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Entlassungen bei GorillasMehr kämpferische Gewerkschaften

Timm Kühn
Kommentar von Timm Kühn

Der Lieferdienst Gorillas macht Profite ohne Rücksicht auf Verluste. Verdi sollte den Arbeitskampf der Rider bedingungslos unterstützen.

Niemand hat Gorillas je abgesprochen schnell zu sein Foto: dpa / Monika Skolimowska

I m Kapitalismus muss man sich schnell anpassen. Das weiß scheinbar auch Kağan Sümer, CEO des Lieferdienstes Gorillas, dessen Beschäftigte seit Monaten immer wieder spontan ihre Arbeit niederlegen. Noch im Sommer hatte Sümer auf einer Streikkundgebung der Beschäftigten verkündet, er respektiere, dass die Rider für ihre Rechte kämpfen. „Ich würde niemals jemanden feuern, weil er streikt“, so sein Wortlaut, in Videoclips auf Twitter verewigt.

Doch Sümer ist offenbar recht flexibel, was seine Positionen angeht. Inzwischen hat sein Unternehmen laut Angaben der Gewerkschaft Verdi etwa 350 Mitarbeitende gefeuert, weil sie sich – so teilte es Gorillas selbst mit – an Streiks beteiligt hatten.

Gorillas kann sie feuern, weil das Unternehmen weiß, dass sich viele der häufig migrantischen Rider nicht wehren werden. Tatsächlich lohnt es sich wohl nicht, für einen so miesen Job zu kämpfen. Dem Unternehmen wird es so aber ermöglicht, alle unliebsamen – weil aufmüpfigen – Ar­bei­te­r:in­nen zu entfernen. Willkommen im Turbokapitalismus.

Gewerkschaft steckt fest

Den Spuk beenden könnte die Gewerkschaft Verdi, indem sie den Streik der Beschäftigten einfach übernimmt. Doch Verdi verfolgt scheinbar noch die Illusion, mit Unternehmen wie Gorillas eine Sozialpartnerschaft aufzubauen – weshalb man sich nicht mit den radikalen Streikmethoden der Rider gemein machen will.

Doch waren die wilden Streiks für die Rider das einzige Mittel, sich zu wehren, das ihnen zu Verfügung stand. Zu sagen, dies sei der falsche Weg, weil sich das in Deutschland so nicht gehöre, wie es Verdi am Montag verlautbaren ließ, zeugt von Unverständnis gegenüber der Lebenswelt der Rider.

Verdi steckt scheinbar in einer Vorstellung vom Kapitalismus fest, wie es ihn schon lange nicht mehr gibt. Besser wäre es, die Arbeitskämpfe der Rider bedingungslos zu unterstützen. Im Turbokapitalismus braucht es schließlich eine kämpferische Gewerkschaft.

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Timm Kühn
Redakteur
Schreibt seit 2020 für die taz über soziale Bewegungen, Arbeitskämpfe, Kapitalismus und mehr.
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7 Kommentare

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  • Erwähnenswert wäre noch, dass die Genossinnen und Genossen der FAU die Rider nachhaltig unterstützen:

    www.fau.org/artike...ht-ab-bei-gorillas

    • @Jim Hawkins:

      jep und die Streikkasse braucht Füllung, denn Arbeitskampf kostet Geld!

    • @Jim Hawkins:

      Ja, sehr nachhaltig:



      "Wir bekunden unsere Solidarität und teilen Informationen. Es handelt sich aber um einen autonomen Arbeitskampf. Wir leisten nur die Unterstützung, für die uns Bedarf signalisiert wurde"



      taz.de/Protest-bei...Gorillas/!5775031/

      • @Yossarian:

        Sie haben aber schlechte Laune.

        Immerhin ist die FAU die Gewerkschaft, die sich um Arbeitskämpfe kümmert, die sonst keinen interessieren.

        de.wikipedia.org/w...er-Union#Kampagnen

        • @Jim Hawkins:

          Ja, das lag an dem Kommentar unten. Nach 25 Jahren Betriebsratsarbeit stehn mir genau solche Sprüche bis oben hin.



          Und auch an dem Autor des Artikels. Der sehr genau weiss, dass in D die rechtliche Situation bei wilden Streiks extrem ungünstig für die Streikenden sind.



          FAU ist schon ok. Allerdings war eben auch Verdi vor Ort und hat unterstützt. Jetzt wollen die Rider ja einen BR gründen.

  • Ver.di sollte endlich Mal ein Rückgrat wachsen lassen... Einfach nur peinlich, den Funktionären geht es seit Jahren und sehr offensichtlich nur um Ihre eigene Bevorteilungen.

    Es grüßt ein Mensch der Eigentlich bei Ver.di Mitglied sein könnte/sollte, allerdings keinen Bock auf so einen opportunistischen WaschlappenVerein hat.

    Grüße an die GDL 👍

    • @HoboSapiens:

      Jaja, die üblichen dümmlichen Vorurteile. Vielleicht mal selbst den Hintern hochkriegen? Fast jeder hier in Deutschland meint ja, er sei der Größte und unersetzbar. Ich kann alles auch alleine. Gewerkschaft? Nein danke. Kostet ja Geld, kann ich ja was Besseres mit anfangen. Dass die Durchsetzungskraft zB von ver.di damit immer geringer wird, führt dann zu so Kurzschlüssen wie bei Ihnen: Ich wäre ja Mitglied, wenn die Verdi besser wär. Umgekehrt wird ein Schuh draus, wie man an dem richtigen Beispiel GdL sieht. Da sind über 90% der Lokführer drin organisiert, und dann lässt sich auch was drehen.



      Und hier hat der Autor des Artikels die Problematik bei Gorillas auch richtig aufgezeigt: taz.de/Arbeitskamp...diensten/!5804352/



      Aber ein bisschen Gewerkschaftsbashing ist ja derzeit en vogue. Die ganzen hippen Rider und startupper sind ja so modern, dass Gewerkschaften einfach zu deren Frisuren nicht passen. Die beschissenen kapitalistischen Ausbeuter- Verhältnisse sind aber die selben wie vor 50 Jahren, eher noch schlimmer. Allmählich kapieren das auch die Hipster.