Erneuerbare-Energien-Gesetz im Bundestag: Was machen mit der Solaranlage?
Wenn kleine Solaranlagen aus der EEG-Förderung fallen, könnten sie problemlos weiterlaufen – wären da nicht komplizierte und teure Regeln.
Theoretisch könnten diese – weil längst amortisiert – auch ohne Förderung weiterbetrieben werden. Zumindest, solange keine größeren Reparaturen anfallen. Doch das geltende Recht verleidet den Weiterbetrieb.
Derzeit gibt es nämlich für Anlagenbetreiber nur vier Optionen, die allesamt keine echten Alternativen sind. Man könnte – erstens – „wild“ einspeisen, seinen Strom also kostenlos ins Netz abgeben. Mancher Solarpionier wäre dazu sogar bereit, allein der Sache wegen. Das aber ist rechtlich heikel. Man könnte – zweitens – seinen Strom selbst vermarkten. Dabei sind jedoch komplexe, energiewirtschaftliche Regularien einzuhalten. Bei größeren Anlagen wird diese Dienstleistung oft an einen Direktvermarkter übertragen, bei kleinen Anlagen lohnt sich das nicht, weil die Transaktionskosten die Stromerlöse auffressen.
Die dritte Option wäre der Eigenverbrauch des Stroms, eventuell mitsamt Speicher. Dann aber muss nach heutiger Rechtslage sichergestellt sein, dass keine einzige Kilowattstunde ins Netz fließt, was einen oft teuren Umbau der Hausinstallation bedeutet. Kriegt man die komplette Eigennutzung nicht hin, muss man den Überschussstrom wiederum aufwendig vermarkten – samt viertelstündlicher Datenerfassung. Als eine Sonderform des Eigenverbrauchs bliebe noch der Inselbetrieb: Man trennt die Anlage vom Netz und speist mit ihr separate Verbraucher. Praktikabel ist aber auch das eher selten.
Es fehlt eine praxistaugliche Lösung
Die vierte Option schließlich wäre geradezu aberwitzig: Man legt seine funktionstüchtige Anlage still. Um das zu vermeiden, wurden auch die Ökostromer schon aktiv. Gerade haben die EWS Schönau eine Auffanglösung für 250 Anlagen vorgestellt – ein Symbolprojekt, kein Geschäftsmodell.
Es muss also eine praxistaugliche politische Lösung her, wenn man die Altanlagen – oft auch als ausgefördert bezeichnet – erhalten will. Mit der Novelle des EEG, die ohnehin ansteht, könnte der Weg dafür geebnet werden, doch der aktuelle Entwurf, der am Freitag erstmals im Bundestag verhandelt wird, hilft den Betreibern kaum weiter.
Dabei klingt die grundsätzliche Idee erst einmal fair: Betreiber sollen nach Ende der EEG-Vergütung ihren Strom unkompliziert (wie bisher nach EEG) an den örtlichen Netzbetreiber abgeben können – nur eben zu Marktkonditionen von wenigen Cent je Kilowattstunde und nicht mehr zum geförderten Fixpreis. Der Haken jedoch: Wer nur einen Teil seines Stroms einspeisen und den anderen selbst nutzen will (was den Weiterbetrieb erst attraktiv macht), muss wiederum in aufwendige Messtechnik investieren. Damit ist auch diese Lösung erheblich blockiert.
Hersteller von Smart Metern profitieren
Die Einzigen, die von einem solchen Konzept profitierten, so hört man aus den Reihen des Bundestags, seien die Hersteller der Smart Meter. Deswegen will die SPD-Fraktion, unterstützt durch die per Bundesrat mitbestimmenden Grünen, die Pflicht zum Einbau eines solchen Messsystems für Anlagen unter 7 Kilowatt ersatzlos streichen.
Schließlich bietet die Organisationsweise des Strommarkts eine eingespielte Alternative. Der Stromverbrauch von Haushalten nämlich wird von jeher nur mit einem Summenzähler abgerechnet, unabhängig davon, zu welchen Zeiten der Kunde Strom bezieht. Die Stromwirtschaft nutzt dann für die interne Organisation ein sogenanntes Standardlastprofil, das den durchschnittlichen Verlauf der Nachfrage abbildet.
Branchenkenner, wie etwa die Denkfabrik Agora Energiewende, propagieren nun, im gleichen Stil für Haushalte mit Photovoltaikanlage ein gesondertes Standardprofil zugrundezulegen. Dann würde auch die Einspeisung von Überschüssen nur noch in Summe gemessen und nach diesem „Prosumer-Lastprofil“ (ein Kunstwort aus Produzent und Konsument) abgerechnet.
Ob eine derart pragmatische Lösung kommt, ist offen. Voraussichtlich in der letzten Novemberwoche soll das neue EEG in seiner Endfassung verabschiedet werden, zum 1. Januar soll es in Kraft treten.
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