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Erste Höfe mit bioveganem SiegelKugelmann hat ausgemistet

Bernd Kugelmann ließ Tierdünger im Labor prüfen und fand: Keime, Schwermetalle, Antibiotika. Seitdem arbeitet sein Bauernhof ohne die Tierreste.

Biobauer Bernd Kugelmann mit seinem veganen Dung Foto: Eva Z. Genthe

Kandel taz | Die Stunde der Wahrheit schlägt beim Kroaten. Bernd Kugelmann ist einer von zwei Bauern in Deutschland, die das Siegel für „biozyklisch-veganen Anbau“ erhalten haben – das erste unabhängig geprüfte Gütezeichen für biovegane Landwirtschaft. Aber jetzt bestellt Kugelmann Pizza „Rossa“ mit Käse, scharfer Salami und obendrauf noch Parmesan.

Kugelmann, 52, stämmig, wohlbeleibt, ist ein bioveganer Bauer, der Fleisch verspeist. Ist er ein Heuchler?

Veganer lehnen die kommerzielle Tierhaltung ab. Doch auch pflanzliche Nahrung wie Gemüse wird oft mit Mitteln erzeugt, die aus der Viehhaltung stammen: zum Beispiel mit Mist aus Ställen, der im Ackerbau als Dünger benutzt wird. Anders als konventionelle Landwirte dürfen Biobauern aber nicht auf Kunstdünger ausweichen. Kugelmanns vegane Biolandwirtschaft soll der Ausweg aus diesem Dilemma sein.

Kugelmanns Hof befindet sich am Rand der rheinland-pfälzischen Stadt Kandel, nicht weit entfernt von Frankreich. Einer seiner Äcker liegt zwischen zwei riesigen Windkraftanlagen. Man hört den eisigen Wind um die Rotoren sausen. Auf dem hellbraunen feuchten Lehmboden stehen wenige Zentimeter hohe Pflanzen mit grünen Blättern: Feldsalat. Arbeiter aus Rumänien schneiden die Pflänzchen mit einem Messer ab und legen sie in Plastikkästen. „Die Qualität ist gut, die Menge auch“, sagt Kugelmann zufrieden.

Kein Mist tierischer Herkunft im Silo

Das geht nur, weil die Pflanzen Nährstoffe auch aus Dünger bekommen. Anders als in der Biolandwirtschaft üblich bringt Kugelmann aber keinen Mist tierischer Herkunft aus. Stattdessen setzt er auf Kompost. Drei bis vier Meter hoch lagert er die schwarzbraune Masse in einem offenen Silo. Wenn man die Hand in den Kompost steckt, fühlt man, wie warm es da drinnen ist. Die Mikroben, die hier ihr Werk tun, zersetzen die Gartenabfälle, die Kugelmann von der Gemeinde bekommen hat, zu fruchtbarer Erde. Die verteilt Kugelmann dann auf seinen Feldern.

Auf diese Ideen kam Kugelmann nach dem Ausbruch des Ehec-Keims im Jahr 2011. Damals starben mehr als 50 Menschen, weil Sprossen mit Bakterien verseucht waren. Während der Epidemie ging die Vermutung um, dass der Keim über den Mist auf die Felder und so in das Gemüse gekommen sei. Noch bevor sich das als falsch herausstellte, habe eine große Supermarktkette eine Garantie verlangt, dass er sein Gemüse ohne tierische Dünger erzeugt, erzählt Kugelmann. „Da habe ich gedacht: Irgendetwas ist da faul.“

Die Ernten sind nicht schlechter geworden, seit wir biovegan produzieren

Bauer Bernd Kugelmann

„Ich hatte tatsächlich ‚Pellets 105‘ hier: Das sind Schweineborsten mit Federmehl gemischt“, sagt Kugelmann. Diesen Stickstoffdünger habe er dann im Labor untersuchen lassen. „Und da war wirklich alles Mögliche drin: Keimbelastungen ohne Ende, Schwermetalle und natürlich auch Antibiotika-Rückstände.“

