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Feministische Aktionen in BerlinJeder Tag ist Männertag

Wenn Männer sich feiern, werden sie nicht nur für sich zum Problem. FLTI-AktivistInnen versuchten daher, das Spektakel kreativ zu stören.

Der Männertag macht ungemütliche Typen noch ungemütlicher Foto: dpa

Berlin taz | Es sind Nachrichten, wie aus einem Kriegsgebiet: Aufgrund eines „Massenanfalls von Verletzten“ wird nahe des Magdeburger Stadtparks ein Notlazarett aufgebaut. 80 Einsatzkräfte, Notärzte und Notfallseelsorger rücken an, um der Lage Herr zu werden. Bereitgestellt wird Technik und Personal für die Versorgung von bis zu 100 Patienten, darunter 30 Schwerverletzten. Einzig der Katastrophenalarm wird nicht ausgelöst.

Grund für den Einsatz am frühen Donnerstagabend war der übermäßige Alkoholkonsum der Besucher des Stadtparks. Der fast normale Wahnsinn am Männertag. Auch aus anderen Städten vermeldete die Polizei Einsätze aufgrund von Schlägereien, Verletzten und Volltrunkenen. Doch Männer, die sich selbst oder gegenseitig schädigen, sind nur eine Seite der Medaille – Frauen, die Opfer von Übergriffen werden, sind die andere.

Berliner FeministInnen, Frauen-, Lesben, Trans- und Inter-AktivistInnen, nutzten deshalb den Herrentag in der Hauptstadt für eine Intervention auf ihre Art. Mit Graffitis, Aufklebern und Transparenten, gefälschten Plakaten der Verkehrsbetriebe und Interventionsteams machten sie darauf aufmerksam, dass für Frauen der Männertag kein Grund zur Freude sei. In einem Flyer heißt es: „Da gibt es nichts zu feiern. (…) Erst recht nicht, wenn Männergrüppchen saufend und mackernd durch die Stadt ziehen, uns belästigen und dabei unsere Grenzen überschreiten.“

Bereits in der Nacht wurden im Stadtgebiet Plakate aufgehängt, die das Spektakel provokant infrage stellten: „Herrentag?! Im Patriarchat ist jeder Tag Männertag“, heiß es da etwa, oder auch: „Macker gibt’s in jeder Stadt, bildet Banden, macht sie platt“.

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Großflächig verteilt wurden zudem täuschend echt aussehende Aufkleber der BVG. Unter der Überschrift „Kein Bus und keine Bahn zum ‚Herrentag‘!“ wiesen die MacherInnen auf die Häufung sexistischer und rassistischer Übergriffe an diesem Feiertag hin. Da der öffentliche Nahverkehr zum „Tatort“ würde, sollten „deutsche, heterosexuelle Männer“ an diesem Tag nicht befördert werden, so die überspitzte Forderung.

Während des Tages waren vier Teams mit bis zu 20 Personen in verschiedenen Parks unterwegs, um mit Flyern für ihre Kritik zu werben. Dabei sei es sowohl zu eher harmlosen Abwehrreaktionen, wie „Ich bin zu besoffen, ich kann nicht mehr lesen“, aber auch zu zahlreichen Sprüchen wie „Titten raus“, gekommen, berichtete eine der beteiligten AktivistInnen der taz. Männer, die besonders aggressiv reagieren, etwa die Flugblätter demonstrativ zerrissen, seien mit Wasserbomben attackiert worden. Auch einem körperlichen Übergriff mussten die Frauen entgegentreten. Das Fazit fällt für die Aktivistin dennoch positiv aus: „Wir gehen empowert aus der Sache raus“, sagte sie.

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24 Kommentare

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  • „Wir gehen empowert aus der Sache raus“

    Schön!

    Gut zu lesen, zu wissen!

  • "...Doch Männer, die sich selbst oder gegenseitig schädigen, sind nur eine Seite der Medaille – Frauen, die Opfer von Übergriffen werden, sind die andere."

    ...also so...

    „Ich bin zu besoffen, ich kann nicht mehr lesen“, aber auch zu zahlreichen Sprüchen wie „Titten raus“, gekommen, berichtete eine der beteiligten AktivistInnen der taz."

     

    "Männer, die BESONDERS aggressiv reagieren, ETWA die Flugblätter demonstrativ ZERRISSEN, seien mit Wasserbomben attackiert worden.

     

    Was zur Hölle ist gerade passiert!?

  • "Männer, die besonders aggressiv reagieren, etwa die Flugblätter demonstrativ zerrissen, seien mit Wasserbomben attackiert worden."

     

    Klingt verhältnismäßig... jemand zerreist einen Flyer den er nicht haben wollte und wird mit einer Wasserbombe attackiert... wenn das mal die Männer gemacht hätten...

  • [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie unsere Netiquette.

  • ich versteh das ganze theater nicht!

    abschaffen! und statts feiern schaffen gehen!

    den bus+betttag vermißt doch auch keine einer.

    • @christine rölke-sommer:

      1. vermisse ich durchaus den Buß- und Bettag.

