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Ende der BiodiversitätskonferenzVersprechen gebrochen

Katharina Wojczenko
Kommentar von Katharina Wojczenko

„Die Uhr tickt“ war gefühlt der meistgehörte Satz auf der Biodiversitätskonferenz in Cali. Doch in den Ergebnissen spiegelt sich das kaum wieder.

Die 16. UN-Biodiversitätskonferenz endete am Wochenende im kolumbianischen Cali Foto: Fernando Vergara/dpa

D ie Bilanz der Weltbiodiversitätskonferenz in Cali ist bittersüß. Trotz überraschender Erfolge bleiben die entscheidenden Fragen offen: Wer soll das alles bezahlen? Und wie soll das mit der Überprüfung laufen?

Die Länder mit der größten Biodiversität sind oft die ärmsten. Die reichen Länder müssen sie unterstützen, damit sie ihren Naturreichtum nicht verheizen. So steht es im Beschluss der Konferenz vor zwei Jahren in Montréal. Doch sie haben nicht geliefert. Die EU, Kanada, die Schweiz und Japan bremsten am stärksten. Sie zahlten nicht genug ein und bauten naturschädliche Subventionen nicht ab, obwohl sie damit Geld sparen und der Artenvielfalt helfen könnten. Tatsächlich sind besagte Subventionen noch einmal in die Höhe geschossen.

Das Misstrauen zwischen Entwicklungs- und Industrieländern ist tief. So tief, dass Entwicklungsländer einen neuen Fonds für Biodiversität fordern, weil sie dem bestehenden nicht vertrauen. Alle sind sich einig, dass der GEF (Global Environment Facility) reformiert werden muss. Doch ob ein neuer Fonds die Probleme löst oder am Ende nur Geld und Zeit kostet, bleibt unklar.

Diese schwierigen Punkte kamen jedoch so spät an die Reihe, dass nicht mehr genug Delegierte zum Abstimmen da waren. Der Kompromissvorschlag der Präsidentschaft kam ebenfalls zu spät. Und das, wo „Die Uhr tickt“ gefühlt der meistgehörte Satz auf der COP16 war und Finanzen als Priorität ausgerufen waren.

Auffällig ist auch: Da die Umweltbudgets der Staaten begrenzt sind, sollten private Spender und vor allem Unternehmen zahlen. Doch die Lobbys wussten das zu verhindern. Nicht einmal beim DSI-Fonds für die Nutzung genetischen Materials, etwa in der Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie, ist ihr Beitrag verpflichtend. Sie erzielen Milliardengewinne mit der Natur, patentieren ihre Produkte – doch die Allgemeinheit soll für deren Schutz zahlen.

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Katharina Wojczenko
Freie Korrespondentin
stammt aus dem Bayerischen Wald und berichtet seit 2017 überwiegend aus Kolumbien. Sie ist Mitglied des Reporterinnen-Teams von #tazFolgtDemWasser und Mitgründerin des Magazins „Südamerika+Reporterinnen“ auf der genossenschaftlichen Journalismus-Plattform-„RiffReporter“.
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3 Kommentare

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  • Die Sonne scheint.



    Die Vögel singen?



    Die Blumen blühen?



    Die Bienen summen?



    Die Staaten einigen sich?



    Die Wirtschaft soll es richten? Freiwillig?



    😥

  • Wer könnte es den "Klimaklebern" verdenken, dass sie angesichts solcher "Nieten in Nadelstreifen" ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollen.

    • @Gerhard Krause:

      Das tun alle Weiter-sos und alle Ausbeuter.



      Man sperrt lieber potentielle Protestler, die für einen guten Zweck auf die Straße gehen, ein als gewalttätige Intensivkriminelle, die ihre Denkweise unbelästigt öffentlich propagieren.



      Die Sache ist gelaufen...