Solche Dünger aus Tierresten sind auch in der Biolandwirtschaft erlaubt, auch wenn ihr Rohmaterial aus konventionellen Schlachthöfen kommt. „Da wird zum einen das System der Massentierhaltung unterstützt“, sagt Kugelmann. „Und zum anderen ist das auch eine gesundheitliche Frage: Die Leute, die Biolebensmittel kaufen, gehen natürlich nicht davon aus, dass solche Rückstände im Gemüse drin sein könnten.“ Es gebe Studien, wonach etwa die Antibiotika-Rückstände von den Kulturpflanzen aufgenommen werden, „also die Möhre oder der Kohl enthält dann eben auch Reste von diesen Stoffen“.

Ob die Mengen tatsächlich gefährlich sind, ist unklar. Das Bundeslandwirtschaftsministerium zitiert in einer Stellungnahme für die taz eine Einschätzung von 2009, dass „auf Basis der bisher vorliegenden Daten“ und nur „aus toxikologischer Sicht“ kein Risiko für den Verbraucher zu erwarten sei. Allerdings hielten Fachleute ­dabei ausdrücklich fest: Inwieweit ­Antibiotika-Resistenzen entstehen, wenn Menschen lange Zeit geringen Dosen der Medikamente ausgesetzt werden, sei „nicht abschließend einschätzbar“.

Weg von der Tierhaltung – warum?

Kugelmann stört an diesem Dünger auch, dass er energieaufwändig produziert wird. Die Schweineborsten zum Beispiel müssten erst getrocknet werden. „Dann kommt das Zeugs teilweise aus Südostasien, weil die es noch billiger anbieten. Im Endeffekt hat das nichts mehr mit Bio zu tun. Der Dünger ist umweltschädlicher als Kunstdünger von BASF und dann noch gefährlicher.“ Kugelmanns Konsequenz: „Seit der Ehec-Krise habe ich nichts mehr gekauft, was tierische Inhaltsstoffe hat.“

Schon während seiner Ausbildung ging Kugelmann auf Distanz zur pro­fitorientierten Tierhaltung. „Ich musste zu einem Schweinezuchtbetrieb mit Ferkeln“, erinnert er sich. Die Sauen waren in Metallgerüsten eingesperrt. Dennoch erdrückten sie Ferkel, wenn sie sich hinlegten – so eng ist es in modernen Ställen, so zahlreich sind die Würfe der hochgezüchteten Schweinerassen. „Das kleinste hatte sowieso null Überlebenschance. Jeden Morgen hast du dann die erdrückten Tiere rausgetragen“, sagt Kugelmann. „Nein. Das ist so ein Elend. Damit will ich nichts zu tun haben. Deshalb habe ich gesagt: Ich mache hier einen Gemüsebaubetrieb.“

Nun könnte man denken: Na, der wird doch bestimmt mehr für sein veganes Gemüse kassieren.

Aber Kugelmann bestreitet das. Wenn die Arbeiter in seiner Packhalle all den Chinakohl, die Zucchini oder Lauch verpacken, dann kleben sie das Bio-Siegel, aber nicht das grün-weiße Logo des biozyklisch-veganen Anbaus auf die Ware. Weder seine konventionellen Kunden wie Edeka, Real oder Netto noch Biofächhändler wollten das, sagt der Landwirt. Sie hätten Angst, dass neben bioveganer die übrige Ware schlecht aussehen würde.

Kritik kommt aus der Biobranche

Kugelmann hofft jetzt, dass vegane Organisationen dem Siegel zum Durchbruch verhelfen. Außerdem baut er einen Onlineshop auf. Und er hat den Verein Biozyklisch-Veganer Anbau gegründet. In Deutschland kontrolliert die Biokontrollstelle Lacon bei Betrieben, die zertifiziert werden wollen, ob sie die Regeln einhalten.

Aber in der Biobranche stößt Kugelmann auf Ablehnung. Kritiker wie Bioland argumentieren mit dem Prinzip des Nährstoffkreislaufs: Demnach sollen Ökobetriebe so wenig wie möglich Stoffe von außen zuführen. Das soll umweltschädliche Verluste wertvoller Nährstoffe vermeiden.