      2. nimmt die Kirche leider Christi Himmelfahrt als Feiertag selbst nicht ernst, es gibt nicht mal ordentliche Gottesdienste in den Gemeinden.

       

      Von daher könnte mf den Feiertag meinetwegen gerne auch gleich ganz abschaffen.

      Problem: Am Tag der Arbeit hab ich die gleiche Sauferei beobachtet. Die Säufer bemächtigen sich jedweden Anlasses. Und alle Feste abschaffen möchte ich jetzt auch nicht.

       

      Aber gut, daß so richtig gesellschaftsschädigende Drogen wie Marihuana verboten sind …

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @Nicetry:

        Saufen ist legal. Was ein Mensch mit seinem Körper macht ist allein seine Sache.

         

        Von daher lasst sie tun was sie wollen und wenn Sie eure Freiheit einschränken dann lasst das die Staatsgewalt klären. Problem gelöst, ohne weitere Verbote!

        • @33523 (Profil gelöscht):

          eben!

          die einen saufen

          und die anderen denken sich mehr oder weniger kesse sprüche dazu aus.

  • "Ick gloob, mein Schwein pfeift" würde da der Berliner Busfahrer ausrufen! Wie absurd müssen die feministischen Aktionen weiter werden? Man hat den Eindruck, dass hier die Aggression doch auch sehr von den sogenannten Feministinnen ausgeht. Aber das ist ja so- man projeziert die eigenen Schwächen umso vehementer auf Andere. Auch sich die Männer per se als Feindbild auf die Fahnen zu schreiben, erinnert doch ziemlich an Denkstrukturen von anderen extremistischen Gruppierungen mit anderen Zielsetzungen! Man möchte meinen, dass sich hier das feministische Kampfkollektiv aus Mangel an wirklichen Problemen in immer absurdere Gefilde drängt! Man möchte meinen, dass diese Femistinnen darauf aus sind, Männer an sich umzuerziehen, ihnen die Männlichkeit auszutreiben! Man könnte auch von Kontrollsucht sprechen. Männer, die saufen und pöbeln werden erst zum Problem, wenn sie aggressiv Angehen und Gewalt ausüben, dann kann man aber die Polizei einschalten. Aber im Vorhinein so etwas unterbinden zu wollen, erinnert doch sehr an eine Art politisch korrekter Diktatur, wo alles was aggressiv werden könnte unterbunden werden soll. Männer sind eben anders als Frauen und das ist auch gut so! Ihr Testosteron mag seine negativen Auswüchse haben, aber es hat uns auch Bauwerke und Technik aller Art, ja Kunst und Musik beschert! Das Problem liegt doch wohl eher in der allgemeinen gesellschaftlichen Verrohung, die nicht die Männer erfunden haben, sondern die eine Folge der neoliberalen Abrichtung ist. Diese Art des Feminismus macht eher den Eindruck als ginge es hier darum, dass die Welt am Wesen der Frauen genesen soll und die Frau als eine neue Art Herrenmensch präsentiert werden soll. Oder nicht?

    Ich finde man sollte sich eher an die wahren Problematiken wie die Umformung und Verrohung durh den neoliberalen Endzeitkapitalismus machen und sich nicht auf Menschen losgehen, die anders sind und die man nicht versteht. Und vor allem: Alle Macht sollte in dieser Republik vom Staate ausgehen!

    • @jenapaul:

      Aggressionen sind von beiden Seiten nicht OK. Aber Ich glaube die Männer wehren sich irgendwo auch gegen die weibliche Dominanz in vielen Gesellschaftsbereichen. Und da rede ich nicht von Bezahlung! Das dies dann nicht sehr taktvoll geschieht, scheint an der aufgestauten Wut vieler Männer zu liegen. Umso mehr ist da ein Dialog nötig. Und Offenheit von beiden Seiten nötig. Aggression führt nur zu mehr Aggression. Oder wollen sie die Männer aus der Gesellschaft haben? Es macht auch wütend, wenn man immer grundsätzlich in eine moralisch schlechte Ecke gedrängt zu werden, nur weil man von Natur aus anders gestrickt ist. Und die Hoheit über die öffentliche Meinung haben immer noch die Frauen. Oder?

    • @jenapaul:

      Verständigung und Dialog ist der einzige Weg!

    • @jenapaul:

      nirgends schlägt einem mehr Aggression entgegen, als im feministischen Dikussionsbereich. Ähnlich ist es nur, wenn man über den Islam spricht,

  • Ich lasse mich ja gerne korrigieren, aber war der Männertag nicht das, wo man gesagt bekommt, dass man als Mann gefälligst mehr auf seine Gesundheit achten und zur Prostata-Untersuchung gehen soll?

     

    Dass der Vatertag jetzt Männertag heißt, war mir bis dato neu.

    • @sart:

      Und mir war neu, dass Christi Himmelfahrt jetzt Vatertag heißt ...

  • "Die Menscnthen sind recht mißgünstig und mehr de rAche als dr lIebe zugeneigt ud nfallen sisch gegenseitug lästiG",

    weiß der MANN und absoluter Top-Gefühlspsychologe Spinoza. Sieht so as,, als habe er auch über die Feministinnen-Aktivisinnen recht..

