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Facebook und InstagramFrist für Widerspruch gegen KI läuft ab

Daten von Facebook- und Instagram-Nutzer:innen landen bald im Training künstlicher Intelligenz. Dann gibt es kein Zurück mehr.

Hinter diesem Logo verbirgt sich die KI von Facebook-Mutter Meta Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Berlin taz | Die Zeit läuft: Ab Dienstag will Meta Daten von Facebook- und Instagram-Nutzer:innen für das Training von künstlicher Intelligenz (KI) verwenden. Ein Versuch der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, die Nutzung vorerst zu stoppen, ist im Eilverfahren gescheitert.

„Die Ablehnung unseres Eilantrags bedeutet, dass nun Fakten geschaffen werden, obwohl es weiterhin erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Verwendung in dieser Form gibt“, sagte Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Die Nutzung personenbezogener Daten für das Training der Meta-eigenen KI sei „hoch problematisch“. Meta selbst begrüßte das gewonnene Eilverfahren. Der Konzern wolle, dass „alle Menschen in Europa gleichberechtigten Zugang zu den Vorteilen der generativen KI haben“.

In die Trainingsdaten einfließen sollen öffentliche Inhalte von erwachsenen Nut­ze­r:in­nen, etwa Namen, Posts, Kommentare, Bilder und Videos – private Nachrichten auf Whatsapp aber nicht. Für den Widerspruch stellt Meta Online-Formulare bereit. Die Krux: Anders als bei anderen Datenverarbeitungen, denen man in der Regel auch noch im Nachhinein widersprechen kann, sodass die eigenen Daten dann gelöscht werden, ist ein Widerspruch vor dem Stichtag wichtig.

Daten, die einmal in ein KI-Modell eingeflossen sind, können nicht wieder herausgelöst werden

Anders als in einer Datenbank, aus der sich einzelne Einträge wieder löschen lassen, können Daten, die einmal in ein KI-Modell eingeflossen sind, faktisch nicht wieder herausgelöst werden. Das stellt die Konzerne bereits jetzt vor Probleme – nämlich dann, wenn zum Beispiel ein KI-Chatbot Informationen zu einer echten Person generiert. Zwei Verfahren laufen bereits: In einem hat ChatGPT ein falsches Geburtsdatum zu einer Person generiert. In dem anderen Fall hat der Chatbot einer anderen Person fälschlicherweise einen Mehrfachmord zugeschrieben.

So geht der Widerspruch bei Facebook und Instagram

Wie kann man der KI-Nutzung bei Facebook und Instagram widersprechen?Wichtig: Es geht nur noch am Montag! Denn am 26. Mai läuft die Frist ab.

1. Loggt euch bei Instagram und Facebook ein.

2. Klickt auf das Widerspruchsformular von Instagram und Facebook

2. b) Falls euch der Link direkt in die App leitet oder ihr die Dienste nur am Desktop nutzt: Geht in euer Profil und dort in die Einstellungen. Klickt auf „Privacy Center“ und sucht dort nach dem Wort „widersprechen“. Klickt auf den Link, der euch zum Formular führt.

3. Gebt die Mail-Adresse ein, mit der das Konto verknüpft ist.

4. Ignoriert gerne das Freifeld, in dem ihr eintragen könnt, warum ihr widersprecht. Es ist optional und sollte euch nicht abschrecken.

5. Klickt oder tippt auf „Senden“.

Fertig. Ihr habt Nein gesagt.

Was passiert, wenn Nut­ze­r:in­nen später widersprechen, ist unklar, Meta beantwortete eine entsprechende Nachfrage uneindeutig. Die Widersprüche sollen demzufolge berücksichtigt werden. Doch ob nur ab Widerspruch neu gepostete Inhalte nicht im KI-Training landen oder auch ältere Inhalte wieder aus den Trainingsdaten entfernt werden, bleibt offen.

Die juristischen Schritte sind aber noch nicht ausgeschöpft: Die Datenschutz-NGO Noyb geht gegen die Pläne vor und prüft unter anderem eine europaweite Sammelklage. Der Verbraucherzentrale NRW zufolge plant außerdem der hamburgische Datenschutzbeauftragte Schritte gegen das KI-Training mit Nutzer:innendaten. Das könnte etwa eine Untersagungsverfügung sein. Zu rechnen wäre damit, dass Meta auch gegen so eine Verfügung juristisch vorgeht.

Hier erfahrt ihr, wie ihr der Nutzung eurer Daten widersprechen könnt.

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13 Kommentare

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  • Wer glaubt denn immer noch, das es im Kapitalismus was umsonst gibt? Die sozialen Medien werden mit Verbraucherdaten finanziert. Seit Jahrzehnten! Und die Benutzung zum KI-Training ist noch der kleinste Preis.

  • Das ist auf allen Ebenen falsch. Zucki setzt unberechtigt eine Frist zum Widerspruch, in der DSGVO ist keine Rede von Opt-Out, Schlupfloch "berechtigtes Interesse" hin oder her. Was ist eigentlich mit meinem berechtigten Interesse? Ich nutze "social" media gar nicht, meine persönlichen Daten, Fotos, Videos etc landen aber trotzdem über Dritte dort, ich müsste als Einsiedler im Wald leben, damit das nicht passiert. Ich entrichte also eine Art Steuer an den privatisierten Teil des Internets, dessen Dienste ich gar nicht nutze.

    Außerdem kann gar nicht kontrolliert oder gar verhindert werden, dass Meta die Daten verfüttert und weiterverhökert. Falls doch mal ein nicht abstreitbarer "Einzelfall" hochblubbert, wird erstmal lange prozessiert, das hat bei den Tech Bros Tradition. Es ist überhaupt nicht praktikabel, so sein Recht zu wahren.