„Mit Tierhaltung, vor allem mit Wiederkäuern, sind die Kreisläufe nach unseren Vorgaben besser zu erreichen“, sagt Bioland-Präsident Jan Plagge. Um auf natürlichem Wege Stickstoff in ihren Betrieb zu bringen, säen viele Bioackerbauern Kleegras, das den Nährstoff im Boden fixiert. Biovegane Landwirte müssen es auf dem Feld liegen lassen. Sie können es nicht verfüttern an Kühe zum Beispiel.

„Viele Biobetriebe schließen ihren Betriebskreislauf überhaupt nicht, sondern kaufen Dünger aus Asien“, kontert Kugelmann solche Einwände. Ein Viertel aller Biobetriebe habe kein Vieh.

„Wenn sie die Regeln der biozyklisch-veganen Landwirtschaft einhalten, werden solche Betriebe genauso nachhaltig sein wie andere viehhaltende und viehlose Biobetriebe“, urteilt Ralf Loges, Agrarwissenschaftler der Universität Kiel. Die Humusbilanz von Kugelmanns Hof sei gut. Loges sagt: „Hut ab vor der veganen Wirtschaftsweise, das löst viele Umweltprobleme.“

Allerdings sei „biozyklisch“, was einen geschlossenen Kreislauf suggeriert, hier „eine bisschen irreführende Werbung: Es ist nicht ganz okay, mit ‚biozyklisch‘ als Waffe in den Kampf zu ziehen und genauso wie alle anderen von außen Nährstoffe zu kaufen.“

Kugelmann, der Pragmatiker

Aber Kugelmann ist eben pragmatisch. Ökonomisch funktioniert seine biovegane Landwirtschaft. Sein Hof ist mit 50 Hektar für einen Biogemüsebetrieb groß. Er kann sich Angestellte und Urlaub leisten, keine Selbstverständlichkeit in der Landwirtschaft. „Die Ernten sind auch nicht schlechter geworden, seit wir biovegan produzieren“, sagt Kugelmann.

Pragmatisch ist auch Kugelmanns Definition von veganer Landwirtschaft. Ein Beispiel: Die Bauern dürfen Nützlingsinsekten einsetzen. Es ist also erlaubt, etwa Blumenwanzen zu kaufen und sie dann auf die Blattläuse auf dem Feld loszulassen. „Es gibt halt Zwänge“, sagt Kugelmann. „Denen muss man sich aussetzen. Sonst wird es zu kompliziert. Man muss Kompromisse finden.“

Dieser Maxime folgt er auch im kroatischen Restaurant. Seine Begleitung, eine überzeugte Veganerin, studiert lange die Speisekarte und befragt den Kellner. Aber das Ergebnis sieht nicht so verlockend aus. Kugelmann bestellt lieber Pizza mit Fleisch. Es sei natürlich „ein Zwiespalt“, wenn er vegan anbaue und Fleisch esse. „Aber es gibt hier einfach zu wenig vegane Angebote.“

Er bezeichnet sich auch gar nicht als Veganer. „Ich bin dafür, den Fleischkonsum zu reduzieren“, sagt der Bauer. Und zu weniger Tierhaltung trägt er ja auch bei – zumindest auf seinem Hof.

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27 Kommentare

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  • Herr Kugelmann ist ja erstaunlich ehrlich selten inkonsequent. Kompost, vorallem Grünschnitt-Kompost, wird im Ökolandbau schon lange parallel als natürlicher Nährstoffträger eingesetzt, wer jedoch geringe Fachkenntnis besitzt, weiß, dass Kompost keinen nennenswerten Anteil Stickstoff enthält und deshalb überhaupt keine Alternative zu Tierdung und tierischen Reststoffen darstellt. Durch diesen fachlichen Fehler löst sich die Wertigkeit dieses Artikels leider in Luft auf. Herr Kugelmann ist durch den Einsatz von Kompost auch nicht im geringsten innovativ, dafür sympatisch undogmatisch. Leider wird auf die wichtigste N-Quelle, den Leguminosen-Anbau, nicht weiter eingegangen. Der Stickstoff für die Pflanzenernährung kommt, zur Beruhigung aller Veganer, im ökologischen Landbau tatsächlich über die Pflanzen in das System, und kann, dank Tierorganismus und Biogas-Fermenter, im Kreislauf konserviert, genutzt und an der biologisch effektivsten Stelle des Systems, wieder eingesetzt und der Kreislauf geschlossen werden.

  • Pflanzen benötigen Nahrung in Form von Mineralien wie P, Ca, Mg, K, N und und..., ohne Nahrung wachsen sie nicht, in der Natur, das war die Zeit bevor der Mensch sesshaft wurde, spielte sich in unseren Breitengraden alles im Wald ab. Der Mensch bediente sich an den Früchten und den Tieren des Waldes, die Verdauungsrückstände landeten wiederum im Wald und selbst wenn der Mensch starb wurden seine Mineralien den Wald zurückgegeben. Der Kreislauf war somit geschlossen.. Heute landen immer mehr Nährstoffe über die menschliche Verdauung, der Toilettenspülung, und er Klärschlamm Verbrennung auf die Deponie wenn es klappt mit der Entsorgung, ansonsten im Meer. Auch im Ackerbau, egal ob Bio oder Konventionell werden Pflanzennährstoffe ausgewaschen und landen früher oder später im Meer. Alle diese Nährstoffe werden dem System entzogen und müssen ersetzt werden. Letztendlich geht das nur mit Mineral- sprich Kunstdünger. Mit Viehhaltung werden weniger Nährstoffe entzogen weil die Nahrung letztendlich schlechter von uns Menschen verwertet wird. Aber auch eine Landwirtschaft mit Öko-Viehhaltung benötigt irgendwann Pflanzennährstoffe von außen.

    • @Bernhard Hellweg:

      Werter Kollege, bei aller Sachkenntnis argumentieren sie mir eindeutig viel zu strukturkonservativ!

       

      Was spricht denn aus konventioneller Sicht dagegen wenn Herr Kugelmann mit ökoveganer Landwirtschaft im größeren Stil experimentiert?

       

      Man wird nur schlauer, und alle viehintensiven Betriebe sollten sich freuen, dass es mal einmal einen gibt der nicht noch nen großen Maststall als "alternativlose" Art der Landwirtschaft zusätzlich in die Pampas setzt.

       

      "Wir" verfressen in Deutschland 8 Millionen Tonnen Fleisch per Anno und exportieren dazu noch 4 Millionen tons.

       

      Für die Hälfte unserer "Fleischproduktion" haben wir keine eigene Futtergrundlage und müssen Sojaschrot und Tabikokamehle und nordamerikanischen Mais einführen. und blähen so unsere Nährstoffkreisläufe auf. Na ja Kreisläufe - unnötig viel geht ja nach unten weg und findet sich im Grundwasserkörper wieder.

       

      Wir müssen MINDESTENS von der Hälfte der Tierproduktion runter.

       

      Alles was dabei hilft ist gut: freiwillige Reduktion oder Verzicht auf tierische Erzeugnisse, extensiverer Formen der Tierhaltung mit wesentlich höhren Haltungsstandarts (wie z.B. die oft sehr vorbildliche alternative Milchviehhaltung die in gemischten Grünland/Futterbau/Ackerbaubetrieben einer Kreislaufwirtschaft sehr nahe kommt) und natürlich:

       

      eine steigende Anzahl viehlos wirtschaftender reiner Ackerbau- und Gemüsebetriebe, alternativ und konventionell, groß und klein...

      ...und experimentierfreudige und undogmatische Praktiker wie Kugelmann!

       

      ...und Permakulturpioniere - und - und - und...!

      • @Waage69:

        Letztendlich verkauft Herr Kugelmann den Veggies Ökoillusionen, und wenn sie seine Produkte kaufen, dann macht Herr Kugelmann ein gutes Geschäft. Warum nicht aber dann sollte so ein Bericht in der Taz unter pfiffige Geschäftsideen erscheinen. Na gut, wenn ein paar Menschen mehr dadurch auf Fleisch verzichten bringt es vielleicht doch was für die Umwelt...

