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Elon Musk und die Twitter-BelegschaftTwitter will Hardcore

Musk sucht einen neuen Chef. Von den Mitarbeitenden verlangt der Milliardär ein klares Bekenntnis zur Plattform und Arbeit: härter, länger, intensiver.

Work-Life-Balance ist ihm egal – Elon Musk Foto: Elizabeth Williams / ap

New York ap | Der neue Twitter-Eigentümer Elon Musk sucht nach eigenen Angaben einen Vorstandschef für den Kurznachrichtendienst. Er wolle bei keinem Unternehmen Vorstandsvorsitzender sein, sagte Musk am Mittwoch in Delaware. „Ich rechne damit, dass ich meine Zeit bei Twitter reduzieren und mit der Zeit jemand anderen finden werde, der Twitter leitet“, sagte Musk Medienberichten zufolge in einem Gerichtsprozess, in dem es um einen Milliarden-Ausgleich ging, dem ihm der Verwaltungsrat seines Elektroauto-Unternehmens Tesla gewährt hatte.

Musk gehört zudem das Raumfahrtunternehmen SpaceX. Twitter hat der Milliardär Ende Oktober für 44 Milliarden Dollar übernommen und kurz darauf etwa die Hälfte der Angestellten per E-Mail gefeuert. Er hat angekündigt, die Regeln für Nutzer des Dienstes zu lockern. Es wurde damit gerechnet, dass er noch eine unbekannte Zahl von Arbeitsplätzen für diejenigen streicht, die für die Bekämpfung von Falschinformationen und verletzenden Inhalten verantwortlich ist.

Den verbliebenen Angestellten des Kurznachrichtendienstes stellte er eine Art Ultimatum. Um den Durchbruch zu einen „Twitter 2.0“ zu schaffen, müssten sie äußerst hart und intensiv arbeiten und lange Arbeitszeiten in Kauf nehmen, schrieb Musk in einer E-Mail. Sie hätten bis Donnerstagabend Zeit, einen Link unter der Mail anzuklicken, wenn sie dabei sein wollten. Wer nicht antworte, erhalte drei Monate Abfindung. Für einen Erfolg von Twitter in einer Welt mit zunehmendem Wettbewerb „werden wir extrem Hardcore sein müssen“. „Wie auch immer Sie sich entschieden, Danke für Ihren Einsatz, Twitter erfolgreich zu machen“, schrieb er.

Erfolg durch Ingenieurleistung

Das neue Twitter soll laut Musks E-Mail durch Ingenieurleistung zum Erfolg kommen und im Kern ein Software- und Server-Unternehmen sein. Die Belegschaft werde künftig größtenteils aus Mitarbeitern bestehen, die „großartige Codes“ schreiben. Allerdings hat eine Reihe von Ingenieuren erklärt, sie seien entlassen worden, weil sie sich kritisch über Musk geäußert hätten.

Musk deutete an, Ende des Monats den Twitter-Premiumdienst wieder aufzunehmen, bei dem jeder, der acht Dollar pro Monat zahlt, bei Twitter mit einem blauen Verifikationshaken gekennzeichnet wird. Der Neustart des Premiumdienstes sei für den 29. November vorgesehen, um sicherzustellen, dass er grundsolide sei, twitterte Musk.

Kri­ti­ke­r*in­nen werfen Musk vor, er wolle Twitter zum Tummelplatz für Hassreden und andere Bosheiten machen. Musk versuchte, Wer­be­kun­d*in­nen bei der Stange zu halten, von denen der Großteil der Einnahmen von Twitter kommt. Er versicherte, neue Twitter-Regeln würden nicht zu Inhalten führen, die die Markennamen von Kunden schädigten. Andererseits hat er gedroht, Unternehmen bloßzustellen, die nicht mehr bei Twitter werben.

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15 Kommentare

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  • Dass er dafür sorgt, dass ein Unternehmen wie Twitter, das eine unvergleichliche Marktstellung hat, nicht dauerhaft mit Verlust arbeitet. Zum Beispiel.

    • @Dr. McSchreck:

      lol, durch seinen Kauf ist der Großteil des Verlusts ja erst verursacht worden und das vernichtet jetzt Arbeitsplätze.

  • Es könnte sogar ein gutes Ende nehmen, wenn Musk in die Pleite geht und mit ihm ein Datenkrake.

  • Ich bewundere Elon Musk ob seiner Genialität neues zu erschaffen und technische Revolutionen in die Praxis umzusetzen.



    Als Mensch und Arbeitgeber aber halte ich ihn für total asozial.

    • @Rudi Hamm:

      Was genau hat der denn Neues erschaffen?

      All seine Vorzeigefirmen hat er sich gekauft.

      • @Ajuga:

        - Er hat das erste E-Auto in Massenfertigung auf den Markt gebracht.



        - Er hat die erste selbst zurückkehrende und wiederverwendbare Raketenstufe Marktreif gemacht.

        Auch wenn er sich das KnowHow einfach "kauft", ist es doch eine Leistung es in die Praxis umzusetzen.



        Übrigens: Bill Gates hat MSDOS auch nur gekauft und nie selbst entwickelt.

        Er ist ein Visionär als Unternehmer, nicht als Erfinder.

  • Hire and fire 2.0.

  • Schön wars, wenn er mit den Methoden noch mehr Kündigungen erzeugt und seine 44 Milliarden gegen die Wand fährt... so ein turbokapitalist.

  • Klicke auf den Link oder du bist gefeuert!

    Alter Schwede, ich bin echt froh in Deutschland zu arbeiten mit unserem Arbeits- und Kündigungsrecht.

    • @Rudolf123:

      Dafür finden Sie in den USA aber auch deutlich schneller einen neuen Job als hier. Der deutsche Kündigungsschutz passt aber perfekt zur Besitzstandswahrermentalität in diesem Land.



      Eine Kündigung muss übrigens in den USA wie bei uns auch immer schriftlich erfolgen. Ich weiß also nicht was dieser ständige Hinweis soll, die Kündigungen seien per Mail erfolgt. Sind physische Briefe denn jetzt irgendwie besser?

      • @Šarru-kīnu:

        Besitzstand, wer braucht denn so was, so oldschool.

  • Ich mag den nicht mehr!

    • @Herry Kane:

      Ich mochte den noch nie - aber manches, was er tut, ist trotzdem richtig.

      • @Dr. McSchreck:

        Was denn zb?

        • @schnarchnase:

          Antwort ist ganz oben....seltsamerweise.