Fahrradbranche floriert: Mit Pedalpower durch die Pandemie
Dank der großen Nachfrage nach E-Bikes verzeichnet die Fahrradindustrie Rekordumsätze. Kauflaune und Logistikprobleme treiben die Preise hoch.
Die Fahrradbranche hat ein glänzendes Jahr hinter und ein weiteres vor sich. In der Pandemie sind viele Bürger:innen auch neu aufs Rad gestiegen, etwa als Alternative zu Bussen und Bahnen oder um Bewegung zu bekommen. Die Branche verkaufte trotz des zeitweisen Lockdowns 5,04 Millionen Fahrräder und E-Bikes. Das waren 16,9 Prozent mehr als 2019. Der Umsatz der deutschen Fahrradindustrie stieg um stolze 60,9 Prozent auf 6,44 Milliarden Euro.
Die Aussichten bleiben gut. „Die Nachfrage ist extrem hoch“, sagte Brust. Gleichzeitig gibt es aber Probleme mit der Logistik, etwa bei Lieferungen aus Asien. Von dort kommen vor allem Rahmen und Kabel. Die Hauptbestandteile der Räder werden in der Regel im Ausland produziert und hierzulande montiert. Weil aber Container knapp sind, ist der Transport teuer, was sich auf den Preis auswirkt.
Komplette Räder wurden im vergangenen Jahr etwas weniger importiert. Die größten Lieferanten sind Kambodscha, Polen, Bangladesch und Bulgarien. „Importe aus der EU gewinnen an Bedeutung“, sagte Brust. Das liege daran, dass die Kundschaft ihre Ansprüche, was die Qualität angeht, gesteigert habe. Das zeigt sich auch im Vertrieb: Die Mehrzahl der Räder wird über den Fachhandel verkauft. Der Absatz über Baumärkte, Supermärkte und Discounter ist dagegen gesunken. Etwas mehr als ein Viertel der Räder wurde über das Internet verkauft, unter den Anbietern sind auch Fachhändler.
Lastenräder gewinnen an Bedeutung
Der Boom wird von E-Bikes getragen, die zunehmend eine Alternative zum Pkw werden. Im vergangenen Jahr wurden fast 2 Millionen Stück verkauft, damit sind hierzulande mehr als 7 Millionen in Umlauf. Nach Schätzung des ZIV liegt der Radbestand in Deutschland einschließlich E-Bikes bei 79,1 Millionen. Zum Vergleich: Die Zahl der zugelassenen Pkws beträgt 48,25 Millionen. Brust geht davon aus, dass langfristig jedes zweite verkaufte Fahrrad ein E-Bike sein wird. Wegen der höheren Stückzahlen könnten die Preise perspektivisch sinken.
Auch Lastenräder gewinnen an Bedeutung. Davon setzte die Branche mehr als 100.000 ab, die meisten mit Elektroantrieb. Von Diensträdern, die immer mehr Unternehmen ihren Beschäftigten anbieten, verspricht sich die Branche ebenfalls viel. Hier sind neue Geschäftsmodelle etwa von Leasinganbietern entstanden.
Der Fachhandel sei auf die große Nachfrage vorbereitet, sagte Thomas Kunz, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Zweiradhandels. Die Lager seien voll – aber die Fahrradgeschäfte wegen der Coronakrise nicht überall geöffnet. Dabei seien die Läden sicher, betonte Kunz. „Wir fordern die Öffnung der Fahrradgeschäfte, unabhängig vom Inzidenzwert.“
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