Fifa und Uefa schließen Russland aus: Schiefe Brücken
Die Fifa und Uefa ringen sich zum Ausschluss Russlands durch. Für die verbindende Kraft des Sports standen die beiden Verbände ohnehin nie.
Die internationalen Fußballverbände haben sich reichlich schwergetan mit der Entscheidung, Russland aus ihren Wettbewerben auszuschließen. Die Letzten waren sie aber nicht. Am Dienstag gaben alle paar Minuten weitere Sportverbände bekannt, dass sie sich infolge der Invasion Russlands in die Ukraine an der Isolation des russischen Sports beteiligen werden.
Der Eishockey- und Eislaufweltverband teilten mit, dass Sportler:innen aus Russland und Belarus mit sofortiger Wirkung von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen seien. Die Volleyball-WM, das versicherten die verantwortlichen Funktionäre, werde im Sommer nicht in Russland stattfinden. Und dem Taekwondo-Weltverband war am Dienstag der Hinweis wichtig, dass Russlands Präsidenten Wladimir Putin der schwarze Gürtel, den er 2013 ehrenhalber erhielt, nun entzogen wird.
Die einmütige Radikalität, mit der allerorten im Sport die Brücken zu Russland abgebaut werden, ist einerseits nachvollziehbar, hat andererseits aber eine problematische Seite. Selbst im Kriegsfall braucht es auch zivilgesellschaftliche Verbindungsstellen, um Annäherung wieder möglich zu machen. Als glaubwürdiger Brückenbauer haben aber insbesondere die großen globalen Sportorganisationen, das Internationale Olympische Komitee sowie die Fifa und die Uefa, nahezu jeglichen Kredit verspielt.
Wie jüngst die Olympischen Spiele in Peking, die Fußball-WM 2018 in Russland oder die exklusive Partnerschaft der Uefa mit dem russischen Staatskonzern Gazprom gezeigt haben, wird über diese Brücken dieser Verbände zu autoritären Regimen vornehmlich Geld, Macht und Einfluss zugänglich gemacht und gemehrt, über schwere Menschenrechtsverletzungen wird möglichst geschwiegen. Die Botschaft „Kein Krieg“ wurde bei den Spielen in Peking als eine erachtet, die der ukrainische Skeletoni doch bitte kein zweites Mal zeigen sollte.
Zur Strafe Hymnenverbot
So ist auch das tagelange Zögern der Uefa und der Fifa zu verstehen, Russland von allen Wettbewerben auszuschließen. Schließlich zeigte sich Gazprom gegenüber der Fifa vor der WM 2018 äußerst spendabel und die Uefa erhielt vom Erdgaskonzern bis zuletzt 40 Millionen Euro jährlich. Alexander Djukow, Vorstandschef einer Gazprom-Tochter, saß dafür im Exekutivkomitee.
Zuerst verurteilte die Fifa am Donnerstag bei Kriegsbeginn Russland für „den Einsatz von Gewalt“ und kündigte an, die Lage weiter zu verfolgen. Am Sonntag verurteilte man immerhin schon „die Invasion“ und kündigte an, Russland dürfe zur Strafe künftig nur auf neutralem Gebiet, ohne Hymne, Flagge und Länderbezeichnung Fußball spielen. Die Forderungen nach einem Ausschluss von Russland durch die Fußballverbände Polens, Tschechiens und Schweden habe man „aufmerksam zur Kenntnis genommen“. Am Montag folgte dann die gemeinsame Erklärung mit der Uefa, russische Teams, ob National- oder Klubteams, bis auf Weiteres für alle Wettbewerbe zu sperren.
Der Russische Fußballverband (RFS) hat die Entscheidung der Fifa und der Uefa heftig kritisiert. Diese verstoße „gegen alle Standards und Prinzipien des internationalen Wettbewerbs“ sowie gegen „das Ethos von Sportsgeist und Fairplay“, heißt es in einer Erklärung des Verbands. Der Ausschluss sei „ausdrücklich diskriminierend“. Man behalte sich das Recht vor, die Entscheidung vor dem Internationalen Sportgerichtshof anzufechten.
Die Fifa und die Uefa, die sich zudem von Gazprom als Sponsor trennte, haben dem immensen internationalen politischen Druck so lange standgehalten, wie es nur irgendwie ging. Bei der Annexion der Krim durch Russland 2014 hatten die Verbände ihre Untätigkeit noch mit ihrer Brückenbauerposition zu Russland verteidigt, die ihnen so prächtig die Kassen auffüllte. Die Verbände haben sich die Hände zu schmutzig gemacht. Vielleicht können die positiven Kräfte des Sports an anderer Stelle entfaltet werden.
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