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Experten warnen vor Trump-ZöllenHöhere Inflation und abhängiger von den USA

Der kommende Präsident Trump könnte im Zuge einer Blockbildung Deutschland stärker an die USA binden. Dadurch könnte die Inflation wieder zulegen.

Zölle und Steuern: Trumps Versprechungen könnten sich rächen Foto: Julia Nikhinson/AP/dpa

Berlin taz | Nach der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten nehmen die Warnungen vor den Folgen neuer Zölle der Vereinigten Staaten zu. Wenn die neue US-Regierung ihre Wahlkampfversprechen umsetze, „könnte dies einen bedeutenden Wendepunkt für das internationale Handelssystem bedeuten“, warnte Bundesbank-Chef Joachim Nagel laut Redemanuskript am Montag bei einer Veranstaltung an der Universität Tokio vor einer „Fragmentierung“ des Welthandels. Erste Anzeichen dafür würden „immer deutlicher“.

Trump hat im Wahlkampf Zölle von 10 bis 20 Prozent auf Importe aus der EU sowie 60 Prozent auf Waren aus China versprochen. Dies könnte insbesondere die deutsche Industrie hart treffen. Mit einem Anteil von knapp 10 Prozent sind die USA der wichtigste Abnehmer deutscher Ausfuhren.

„Diese Fokussierung auf einen Absatzmarkt ist selbst bei unveränderten Handelsbeziehungen riskant“, sagt Oliver Bendig von der Wirtschaftsprüfungsfirma Deloitte. Diese warnt in einer Studie, dass eine neue Blockbildung im Welthandel die Abhängigkeit von den USA verstärken könnte. Zwar gehen die Ex­per­t*in­nen von Deloitte wie andere Öko­no­m*in­nen davon aus, dass Trumps Zölle sich zunächst negativ auf die deutschen Exporte in die USA auswirken. Kommt es jedoch wegen zunehmender geopolitischer Spannungen zu einer Aufteilung des Welthandels in einen Block aus USA sowie EU und einen aus China sowie den erweiterten Brics-Staaten, könnte dies zu einer Intensivierung des Handels zwischen Deutschland und den USA führen.

Laut der Studie könnten die Exporte in die USA dadurch bis 2035 um jährlich 4 Prozent zulegen. Zum Vergleich: Zwischen 2014 und 2019 stiegen sie um jährlich 3 Prozent. Gleichzeitig würden aber Ausfuhren nach China um jährlich 6 Prozent zurückgehen. Exporte nach Indien und Brasilien würden ebenfalls deutlich sinken.

Höhere Inflation droht

Eine neue Blockbildung könnte noch eine Folge haben: „Sollte sich die globale Integration umkehren, könnte der Inflationsdruck zunehmen“, warnte Bundesbank-Chef Nagel. Die EZB müsse dann die Zinsen erhöhen, um die Inflation unter Kontrolle zu halten.

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3 Kommentare

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  • "... Hessen exportierte nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Frankfurt im Jahr 2023 Waren im Wert von 9,9 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten. Das waren 12,3 Prozent aller Exporte ins Ausland. Auf der Importseite bezog Hessen Waren im Wert von 14,7 Milliarden Euro aus den USA. ..."*



    Vielleicht sollten wir auch mal mit Gegenzöllen drohen, allerdings ist von den im Inland großmäuligen CDU/CSU MP Söder, Rhein und gescheiterten Politikern wie Dobrindt, Spahn, außer Kriecherei nichts zu erwarten.

    *) am Ende des Artikels: www.hessenschau.de...wiesbaden-100.html

  • Ja, aber: Die Warnungen in allen Ehren, doch wäre ein absoluter Blickwinkel schön. Den habe ich zwar auch nicht, jedoch zumindest mal zwei Punkte:



    1.) Die Zölle, damals von Trump eingeführt und massiv kritisiert und mit Angst beaufschlagt in diesem unseren Lande; die wurden von Biden ja keinesfalls rückgängig gemacht, und dennoch stiegen die Außenhandelsüberschüsse Deutschlands weiter, auf 200 bis 250 Mrd Euro, davon über 60 mit den USA. Ebenfalls ein Rekord. Wie heiß also wird denn die Suppe gegessen und das Geschimpfe auch Trump? Naja, mäßig berechtigt und letztlich hat er ja hier sogar einen Punkt, denn:



    2.) Bei dem Handelsbilanzüberschuss DE's und letztlich den damit verbundenen Steuereinnahmen und Arbeitsplätzen. Wäre es nicht mal an der Zeit eine Position zu finden, dass das nicht ewig so bleiben wird, ja kann? Wo stünden wir denn, wenn uns da mal die Exporte wegbrechen, weil eben nicht alle DE und unsere Produkte immer nur gut finden. Wieviel Geld würde fehlen? Wo würden wir sparen? Wie würden wir mit dieser Krise umgehen. Ich finde das gut, wenn Trump da als Katalysator dient und unserer 'deutsch-first' -Einstellung mal offenlegt. So geht es langftistig nicht weiter!

  • Mit den Vereinigten Staaten von Europa könnten wir weltweit deutlich unabhängiger auf die Ereignisse im Rest der Welt reagieren. Aber das wird wohl nichts mehr werden.