        • @Bernhard Hellweg:

          Artikel lesen. Er verkauft die Ware als Bio und nicht als bio-zxklisch vegan.

  • Respekt: landwirtschaftlich hochgradig innovativ was Herr Kugelmann da versucht umzusetzen!

     

    Das er persönlich kein "hundertfuffzigprozentiger" ist macht in dabei für mich um so geeigneter für solch einen neuen Ansatz, da er so einen nüchternen, von keiner Ideologiebrille getrübten Blick auf die Möglichkeiten hat.

  • Dadurch dass wir keine Rückführung von Nährstoffen aus den Kommunen auf die Nutzflächen mehr haben, tragen wir mächtig zum Klimawandel bei. Wir Bios leben mit der Lüge einen "nahezu" geschlossenen Nährstoffkreislauf zu haben und auch Jan Plagge stösst, wie hier zitiert, wieder und wieder in das Horn.

    Wir müssen ganz bald (gestern) beginnen diesen Kreislauf zu schließen, wie es einige hier schon geschrieben haben. Und eine wichtige Massnahme dazu ist, das Einleiten und Produzieren von nicht abbaubaren Stoffen und Substanzen drastisch zu reduzieren. Es wird nicht einfach und nicht billig aber mir konnte noch niemand eine ökologisch bessere Idee präsentieren. Danach könnten wir eine regenerative Landwirtschaft aufbauen.

  • Kompost macht ca. 3 Prozent des Düngers in Deutschland aus. Und mehr ist in Zukunft auch nicht drin.

     

    Eher im Gegenteil. So sollen ja z.B. demnächst pflanzliche Abfälle zu Biotreibstoffe verarbeitet werden. Das fehlt dann natürlich als Rohmaterial für Kompost.

    • @Harald Müller:

      ... oder werden für Biogasanlagen verbraucht wie bspw. in Berlin. :/

  • Als Gärtner habe ich mir mit großem Interesse das neue Siegel erklären lassen.

    Dass private Gartenabfälle als Grundlage für den Kompost genutzt werden dürfen, überrascht mich nun aber doch sehr.

     

    Ich hoffe da hat der Autor nicht genau genug hingehört, ansonsten wäre in meinen Augen damit nichts gewonnen.

    • @this.is.ridiculous:

      Grüngutkompost halte ich für extrem geeignet. Wo sehen Sie ein Problem?

  • Vielen Dank für den Artikel! Über Biovegane Landwirtschaft wurde bisher im Allgemeinen (nicht nur TAZ) ja leider noch nicht häufig berichtet.

  • "„Mit Tierhaltung, vor allem mit Wiederkäuern, sind die Kreisläufe nach unseren Vorgaben besser zu erreichen“, sagt Bioland-Präsident Jan Plagge. Um auf natürlichem Wege Stickstoff in ihren Betrieb zu bringen, säen viele Bioackerbauern Kleegras, das den Nährstoff im Boden fixiert. Biovegane Landwirte müssen es auf dem Feld liegen lassen. Sie können es nicht verfüttern an Kühe zum Beispiel."

    Wo soll da der Nachteil bioveganer Landwirtschaft sein? Bei den produzierten Güllemengen und daraus folgenden Boden- und Gewässerbelastungen ist das doch ein Vorteil, wenn dadurch die Tierausbeutung nicht befördert wird. Zumal das auch moralisch unbedenklicher ist.

  • Konventionelle grüne Tonne und dann so große Töne.

    Jeder weiß doch inzwischen ,daß Gartenbesitzer noch rabiater mit Pestiziden und Düngern umgehen ,wie konventionelle Landwirte.

    Ist der Mann nicht in der Lage seinen eigenen Kompost zu erwirtschaften auf eigenen Flächen?

    Einseitig Profitorientiert bei Arbeitnehmer , Nährstoffbeschaffung und wahrscheinlich auch anderen Produktionsfaktoren und dem eigenen Essverhalten.

    Lieber nicht so weit aus dem Fenster lehnen,lieber Kollege.

  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    ... Fortsetzung

    Wenn Deutschland seine Ziele einhalten will, bis 2050 80% des CO2-Ausstoß von 1990 einzusparen, so müssen insgesamt 1000 Mio Tonnen CO2 eingespart werden. 13,3 Mio Tonnen wären dann ca. 1,3%. Ich hoffe einfach mal, dass die Klimaschützer noch weitere – effektivere – Ideen haben. Sonst wird das ziemlich eng …

  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    Ein geschlossener Nährstoffkreislauf kann erst dann relativ gut funktionieren, wenn menschliche Ausscheidungen so aufbereitet werden können, dass man sie auf das Feld ausbringen kann. Dann kann nicht nur auf Tierhaltung in Biobetrieben verzichtet werden (oder allgemein), sondern dann würde auch der Bedarf an mineralischen Düngern sinken. Ich glaube die Aufbereitung von menschlichen Ausscheidungen muss langfristig Priorität haben.

    Was Bio-Vegane Betriebe machen kann nicht nachhaltig sein (ist gleichzeitig ein Aufruf zum Meinungsaustausch, falls hier ein Leser ist, der das schlüssig widerlegen kann), weil die Nährstoffe von außen in den Betrieb geholt werden (Kompost, Grasabfälle, etc. von der Gemeinde/Stadt). Es gäbe aber nicht genug Abfälle, um damit alle Flächen zu düngen. Selbst die Idee keine Tiere mehr zu halten und dafür die Grasschnitte von Wiesen als Dünger zu nutzen hakt an dem Fakt, dass mit jedem Grasschnitt der Wiese Nährstoffe entzogen werden. Also würde mit jedem Grasschnitt weniger wachsen.

    Damit komme ich zu der Aussage, dass ein viertel aller Biobetriebe keine Tiere hält: Dafür hätte ich sehr gerne eine Datenquelle.

     

    Und weil ich das vor Kurzem erst gelesen habe:

    Konsum von Fleisch und Klimawandel, TopAgrar vom 31.01.2018 (https://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Was-wuerde-eine-Halbierung-des-Fleischkonsums-fuer-den-Klimaschutz-bringen-9001163.html):

    Durchschnittlicher Fleischkonsum in Deutschland: 59Kg

    „CO2-Fußabdruck“ je KG Fleisch = durchschnittlich 5,49Kg. Insgesamt ergibt sich ein CO2-Ausstoß pro Person und pro Jahr von ca. 330 Kg.

    Ein kurzer Vergleich zum Fliegen: CO2-Ausstoß pro Person pro km = 380g (//http://www.co2-emissionen-vergleichen.de/verkehr/CO2-PKW-Bus-Bahn.html). Eine Flugreise von 1000 Km stößt damit mehr CO2 aus, als ein Jahr lang Fleisch essen.

    Bei ca. 82,18 Mio Menschen macht das einen CO2-Ausstoß von 26,6 Mio Tonnen. Eine Halbierung führt zu einer Einsparung von 13,3 Mio Tonnen.

    Fortsetzung ...

    • @73176 (Profil gelöscht):

      menschliche Ausscheidungen als Dünger zu verwenden wird nicht gehen und ist auch verboten, da hier die Arzneimittelrückstände viel zu hoch sind.

      Und ob mensch die menschliche Scheiße so aufbereiten kann das sie als Dünger verwendbar ist stelle ich mir schwierig bis unmöglich vor von den Kosten ganz zu schweigen.

      • 7G
        73176 (Profil gelöscht)
        @avatar4:

        Kläranlagen mit einem Volumen von mehr als 50 000 Einwohner müssen ab 2029 Phosphor (zusammen mit Stickstoff der wichtigste Nährstoff für Pflanzen) aus Klärschlamm (bzw. genauer Klärschlammasche) "recyceln". https://www.bmub.bund.de/pressemitteilung/phosphor-rueckgewinnung-aus-klaerschlamm/

        Ich denke, dass ist schonmal ein vielversprechender Ansatz.

