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Ende des Government-ShutdownWer hat uns verraten? US-Demokraten

Leon Holly

Kommentar von

Leon Holly

Mithilfe der Demokraten wird Trumps Haushalt verabschiedet. Sie zeigen erneut, warum sie dem Kampf gegen die US-Rechten nicht gewachsen sind.

Demokraten gegen die Demokratie, hier die Sprecherin Nancy Pelosi mit dem Zeichen der Macht Foto: Reuters/Larry Downing

E s gibt diese Episode der Simpsons aus dem Jahr 1994. Darin wird ein Parteitag der Republikaner gezeigt – auf ihren Bannern steht: „Wir wollen, was am schlechtesten für alle ist“, und: „Wir sind einfach nur böse“. In der nächsten Szene sieht man den Parteitag der Demokraten. Auf deren Banner steht: „Wir hassen das Leben und uns selbst“, und daneben: „Wir können nicht regieren!“ Die aktuelle Debatte um den Haushaltsstreit und das Einlenken von acht demokratischen Senatoren macht deutlich: Die Demokraten können nicht mal Opposition.

Unter dem Regierungsstillstand der letzten Wochen hat Trump am meisten gelitten. So zeigen Umfragen, dass eine Mehrheit der Amerikaner die Republikaner für den Government Shutdown der letzten Wochen verantwortlich macht. Der Präsident selbst führte ihn als Grund für die Niederlagen an, die seine Partei bei den Zwischenwahlen vor einer Woche in mehreren Staaten und Städten verlor. Und die Krankenversicherung, deren Finanzierung Trump austrocknen will, ist in der Bevölkerung beliebt.

Nichtsdestotrotz entschied sich eine Gruppe demokratischer Senatoren, den Republikanern die kritische Mehrheit von 60 Stimmen zu verschaffen. Offenbar waren diese Demokraten ernsthaft besorgt um die Folgen des Stillstands. Eine andere Kalkulation könnte auch eine Rolle gespielt haben: Wenn die Zuschüsse zur Krankenversicherung auslaufen, wie von Trump gefordert, wird das Menschen in republikanisch gesinnten Staaten am härtesten treffen, was den Demokraten wiederum Stimmen einbringen könnte.

Darüber hinaus gibt es noch eine größere Debatte: Wie soll die Opposition sich verhalten, wenn die andere Seite nicht nach den Gepflogenheiten der bürgerlichen Republik spielt, sondern den Staat autoritär umbauen will? Ist es unter diesen Bedingungen nicht per se verantwortungslos, der Trump-Regierung irgendeinen Haushalt zu bewilligen – wohl wissend, wofür die Gelder eingesetzt werden? Nun kann man zu dem Schluss kommen, dass eine funktionierende Regierung und die Fortführung der Programme für Bedürftige einen solchen bitteren Kompromiss mit dem MAGA-Lager nötig macht.

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Die demokratische Führung aber ist dem Kampf gegen Trump ohnehin nicht gewachsen. Der Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer, hat sein politisches Haltbarkeitsdatum lange überschritten. Er steht wie kein anderer für die Vergreisung, Ideen- und Rückgratlosigkeit seiner Partei. Das wird umso offensichtlicher, wenn man die Fortschrittserzählung eines Zohran Mamdani in New York danebenlegt. Wenn Schumer Trump nicht Paroli bieten kann, muss er zurücktreten; erst dann kann ein Wettbewerb um die Zukunft der Partei beginnen. Diese braucht nicht nur neue Gesichter, sondern auch ein neues Programm.

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Leon Holly
Jahrgang 1996, studierte Politik und Nordamerikastudien in Berlin und Paris. Von 2023 bis 2024 Volontär der taz Panter Stiftung. Schreibt über internationale Politik, Kultur, und was ihn sonst so interessiert.
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10 Kommentare

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  • Immer dasselbe Muster. Die rechts der Mitte verfolgen ihre jeweiligen Ziele, und die links der Mitte unterwerfen sich dem allgemeinen Wohl.



    Wundert sich wer darüber, wessen Ziele im Allgemeinen erfolgreicher erreicht werden?

  • Den Artikel mit Nancy Pelosi zu bebildern, ist völlig daneben. Pelosi ist nicht mehr Speaker of the House, und sie hat sich öffentlich dahingehend geäußert, dass sie die Zustimmung der demokratischen Senatoren zu Trumps Haushalt nicht mittragen würde. Die Bebilderung des Artikels erweckt aber den Eindruck, sie sei für das Einknicken mit verantwortlich - damit verunglimpft man letztendlich eine fähige und kämpferische Politikerin.

