Filmkomödie von Marc-Uwe Kling: Spinner hinter jedem Busch
Boxhandschuhe, Klimakrisen-Leugner und Bielefeld. „Die Känguru-Verschwörung“ lebt von skurrilen Begegnungen und Spaß am Unsinn.
Die Erde ist ein Würfel. Na ja, das ist Quatsch, das weiß auch Lisbeth Schlabotnik, heißlaufende Leugnerin der Klimakrise, die mit ihrem Blog „Diesel Liesel“ viele Anhänger gefunden hat. „Die Erde ist ein Würfel“, behauptet sie trotzdem im Lauf einer Wette, in der das Känguru und Marc-Uwe ihr beweisen wollen, dass mit der Rhetorik der Klimakrisenleugner jede noch so dämliche These als Wahrheit behauptet und alle gegenteiligen Aussagen, wie die Erde sei rund, als Teil einer Verschwörung ausgewiesen werden kann. Das Känguru und Marc-Uwe gewinnen zwar die Wette, können Diesel Liesel aber trotzdem an dieser Stelle noch nicht von der Wirklichkeit der Klimakrise überzeugen.
„Die Känguru-Verschwörung“. Regie: Marc-Uwe Kling. Mit Dimitrij Schad und dem Känguru u. a. Deutschland 2022, 102 Min.
„Die Känguru-Verschwörung“ ist der zweite Film mit dem Känguru. Marc-Uwe Kling, von dem das Drehbuch – noch nicht als Buch erschienen – stammt, führt diesmal auch Regie, sein verschlafenes Künstler-Alter-Ego Marc-Uwe spielt wieder Dimitrij Schaad. Ihre Gegner sind diesmal die Klimakrisen-Leugner, die bald schon Jagd auf das Känguru machen und eine Känguru-Verschwörung aufspüren, die seit Hunderten von Jahren Unruhe stiftet.
Der politische Gegner, die Klimakrisen-Leugner, die Chemtrails-Fürchter, die Corona für eine Verschwörung halten und Impfgegner sind, sind zweifelsohne das lohnenswerte Ziel einer satirischen Actionkomödie. Wobei sie durch die Bank so dämlich wirken, dass man ein paar wirklich brauchbare gute Tricks, ihren realen Vorbildern rhetorisch beizukommen, nun doch nicht lernt.
Obwohl unentwegt gequatscht wird und das Großmaul Känguru viele Pointen raushaut, liegt der Fokus doch sehr auf der Action, auch wenn diese selbst wiederum ironisch kommentiert wird. So rasen Marc-Uwe und das Känguru einmal auf einer Draisine – frag jetzt nicht wieso – auf eine Abbruchkante zu, als wäre die Erde doch ein Würfel, und erleben eine fast mörderische Achterbahnfahrt. Was aber nach einem Schnitt doch nur ein Alptraum des Kängurus gewesen sein soll, der, wie das Tier selbst sagt, wahrscheinlich „die Hälfte des Budgets“ verschlungen hat.
Ein bisschen over the top
Skurrile Begegnungen der unerwarteten Art, der Regisseur und Drehbuchautor Kling scheint sie zu lieben, vielleicht auch, weil die Steigerung des Unwahrscheinlichen schließlich gar nicht mehr nach Glaubwürdigkeit der Handlung fragen lässt. Spinner lauern hinter jedem Busch.
Auf dem Weg nach Bielefeld, zu einer Conspiracy Convention, auf der Diesel Liesel Starrednerin ist, geraten sie unter lateinisch sprechende Römer – eine kostümierte Lateinklasse, die sich, von ihrem Lehrer angeleitet, ein Reenactment der Varus-Schlacht mit einer Horde Germanen liefern. Das Känguru, das immer ein paar Boxhandschuhe in seinem Beutel hat, ist begeistert. Und so wird der Weg zum Showdown in Bielefeld wieder ein wenig in die Länge gezogen.
Dass dieser Quatsch Spaß macht, liegt auch an der Besetzung. Petra Kleinert, aus vielen Fernsehserien bekannt, ist die Resolutheit in Person, in der man den letztlich sich durchsetzenden guten Funken aber immer schon glimmen sieht. Benno Fürmann fügt seinem Bösewicht-Image als Anführer der Klimakrisenleugner noch eine schmierige Facette hinzu, und Michael Ostrowski als neuer Freund Joe, der dem zielsicher ins Chaos trudelnden Duo Känguru und Marc-Uwe mehrfach als rettender Engel erscheint, bereichert mit seinem österreichischen Charme die bekannten Figuren um eine neue Note. Sie alle spielen, als hätten sie große Freude an der Bedienung des Klischees und noch ein bisschen over the top.
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