Feministische Aktionen in Berlin: Jeder Tag ist Männertag
Wenn Männer sich feiern, werden sie nicht nur für sich zum Problem. FLTI-AktivistInnen versuchten daher, das Spektakel kreativ zu stören.
Grund für den Einsatz am frühen Donnerstagabend war der übermäßige Alkoholkonsum der Besucher des Stadtparks. Der fast normale Wahnsinn am Männertag. Auch aus anderen Städten vermeldete die Polizei Einsätze aufgrund von Schlägereien, Verletzten und Volltrunkenen. Doch Männer, die sich selbst oder gegenseitig schädigen, sind nur eine Seite der Medaille – Frauen, die Opfer von Übergriffen werden, sind die andere.
Berliner FeministInnen, Frauen-, Lesben, Trans- und Inter-AktivistInnen, nutzten deshalb den Herrentag in der Hauptstadt für eine Intervention auf ihre Art. Mit Graffitis, Aufklebern und Transparenten, gefälschten Plakaten der Verkehrsbetriebe und Interventionsteams machten sie darauf aufmerksam, dass für Frauen der Männertag kein Grund zur Freude sei. In einem Flyer heißt es: „Da gibt es nichts zu feiern. (…) Erst recht nicht, wenn Männergrüppchen saufend und mackernd durch die Stadt ziehen, uns belästigen und dabei unsere Grenzen überschreiten.“
Bereits in der Nacht wurden im Stadtgebiet Plakate aufgehängt, die das Spektakel provokant infrage stellten: „Herrentag?! Im Patriarchat ist jeder Tag Männertag“, heiß es da etwa, oder auch: „Macker gibt’s in jeder Stadt, bildet Banden, macht sie platt“.
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Großflächig verteilt wurden zudem täuschend echt aussehende Aufkleber der BVG. Unter der Überschrift „Kein Bus und keine Bahn zum ‚Herrentag‘!“ wiesen die MacherInnen auf die Häufung sexistischer und rassistischer Übergriffe an diesem Feiertag hin. Da der öffentliche Nahverkehr zum „Tatort“ würde, sollten „deutsche, heterosexuelle Männer“ an diesem Tag nicht befördert werden, so die überspitzte Forderung.
Während des Tages waren vier Teams mit bis zu 20 Personen in verschiedenen Parks unterwegs, um mit Flyern für ihre Kritik zu werben. Dabei sei es sowohl zu eher harmlosen Abwehrreaktionen, wie „Ich bin zu besoffen, ich kann nicht mehr lesen“, aber auch zu zahlreichen Sprüchen wie „Titten raus“, gekommen, berichtete eine der beteiligten AktivistInnen der taz. Männer, die besonders aggressiv reagieren, etwa die Flugblätter demonstrativ zerrissen, seien mit Wasserbomben attackiert worden. Auch einem körperlichen Übergriff mussten die Frauen entgegentreten. Das Fazit fällt für die Aktivistin dennoch positiv aus: „Wir gehen empowert aus der Sache raus“, sagte sie.
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