  • "Männer, die besonders aggressiv reagieren, etwa die Flugblätter demonstrativ zerrissen,..."

    Mmmh... die besondere Aggressivität kennt immer wieder neue Gesichter.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Ich sage Ihnen wir haben damite eine neue Dimension der Agressivität erreicht!

  • 2G
    2730 (Profil gelöscht)

    "Männer, die besonders aggressiv reagieren, etwa die Flugblätter demonstrativ zerrissen, seien mit Wasserbomben attackiert worden." Und dann ein Satz weiter: "Auch einem körperlichen Übergriff mussten die Frauen entgegentreten."

    Hallo? Geht's noch? Eine "Attacke" mit Wasserbomben (weil jemand ein Stück Papier zerreißt) IST ein körperlicher Übergriff.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    "uns belästigen und dabei unsere Grenzen überschreiten"

     

    Da wird schon klar um was es geht: Um die Gefühle der Aktivistinnin.

    Es geht hier nicht mehr um Gestze oder Straftaten sondern um pikierte Aktivistinnin.

    Nach der Wortpolizei kommt nun auch noch die Benimm-Polizei. Die Humorlosigkeit kennt an dieser Stelle wohl keine Grenzen.

     

    Aber es wird ja noch besser: "... sollten deutsche, heterosexuelle Männer an diesem Tag nicht befördert werden ..."

     

    Erst beschwert man sich über Sexismus und Rassismus und dann macht man sich einen Spaß daraus anderen wegen ihrer Nationalität, Sexuualität und ihres Geschlechts zu diskriminieren.

     

    Und dann sowas wie "Macker gibt’s in jeder Stadt, bildet Banden, macht sie platt"

     

    Da fehlen einem doch echt die Worte. Was für eine unreflektierte Selbstherrlichkeit steckt hinter solch einem Verhalten?

     

    Und was ist bitte mit der taz los das solche Artikel durch die Redaktion gehen? In dem Artikel kann ich nicht die geringste Kritik an diesem abwertenden Arschloch-Verhalten erkennen das die "empowerten" Aktivistinnin da an den Tag gelegt haben.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Sie haben noch nicht oft genug die Kolumne "dumme weißer Männer" osä gelesen vom Chef vom Dienst.

       

      Sonst wüssten Sie, dass Sexismus und Rassismus nicht gegen die überlegene Gruppe - also den weißen Mann - wirken kann. Er ist kraft seiner Gruppenzugehörigkeit NIE Opfer von Diskriminierung.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @Dr. McSchreck:

        Bedauerlicherweise bin ich mit diesem Konzept bereits aus Übersee bekannt.

  • Wir sollten sexistischen Hass nicht unterstützen. Es gibt eine Minderheit bei den heterosexuellen Männern, die meinen, dass es gut wäre an Himmelfahrt kollektiv zu besaufen. Von dieser Minderheit gibt es eine weitere Minderheit, die meint dabei das Recht zu haben, andere zu belästigen oder anzugreifen.

    Diese negativen Exzesse in unserer Gesellschaft sollten wir gezielt thematisieren aber deswegen nicht in Sexismus ausarten. Kein Geschlecht deswegen pauschal diskriminiert oder herabgewürdigt werden, weil es unter ihnen eine Minderheit gibt, die die sozialen und häufig auch rechtlichen Regeln verletzt.

    Wir fordern ja auch nicht, dass alle echten oder potentiellen Fussballfans nicht mehr Bus und S-Bahn fahren dürfen, dass alle mit kurzen Haaren ausgeschlossen werden oder dass alle Flüchtlinge nicht mehr ins Freibad dürfen.

    Lasst uns für einen Vatertag werben, der seinen Namen verdient. Lasst uns Abenteuerausflüge von Vätern mit ihren Kindern organisieren. Verteilt Legobausteine an Väter, damit diese damit mit ihren Kindern spielen. Stellt Mahnwachen für "entsorgte" Väter auf. Aber bitte macht kein sexistisches Männerbashing. Wie soll denn unsere Gesellschaft lernen, dass Sexismus nicht in Ordnung ist, wenn er hier gut geheißen wird?

    Männer "platt machen" ist Neonazi-Jargon. Selbst wenn diese Mordaufrufe nicht ernst gemeint sind, wird damit der rechte Terror salonfähig gemacht.

    • @Velofisch:

      Als wenn Frauen oder homosexuelle sich nicht auch am Vatertag betrinken.

      • @Hackbraten:

        Natürlich betrinken sich alle mögliche Leute an allen möglichen Tagen. Der Muttertag wird nicht mit einer Sauftour der Mütter assoziiert - der Vatertag aber mit einer Sauftour der Väter. Daran sollten wir etwas ändern. Kann mir aber nicht vorstellen, dass die im Artikel beschriebenen radikalen "Feministinnen" dies tatsächlich ändern wollten, denn sonst würde ihnen ja ein weiterer Grund für ihr Feindbild abhanden kommen.

        [...] Beitrag gekürzt. Bitte beachten Sie die Netiquette.