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Fachkräftemangel in DeutschlandAuf der Suche nach Pflegekräften

In Deutschland fehlen zehntausende Pflegekräfte. Gesundheitsminister Jens Spahn ist im Kosovo und in Mexiko unterwegs, um Kräfte anzuwerben.

„Ohne Fachkräfte aus dem Ausland wird es nicht gehen“, sagt Jens Spahn. Foto: reuters

Berlin afp | Zur Verbesserung der Situation in der Pflege setzt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auch auf Fachkräfte aus Mexiko. Es gehe darum, Kooperationen zu unterstützen, „mit denen Pflegekräfte aus Mexiko in einem Schnellverfahren nach Deutschland kommen können“, erklärte Spahn anlässlich seiner Mexikoreise in einem am Samstag über den Internetdienst Twitter verbreiteten Video. Dafür sollten Visaverfahren und die Anerkennung von Berufsabschlüssen beschleunigt werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist nach Einschätzung Spahns auch die Zusammenarbeit bei der Ausbildung. Er freue sich deshalb sehr über die Gelegenheit, mehrere mexikanische Ausbilder von Pflegepersonal nach Deutschland einzuladen, erklärte der Minister.

Im November sollen sie dabei einen Eindruck von der praktischen Arbeit, den Einsatzgebieten und der Ausbildung von Pflegekräften in Deutschland vermittelt bekommen. Spahn war am Donnerstag nach Mexiko gereist, um dort ausländische Pflegefachkräfte für Deutschland anzuwerben.

Hintergrund ist, dass in Deutschland zehntausende Pflegekräfte fehlen – nach Angaben Spahns gibt es 50.000 bis 80.000 offene Stellen. Mehrere Bundesministerien haben inzwischen eine konzertierte Aktion gestartet, um den Notstand zu beheben.

„Die Wahrheit ist: Ohne Fachkräfte aus dem Ausland wird es nicht gehen“, sagte Spahn. Deshalb solle es nach dem Kosovo und den Philippinen auch mit Mexiko Kooperationen geben. Spahn war im Juli ins Kosovo gereist, um dort Pflegekräfte anzuwerben. Die Parlamentarische Staatssekretärin Sabine Weiss (CDU) hatte sich zu diesem Zweck im August auf den Philippinen aufgehalten.

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23 Kommentare

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  • Ich arbeite in der Pflege seit 1984 als Pflegefachkraft.



    Ja: Die Arbeitsbedingungen werden kontinuierlich schlechter; ohne Zeitarbeiter würden komplette Stationen zusammenbrechen.

    Was mal ein Scherz war:



    Morgens mit einem Transporter vors Arbeitsamt und Leute einsammeln; Arbeit für 8 Stunden ist mehr als genug....



    Mittlerweile kein Scherz mehr....

    Ich hätte theoretisch die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten (CH, nordische Länder), bleibe aber bewusst hier, denn hier gilt es, Probleme zu lösen.

    Streiken?



    In der Masse nicht machbar, weil die meisten Kollegen nie mitziehen würden (schon mehrmals versucht), weil sie - "Ironie"-Angst haben, gekündigt zu werden :-)

    Streiken!



    Im Kleinen geht das prima. Ich entscheide, ob ich einspringe; wenn Nein, da heisst das Nein!



    Der Firma auch mal klare Kante zeigen und mit Kündigung drohen - das wirkt immer.

    Bei Bewerbungsgesprächen konequent seinen Standpunkt durchsetzen, auch beim Gehalt. Keine Kompromisse eingehen. Da wird immer versucht, den Bewerber runter zu handeln und leider machen das viele mit!

    7 Jahre habe ich noch, dann sind meine Arbeitstage gezählt und ich habe über 40 Jahre gepflegt.....mal schauen, ob sich bis dahin noch was ändert....

    Gruß an Spahn.....

  • Problem erkannt, Symptome ausgemacht, Symbolpolitik in der Umsetzung.







    Wollte man die Ursachen bekämpfen, müste man



    * De-Privatisieren (dann kann man auch nicht Gewinn/Investor orientiert wirtschaften)



    * gescheite Löhne zahlen - also mal mindestens den mittleren Facharbeiter in der Industrie als Maßstab (und auch da fehlt es im europäischen Vergleich)



    * und wir brauchen ja nicht nur mehr Leute für mehr Alte sondern einen besseren Personalschlüssel

  • Alle Entwicklungsländer brauchen ihre wenigen Qualifizierten selbst!

