Entscheidung im Abgeordnetenhaus: Semesterticket verhungert im Ausschuss
Der Vorstoß der Linken, auf ein neues Angebot des VBB hinzuwirken, ist gescheitert. Der TU-AStA kritisiert, die Studierenden würden alleine gelassen.
Studierendenvertreter hatten in den vergangenen Monaten wiederholt gewarnt, das aktuelle Angebot des VBB sei nicht annehmbar. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg bietet den Studierenden ein Berlin-ABC-Ticket für rund 32 Euro pro Monat an. Den Studierendenschaften von acht Berliner Hochschulen ist das zu teuer, aus ihrer Sicht lässt sich die auf einer Pflichtzahlung beruhende Solidarfinanzierung nur mit einem Ticket rechtfertigen, das deutlich unter dem „normalen“ Preis liegt.
Andere Tarife sind für einzelne Studierenden aber bereits jetzt günstiger. Zuletzt hatte sich der AStA der Hochschule für Technik und Wirtschaft gegen das VBB-Angebot entschieden, sieben weitere Hochschulen müssen sich noch entscheiden. Es eilt, denn ab dem 1. Juni beginnen die Rückmeldungen für das Wintersemester an den Hochschulen. Dann müssen die Semesterbeiträge festgelegt werden und der Ticketpreis bekannt sein.
CDU sieht Preisabstand gewahrt
Tobias Schulze von der Linksfraktion appellierte im Abgeordnetenhaus wegen des Zeitdrucks, der Senat solle beim VBB ein sofort unterschreibbares günstigeres Angebot erwirken. Die SPD sieht hingegen keinen schnellen Handlungsbedarf, da „nur“ acht Hochschulen den Vertrag noch nicht unterzeichnet hätten. Die Grünen forderten eine rasche Einführung des 29-Euro-Berlintickets und eine bundesweite Lösung.
Die Berliner Koalition werde sich auf Bundesebene für ein deutschlandweites 29-Euro-Ticket für Studierende einsetzen, so auch Johannes Kraft von der CDU-Fraktion. Er sieht den Preisabstand zu anderen Tickets weiterhin gewahrt. „Das Solidarprinzip ist mit dem Angebot also nicht in Gefahr“, so Kraft. Die AfD sprach sich gegen das aktuelle solidarfinanzierte Ticket und ebenfalls für eine bundesweite Lösung aus.
Wann das bundesweite Semesterticket oder das geplanten 29-Euro-Berlinticket kommt ist, noch nicht absehbar. Gabriel Tiedje, Hochschulpolitischer Referent der Technischen Universität (TU), kritisiert die Aussage der CDU: „Vermutlich vergleicht die CDU den Preisabstand zum 49-Euro Ticket und nicht zu einem 9-Euro-Sozialticket“.
Die Studierendenschaften müssten jetzt abwägen, unter welchen Tarifbedingungen welche Studierendengruppe profitiere, so Tiedje. Die Politik lade die Entscheidung bei ehrenamtlichen Studierenden ab. Ob die verbleibenden sieben Hochschulen mit ihren rund 68.000 Studierenden das Angebot des VBB unterschreiben, dürfte sich im Laufe der nächsten zwei Wochen klären.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher