Behörden schließen McDonald's-Hof: Rinder mit Knüppeln traktiert
Ein Video deckt brutale Zustände in einem Schlachthof auf. Amtstierärzte sollen Verstöße beobachtet haben – ohne einzugreifen.
Es sind schockierende Bilder: Mehrere Rinder zappeln wild am Haken, an dem sie – offenbar unzureichend betäubt – zum Entbluten aufgehängt wurden. In einer anderen Szene werden die Tiere mit Elektroschocks und Knüppeln durch einen engen Gang geprügelt. Diese Aufnahmen der Organisation „Soko Tierschutz“ hat die Sendung „Stern TV“ am Mittwochabend gezeigt.
Der Tatort: ein Schlachthof im baden-württembergischen Tauberbischofsheim. Dort wurde unter anderem für „OSI Food Solutions“ geschlachtet. Die deutschen Filialen der Schnellrestaurantkette McDonald’s beziehen ihr Rindfleisch ausschließlich von diesem Fleischkonzern in Günzburg.
Nach dem Bekanntwerden der Vorfälle verfügte das zuständige Veterinäramt im Main-Tauber-Kreis die sofortige Schließung des Schlachthofs. Auch McDonald’s sprach von „gravierenden Verfehlungen im Schlachtbetrieb“. Man habe gegen die Verantwortlichen Anzeige erstattet, teilte das Unternehmen mit.
Besonders brisant ist, dass amtliche Tierärzte vor Ort gewesen sein sollen, als die Aufnahmen entstanden. „Viele Zwischenfälle wurden von amtlich bestellten Tierärzten beobachtet“, sagte Mülln. Die Tierärzte hätten Rechtsverstöße gesehen, aber nicht darauf reagiert.
McDonald’s unter Druck
Das Veterinäramt will dazu keine Angaben machen. Ein Sprecher bestätigte allerdings auf Nachfrage, dass man erst durch die Videos über die Missstände informiert worden sei. Man werde die Bilder jetzt auswerten und die Vorwürfe überprüfen. Sollten sie sich bestätigen, werde man personalrechtliche Konsequenzen ziehen.
Der Soko Tierschutz geht das nicht weit genug. „Die Bilder dokumentieren ein systematisches Totalversagen“, sagte Friedrich Mülln, Gründer der Organisation, am Donnerstag der taz. Die Veterinärämter seien in einen „regionalen Filz“ verstrickt. Wenn die Kinder der Tierärzte und Schlachter auf dieselbe Schule gingen oder man zusammen am Stammtisch sitze, drücke man auch mal ein Auge zu. „Wir brauchen eine Ermittlungsbehörde auf Landesebene“, forderte Mülln.
Auch Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, forderte einen „ordentlichen Vollzug unserer Tierschutzgesetze“, sonst sei der Gesetzgeber „nichts weiter als ein zahnloser Papiertiger“.
Unter Druck steht auch McDonald’s. Erst vergangenen Dezember hatte man ähnliche Missstände in einem Schlachthof in Düren, der den Fast-Food-Giganten über den Zulieferer OSI belieferte, aufgedeckt. Nach den neuen Enthüllungen habe man OSI aufgefordert, zügig ein Maßnahmenpaket umzusetzen, das unter anderem die Videoüberwachung der Schlachthöfe vorsieht, sagte Unternehmenssprecher Philipp Wachholz der taz.
Dennoch wolle McDonald’s weiter mit OSI zusammenarbeiten. So lange hält der Tierschützer Mülln die Anzeige gegen den Schlachthof für einen „großen PR-Gag“. „Wenn sie das ernst nehmen würden, müssten sie sich von OSI trennen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Die Regierungskrise der Ampel
Schnelle Neuwahlen sind besser für alle
Angriffe auf israelische Fans
Sie dachten, sie führen zum Fußball
Bilanz der Ampel-Regierung
Das war die Ampel
Trumps Wahlsieg und Minderheiten
So wie der Rest
Israelische Fans angegriffen
Gewalt in Amsterdam
Die Grünen nach dem Ampel-Aus
Grün und gerecht?