  • und mit welchen Dünger ist der Kompost gewachsen?

    irgendwo müssen die Pflanzen von ernährt werden. OK, wir könnten unsere Hinterlassenschaften statt via Kläranlage, Klärschlammverbrennung und Ablage auf die Deponie (bestenfalls) auch sammeln und die Felder damit düngen dann hätten wir einen Keislauf alles andere ist wischi waschi oder irgendwie gepfuscht....

    • @Bernhard Hellweg:

      Weil in unseren Hinterlassenschaften weniger Keime drin sind?

    • @Bernhard Hellweg:

      Wegen einer Präzisierung:

      Kompost ist mineralisierte Biomasse und entsteht hygienisch einwandfrei und idealerweise in diesem Falle aus rein pflanzlichen Abfälle.

      Klärschlamm darf nicht mehr auf die Felder (Schadstoffakkumulation) sondern wird energetisch verwertet in Braunkohleblöcken, Monoverbrennungen oder Zementwerken. Auf Deponien, nein, ebenfalls verboten.

       

      .

      • @Tom Farmer:

        und diese mineralisierte Biomasse war mal Pflanze und musste gedüngt werden. Womit? Mit Mineraldünger, sprich Kunstdünger oder mit Mist Gülle oder Jauche... Übrigens sind im Klärschlamm die Mineralien enthalten die den Boden wieder zugefügt werden sollen. Woher sollen die kommen?

        • @Bernhard Hellweg:

          Nein, Pfanzen kommen stets ohne Dünger aus. Jede Pflanze wächst genau da wo sie ohne Dünger wachsen kann.Von der Halbwüste bis zum Regenwald

          Ausnahme Intensivlandwirtschaft.

           

          Und nein, Klärschlamm hat mit natürlichen Mineralien oft nicht viel zu tun. Abwässer sind oft mit Medikamentenrückständen usw. verunreinigt .

          • @Tom Farmer:

            "Jede Pflanze wächst genau da wo sie ohne Dünger wachsen kann."

            Ist das Satire? Sie können keinen Ackerbau länger als ein paar Zyklen betreiben ohne zu düngen, dann ist der Boden erschöpft. Im Mittelalter hat man in der Dreifelderwirtschaft versucht eine gewisse Bodenregeneration über ein Brachejahr zu erreichen - hat mehr schlecht als recht funktioniert (Folgen waren Hungersnöte, Pestepidemien unter der geschwächten Bevölkerung usw.).

            Landwirtschaft ohne Düngung ist entweder unmöglich oder betreibt Raubbau an der Ressource Boden, da sie zu schleichender Nährstoffverarmung sprich Degradierung von Böden und Ökosystemen führt. Wer was anderes behauptet ist ein Scharlatan. Sollte leicht einzusehen sein: Anders als in natürlichen Ökosystemen wird in Agrarsystemen etwas weggenommen, auch Ernte genannt.

            Experimente mit neuartiger Kompostnutzung sind sicherlich eine gute Sache, dennoch wird Landwirtschaft in der Masse vermutlich nur mit entweder mineralischer oder tierischer Düngung nachhaltig möglich sein. Für Sonderkulturen mit hohen Hygieneanforderungen wie Gemüse könnten solche Kompostdünger aber durchaus eine Alternative sein.

            • @Flipper:

              Sie haben was Landwirtschaft betrifft nat. recht.

              Mein Vorredner sprach aber davon dass jede Pflanze gedüngt werden muss. Da habe ich drauf reagiert mit Halbwüste bis Regenwald. Düngung ist für mich etwas aktiv zuführen.

  • Die biovegan-Kiste geht aber, wenn ich das Bild so anschaue nur auf, wenn er Komposte aus Grüngut einsetzt.

    Komposte aus kommunalen Bioabfällen, wo oft auch tierische Nebenprodukte (aus Küchenabfällen) enthalten sind, ist das nicht machbar. Also, wohlan mit Grüngutkompost... und tote Mäuse vorher absieben :-) naja, der Scherz muss sein.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Warum sollte er denn ein Heuchler sein? Das wäre er, wenn er heimlich Fleisch äße, aber so täte, als ob er unheimlich vegan wäre.