    Vor allem auch in der Pflege!

    Bei 2,3 Millionen Arbeitslose finden sich auch in Deutschland 100. Tausend Menschen die man für Pflegeberufe ausbilden kann!

    PS: Natürlich kostet das mehr, als die billige Ausbildung in Entwicklungsländern!

    Merke: Keine Entwicklungshilfe aus Entwicklungsländern für Deutschland!

    • @Reinhold Schramm:

      Die Kosten sind hier nicht das Problem.



      Eine Ausbildung in der Altenpflege bekommen Sie sofort. Außerdem gibt es dort noch ein relativ weites Feld für Ungelernte.

      Demnach ist es eher wohl eine Frage des Wollens.

    • @Reinhold Schramm:

      Deutschland braucht seine Pflegekräfte auch, die Schweiz rekrutiert 2/3 ihres Pflegepersonals aus Europa, vor allem aus Deutschland und Frankreich.

      Nach der Logik von Ihnen, müssten wir die hier in den Stationen einschließen.

      www.nzz.ch/schweiz...eckgehen-ld.141089

      • @Sven Günther:

        Wäre es nicht logischer, wenn Menschen dort arbeiten können, wo sie zu Hause sind, statt einen Abwerbungswettbewerb zu befeuern? Wenn die deutschen Pflegekräfte in D genau so gut bezahlt werden, wie in der Schweiz, gehen sie auch nicht über die Grenze.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Wäre es nicht.

          Denn dem entsprechend allgemein höheren Gehalt, Ø CHF 65.000,- SFR = ca. 59.500 EUR, DE 35.100,-EUR, stehen eben auch entsprechend höhere Lebenshaltungskosten gegenüber.

          Der Krapfen bei Backwerk kostet in der Schweiz 1,75 SFR und bei uns umgerechnet 74 Rappen, also 136% Preisdifferenz.

          • @Sven Günther:

            Ich wohne in der Nähe der schweizer Grenze. Der Grund warum Menschen "rübergehen" ist der höhere Lohn. Und zwar nach Abzug der Kosten.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Ja, Grenzgänger versuchen beide Vorteile zu nutzen.

              Aber seien Sie doch mal ehrlich, wie teuer ist inzwischen der Quadratmeter zum mieten bei Ihnen, 11,40 EUR wie in Konstanz oder noch etwas weniger? Das ist mehr als in Berlin...

              Diese Differenz wird immer kleiner oder sie müssen immer weiter von der Grenze weg.

              • @Sven Günther:

                Die Mieten sind hier im Breisgau sehr hoch.

      • @Sven Günther:

        Sie entgegnen mit Unfug.

        Richtig ist:



        Die sozialen und finanziellen Bedingungen müssen für die Beschäftigten -auch in der BRD- verbessert werden!

        Das gilt so auch für Pflegekräfte in Entwicklungsländern! Vor allem muss auch dort ein Sozialsystem aufgebaut werden.

        Die Voraussetzung hierfür ist zugleich auch die Beseitigung der korrupten politischen und ökonomischen Elitenherrschaft!

        • @Reinhold Schramm:

          "Die Voraussetzung hierfür ist zugleich auch die Beseitigung der korrupten politischen und ökonomischen Elitenherrschaft!"

          Wenn ich sowas lese, hat sich jede Diskussion für mich erledigt.

    • @Reinhold Schramm:

      zumindest die Philippinen bilden viel mehr aus als benötigt sind und es ist auch Ziel der Regierung das die Leute ins Ausland gehen und da Geld verdienen im Inland gibt es bei weiten nicht den Arbeitsmarkt für die stark wachsende Bevölkerung und das Land ist auf Überweisungen aus dem Ausland angewiesen.Was ist da besser das die Personen nach Deutschland kommen oder in Sklaven ähnlichen Verhältnissen im Arabischen Raum arbeiten was die Alternative wäre ? Und unsere Arbeitslosen hier sind wohl nicht wirklich tauglich oder willig für solche Arbeit.

      • @Sinulog:

        "...und es ist auch Ziel der Regierung das die Leute ins Ausland gehen..."

        Das Land exportiert Menschen? Tolle Geschäftsidee.

        Aber wäre es nicht besser, wenn die Menschen zu Hause ein gutes Auskommen finden? Es ist kein Spaß, alles zurück zu lassen und in der Fremde neu anzufangen. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Und ich bin nur innerhalb Deutschlands umgezogen.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Realität in 3 Welt Ländern Dorf/Stadt in der Provinz es gibt Arbeit für Sagen wir 2 Tischler 10 Bauern 5 Fischer ...... Bevölkerung wächst alles was über die Angebotene Arbeit hinausgeht ist überflüssig und muss in die nächst größere Stadt ... Metropole umziehen. Da gibt es keine Entwicklung in der Fläche außer ein paar Orten die gerade Günstig liegen für Tourismus oder so.Die Städte können auch nicht alle Aufnehmen,versorgen bzw collabieren Metro Manila versuche ich schon zu vermeiden wo es geht und Metro Cebu wird auch immer schlimmer. Wo sollen die Menschen dann Arbeiten ? Bleibt bloss der Gang ins Ausland und es wird genau das Ausgebildet was das dazu benötigt wird.

          • @Sinulog:

            Gegen starkes Wachsen der Bevölkerung helfen funktionierende Sozialsysteme und Bildung.

            "Da gibt es keine Entwicklung in der Fläche..."

            Da liegt der Systemfehler. Die Wirtschaft muss dort entwickelt werden, wo die Menschen sind...

      • @Sinulog:

        Auch in den Philippinen gibt es, wie in Deutschland auch, eine sozioökonomische Oberklasse, die von der Ausbeutung anderer Menschen lebt. Das Gesundheitssystem ist unterentwickelt, vor allem für die Armen.

        Auch hier werden die eigenen qualifizierten Pflegekräfte gebraucht, ebenso wie in Mexiko.

        Die Entwicklungshilfe der Entwicklungsländer für Deutschland ist keine Lösung.

        Unter den 2,3 Millionen Erwerbslosen in Deutschland befinden sich gewiss mehr als 5 Prozent, mehr als 100.000 Menschen, die auch für Pflegeberufe ausgebildet werden könnten, wenn man nur die sozialen Arbeitsbedingungen verbessern würde. // Geld ist genug vorhanden. Statt in die ''Bundeswehr'', - für wirtschaftspolitische Auslandseinsätze, die Finanzierung einer auskömmlichen Pflege, auch für arme Menschen in Deutschland!

  • Mir ist es im liebenswürdigsten Sinne egal, wer meinen Hintern später schruppt, aber dem User Nikodemus kann ich meine Zustimmung insoweit nicht verwehren, als hier bei uns Millionen Arbeitslose und andere, Deutsche wie Ausländer, womöglich auf die Chance warten, eine dann auch ausgezeichnet bezahlte Tätigkeit zu übernehmen.

    Aber auch hier würde dies bedeuten, man müsste dafür die Finanzierung der deutschen Ersparnisse, welche die 90% der finanziell unteren Schichten gar nicht oder nur ein wenig, oder gar nur Schulden auf sich vereinigen können, durchbrechen und die großen Vermögen deutlich reduzieren.

  • „Die Wahrheit ist: Ohne Fachkräfte aus dem Ausland wird es nicht gehen“, solange man nicht die Lohnsituation und die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert. Ich vermute mal, so wollte Spahn den Satz beenden, als ihm die taz das Mikro weggerissen hat.

  • Ich weiß ehrlich nicht mehr űber was ich mehr aufregen soll? Es ist doch wahnsinnig alles. Die einen wollen das gar keiner mehr hier her kommt, der anders als Manfred von nebenan aussieht. Die anderen holen "3. und 2." weltmenschen (dachte es gibt nur eine) her, weil der deutsche Rentner mit 90 rűstig aber pflegebedürftig im Heim dahin vegetiert, und naja 3. Welt bla bla bla.....

    Hey moon.....

  • Wenn es darum geht, neue Ausbeutungsobjekte zu rekrutieren, kennt die Fantasie des Deutschen keine Grenzen...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Doch, da sind andere besser.

      Nehmen Sie nur mal die Golfstaaten.



      Da ist es viel fantasievoller.

  • Die Wahrheit ist, dass dieser Beruf unterirdische Arbeitsbedingungen verbunden mit schlechte Bezahlung bietet. Da kommen billige und willige Kräfte aus dem Ausland recht.



    Die Wahrheit ist auch, dass eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen nur mit einer niedrigeren Rendite für die Pflegeindustrie einhergehen kann. Das will aber Spahn nicht. Die Renditen sind sakrosankt.