    Wir werden seit langem konditioniert, mit unseren persönlichen Daten zu bezahlen. Meine Mailkonten kosten Appel + Ei, aber geht meine Mail an eine gmail-Adresse, zahle ich dafür mit der gesamten Mail, und das erklär mal jemandem, der das Problem überhaupt nicht sieht - also den meisten.

  • Danke, erledigt.



    Meta hat umgehend eine Bestätigungsmail geschickt.

  • Bin ich froh dass ich bei dem Scheiß nie mitgemacht habe.



    Was aber mir zu schaffen macht: Meine Bekannten und Freunde verraten mich, denn die Kommunikation mit denen (also auch meine privaten Gedanken) kommt in irgendeiner Form in die Cloud oder in die "KI". Auch wenn private Chats nicht direkt bespitzelt werden (noch nicht, wenn es überhaupt stimmt), dann spätestens in Gruppen oder ähnlichen Veröffentlichungen. Allerspätestens bei Inhalten die in der Cloud landen (diese wird schon lange von "KI" durchforstet!). Und wer Microsoft Windows nutzt verrät ganz direkt fast jegliche Kommunikation. Entweder wegen Cloudnutzung oder wegen der "recall" Funktion.

    Immer noch ist es richtig: Keine Daten sind gute Daten!

  • Ich bilde mir mal nicht ein das das irgendwas bringt, aber hey - die Illusion fühlt sich bestimmt gut an. Ich mach das gleich mal, danke für die Erinnerung.

    Was wir brauchen sind europäische Lösungen - dafür kann man gerne neue Schulden machen. Ohne europäische Lösungen bleiben wir eine digitale Kolonie in der man die Demokratie rumschubsen kann wie Sechstklässler einen wehrlosen Grundschüler in der Ecke des Schulhofs wo die Hofaufsicht nichts mitbekommt.

  • Sogar Personen, die selbst keine Meta-„Dienste" nutzen, sind betroffen. Z.B. veröffentlichen Dritte Fotos von Unbeteiligten mit deren Namen in solchen „Sozialen Medien" - und schon übt die Meta-KI an ihnen rum.

  • Meiner Ansicht nach besteht die einzige effektive Möglichkeit darin keine Dienste jener Anbieter zu nutzen.



    Für besagte Anbieter gibt es nicht einmal das Konzept eines Widerspruchs, es ist lediglich ein juristischer Mehraufwand dennoch die Daten später zu nutzen.

    Ich sehe ein das ein Ersatz für Whatsapp nicht so einfach ist, aber für Instagram und Facebook: Einfach mal nach keinen Blogs ausschau halten. Im Zweifel über Bookmarks oder gar RSS Feeds, das Internet muss nicht so ätzend sein wie man glauben mag.

    • @Stubenhocker1337:

      Sehr richtig: Keine Daten sind gute Daten. Wer diese Werbenetze nutzt verrät nicht nur das eigene Privatleben, sondern auch seine Familie und Freunde, egal ob die das wollen oder nicht.

      • @realnessuno:

        Ist das nicht bei fast allen Apps so? Wenn ich mich nicht irre, muss man bei jeder neu installierten App Zugriff auf die Kontakte gewähren.

        • @bouleazero:

          Nein, das ist nicht bei jeder App so. Und die Google-Kontakte sind auch nicht alternativlos. Meine sind leer und Kontakte woanders gespeichert.

  • meine Einstellung: ich, Rentner-ChemieIng. im "Alter der Weisheit"(?), blogge schon lange auf Facebook öffentlich. Mir folgen auch so einige jüngere Menschen. Nicht allein deshalb ist es mein Anspruch, möglichst keine Fakes, aber als Vorbild zu posten, in jedem Genre, zu Umwelt/techni,k Krieg, Sozialem, Atheismus/Religion, Philosophie & Astrologie. Sicher, auch ich mache hier und da Fehler - Niemand ist fehlerfrei! Doch soll mich KI ruhig kopieren, die Amis könnten höchstens noch lernen!? Und Putin & China wissen es sowieso!! (und nein, ich bin kein bsplws. Krebs, sondern diskutiere und denke als "unabhängiger" 3-fach Wassermann gern öffentlich) Und, alles was 2umsonst" ist, muss man irgendwie zahlen. Das weiss man auch. Entweder durch Werbung, oder durch DATEN. NICHTS ist umsonst auf der Welt!, ihr Träumer?

  • Wenn Trump Gesetze machen darf, dann sicher auch große Konzerne. "Weyland-Yutani" lässt grüßen.

  • Nicht, dass es mich beträfe, ich habe auch weiterhin kein Interesse an Facebook, Instagram und Co. - aber dieses Vorgehen würde ja auch bedeuten, dass Neuaccounts ab morgen in jedem Fall für das KI-Training genutzt würden. Vollkommen unmöglich in meinen Augen! Aber dass es legal wäre zeigt einmal mehr, für wen Recht verfasst wird. Die ganze Begründungsstruktur gegen den Einspruch der Verbraucherzentrale ist ein Ding fürs Tollhaus: Weil das KI-Training eben viel Daten erfordert, muss das eben so sein. Da erwächst die Legalität auch der "Notwendigkeit". Das wäre als wenn jemand der Nachts den Juwelier ausgeräumt hat, mit der Maßgabe "eben hohe Ausgaben zu haben" freigesprochen wird. Mal im Ernst jetzt: Wer soll solche Rechtskonstruktionen ernst nehmen?