  • Von außen betrachtet - und nichts anderes können wir hier im (noch) nicht faschistischem Umbau tun - das Mehrheitswahlsystem mit seiner zwei (?) Parteien-struktur erinnert in seiner Vollendung an die Regierungsform des "republikansichen" Roms.



    Allein: Reagen , die Bushs und der lupenreine Faschist Trump (Export dunemals aus RLP) haben lange den Rubikon überschritten.

    Wenn es dann auf der Seite der "Opposition" Gedanken gibt, die zum Ausdruck bringen, man könne Krieg mit sozialer Unfähigkeit bekämpfen....

    Sehr Schade: wollte ich doch im Herbst des Lebens in nach dem nordamerikanischen Teilstaat reisen. Aber egal: letzt fragte eine, wo ich den hinwill, wenn das hier auch kommt; ich wusste es nicht zu sagen.

    • @oldleft:

      Die Frage ist eher, was "der nordamerikanische Teilstaat" sein soll.

  • "Nichtsdestotrotz entschied sich eine Gruppe demokratischer Senatoren, den Republikanern die kritische Mehrheit von 60 Stimmen zu verschaffen. Offenbar waren diese Demokraten ernsthaft besorgt um die Folgen des Stillstands"

    Diese Gruppe von Senatoren hat das nicht einfach auf eigene Faust entschieden. Alle 8 stehen das nächste x nicht zur Wahl!



    Wer glaubt das sei Zufall glaubt auch an den Osterhasen.



    Das war intern abgesprochen, vereinbart und entsprechend koordiniert.

    Von den Republikanern gab es im Gegenzug dafür das Versprechen über ein Entgegenkommen eventuell nachzudenken.

  • Das Zweiparteiensystem bringt es mit sich, daß man nicht von "den" Demokraten sprechen kann. Sie haben in ihren Reihen auch begabte und mutige Vertreter, die dem Abbau der Demokratie den Kampf ansagen. Aber die müssen sich zu oft gegen das Establishment durchsetzen.



    Die Beweggründe, die Blockade zu beenden, um Schaden von den Menschen abzuwenden, kann man verstehen. Aber es ist doch erstaunlich, wie viele immer noch nicht begriffen haben, daß sie es in den Trump-Republikanern nicht mit einem politischen Gegner zu tun haben, mit dem man vertrauensvoll Kompromisse schließen kann, sondern mit einem Feind, dessen Bekämpfung Priorität haben muß, wenn die US-Demokratie erhalten werden soll.

  • Hoffentlich kriegt der ein oder andere Demokrat mal ähnliche Artikel zu lesen.



    Wenn man schon hört das Harris überlegt in 3 Jahren erneut anzutreten (gegen Trump Junior oder so) und Pelosi offenbar gedenkt die Partei noch als Mumie zu führen, dann ist einfach offensichtlich das die dringend input von aussen brauchen.



    Die Pfleger in Altersheimen müssen auch täglich tausende Male wiederholen was ihre Schützlinge alles nicht mehr können, damit sie es nicht immer und immer wieder probieren.

    • @Rikard Dobos:

      Harris darf gern erneut antreten. Um Kandidatin zu werden, muss sie eben die Primaries gewinnen - und wenn sie das tut, dann ist das ein starkes Signal für sie. Wenn sie das nicht tut, dann eben jemand Anderes. Ich würde zur Zeit Herrn Newsom favorisieren, aber in drei Jahren kann noch viel passieren.

    • @Rikard Dobos:

      Pelosi hat vor über einer Woche ihren Rückzug aus der Politik angekündigt...

  • Es waren die Republikaner unter Gingrich unselig, die zuerst den traditionellen Fast-Konsens aufkündigten und die Kammern geschlossen für destruktive Anti-Opposition nutzten (verwandt mit hierzulande der CSU-Sonthofenstrategie oder Lafontaines Gebrauch des Bundesrats gegen Kohl).



    Was mache ich, wenn der andere foult und der Schiedsrichter kaum einer ist? Begrenzt foulen wohl, um Schaden zuzufügen, zu zeigen, dass noch viel mehr kommen kann, aber auch den Weg zurück zu Win-Win offenzuhalten.



    Obama lähmte sich selbst, als er zu lange sehr kooperativ mit den Reps versuchte, als noch die Mehrheit der Demokraten da war.



    Trump und seine Truppe sind offen ego-ethisch und sonst wertebefreit unterwegs, das schockiert, doch so langsam ist es auch gut wieder die Reihen zu formieren und auch für die Demokratie zu streiten. USA à la Ungarn darf nicht sein.