die Klubs in der Champions League und im Uefa-Superpokal aus
60 Prozent mehr Einnahmen
Die Teilnehmer in der Europa League streichen immerhin noch 399,8 Millionen Euro ein. Das ist viel mehr als noch im Vorjahr. Die Steigerungsraten liegen bei 25 Prozent in der Champions League und bei 60 Prozent in der Europa League – ein exorbitantes Wachstum, von dem auch die Frauenfußballerinnen profitieren? Weit gefehlt. Das in Cardiff siegreiche Team bekommt gerade mal 250.000 Euro, der Zweite 200.000 Euro, die unterlegenen Semifinalisten haben 50.000 Euro eingestrichen, und die Mannschaften, die im Viertelfinale hängen geblieben sind, 25.000 Euro. Das Preisgeld ist auf dem Niveau der Vorsaison. Ein Unding?
Siegfried „Siggi“ Dietrich stimmt dem nur bedingt zu, denn es handele sich ja, findet er, beim Männer- und Frauenfußball um zwei verschiedene Sportarten. Der Manager des 1. FFC Frankfurt flüchtet sich in dieses Konstrukt, um kein Porzellan zu zerschlagen. „Vergleichen kann man beide Sportarten nicht, und von Ungerechtigkeit will ich nicht reden, denn wir entwickeln uns ja noch“, sagt er. „Es ist immer eine Frage, wie die Marktsituation aussieht.“ Und in diesem Business gebe es nun mal die „Marke Männerfußball“ und die „Marke Frauenfußball“. Die eine überstrahlt die andere. „Wir können uns nicht vergleichen mit dem Übersport Männerfußball, wir sind in unserem eigenen Fahrwasser.“
Aber warum können nicht ein paar Geldschatullen rübergeschoben werden zu den Frauen, um das soccer pay gap ein wenig zu verringern? „Ja gut, so ganz zufrieden bin ich nicht, es ist immer mehr möglich, aber der Frauenfußball hängt halt in seiner Entwicklung eine Generation hinterher“, sagt Siggi Dietrich und verweist dann darauf, dass der Sport 1970 in Deutschland ja noch verboten war.
Kleine Zeichen der Besserung
In anderen Sportarten hat die Gleichbezahlung längst Einzug gehalten. Sie ist, nach Erhebungen der BBC aus dem Jahr 2014, zum Beispiel völlig normal in der Leichtathletik, bei den Alpinen und den Nordischen, bei den Schwimmern, Eiskunstläufern (schon seit 1995) oder Modernen Fünfkämpfern.
Im Fußball sind die Unterschiede am gravierendsten, auch wenn es kleine Zeichen der Besserung gibt. So wird bei der Europameisterschaft in diesem Sommer in den Niederlanden fast viermal so viel Geld an die Teilnehmerinnen ausgeschüttet als zuvor. 2,2 Millionen waren es bei der EM 2013 in Schweden, jetzt werden es 8 Millionen Euro sein. Damit kommt man bei einer Männer-EM allerdings nicht weit; 301 Millionen Euro wurden bei dem Kontinentalturnier in Frankreich ausgeschüttet.
Eine Angleichung des Preisgeldes hätte aber nicht nur positive Effekte. Würden unter den Klubs in der Champions League der Frauen plötzlich hohe Summen verteilt wie etwa – um nicht gleich zu hoch zu greifen – in der Europa League der Männer, Vereine wie Olympique Lyon, der VfL Wolfsburg oder Paris St.-Germain würden der Konkurrenz noch weiter enteilen. Die Dominanz von Lyon ist jetzt schon erdrückend. Seit 2010 gibt es die Champions League der Frauen in dieser Form – und Olympique war in sechs von sieben Endspielen dabei.
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