Elbtower-Ruine in Hamburg: Wir haben da auch ein paar Ideen
Seitdem die Bauarbeiten am Hamburger Elbtower eingestellt wurden, gammelt er vor sich hin. Die taz hat ein paar Vorschläge, was daraus werden könnte.
Bubatztower
Zukünftig könnten feine Rauchschleier über die Hamburger Skyline ziehen. Der Elbtower wird das neue Stoners Headquarter, wo Kiffer*innen in riesigen Sitzsäcken versinken und entspannt barzen können. Das mit den Orten, an denen legal geraucht werden darf, ist ja auch zu kompliziert – Kita in der Nähe, soziale Einrichtung um die Ecke, geht alles nicht. Hier oben im 13. bis 30. Stock in der Hafencity hat man damit keine Probleme. Praktisch, dass in den anderen Stockwerken die Cannabis Social Clubs angesiedelt sind. Ganz oben gibt es Urban-Gardening-Areale zum gemeinsamen Hanfpflanzenpflegen. Ein Stockwerk widmet der Smokers-Zentral-Tower Bands, die bekifft jammen können, ein anderes Videogamern, ein weiteres kreativen Künstler*innen. In der Mitte ist der Munchies-Foodcourt mit Süßkram, Drinks und allem Nötigen gegen das Pappmaul. Kiffers Delight!
Seilbahn-Endhaltestation
Wer glaubt, Seilbahnen seien allenfalls gut, um mäßig spannende Tourismus-Ziele in der Provinz aufzuwerten, der irrt sich. In Wirklichkeit sind sie ein top-modernes Verkehrsmittel, man schwebt tiefenentspannt über der Kampfzone, in der Autofahrer, Radler und Fußgänger um den knappen Stadtraum streiten. Seile zu spannen ist auch viel günstiger, als Schienen zu verlegen. Und der Antrieb funktioniert elektrisch, mit Ökostrom wäre er klimaneutral. Die bolivianische Hauptstadt La Paz betreibt sogar ein ganzes Seilbahnnetz. Selbst Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat das verstanden und die Gondeln – ganz technologieoffen – Anfang Juni bei der „Cable Car World“-Messe in Essen als Mittel zum klugen Lückenschluss im öffentlichen Nahverkehr gepriesen. Und was ist der Elbtower anderes als Hamburgs größte Lücke?
Snow Dome
Die geschwungene Schanzenform des Elbtower-Torsos bietet sich ganz klar für einen Snowdome an. Die Kante von den oberen zehn Stockwerke herunter gäbe es eine schwarze Piste, der flache Auslauf böte dann Platz für eine blaue Anfängerpiste, die rote begänne irgendwo dazwischen. Der Vorteil: Hamburgs Lehrer könnten in den Skiferien daheim bleiben, das spart Kohlendioxid.
Und die steile Rückseite böte sich als Bergmassiv mit Höhlen für Brutvögel und Kletterkanten für Abenteurer an. Rostrot angemalt erinnert das ganze an Helgolands Lange Anna, und passt somit auch optisch gut in die norddeutsche Landschaft. Auf dem Dach der Schneehalle könnte Rasen gepflanzt werden, damit Kinder längsliegend den Berg runterrollern können. Eine leider in Vergessenheit geratene wichtige Übung, um die basale Motorik zu trainieren.
Insekten-Mast
Bei wachsender Weltbevölkerung wird die Versorgung mit Proteinen zunehmend zum Problem. Und die klimaschädliche Viehwirtschaft kann nicht die Lösung sein. Die Zukunft heißt: Insekten essen! Damit die nicht wieder rund um den Globus geschippert werden müssen, bietet es sich an, sie genau dort zu produzieren, wo sie gegessen werden sollen – in den Metropolen. Die Stockholmer Architektin Rahel Belatchew Lerdell hat ein Konzept entwickelt, ihre Heimatstadt Protein-autark zu machen, indem auf allen (in Schweden sehr verbreiteten) Kreisverkehren Insektenfarmen gebaut werden. Nun ist Hamburg an Kreisverkehren eher arm. Aber im Elbtower könnte man die Brütereien übereinanderstapeln: 68 Stockwerke voller Grillen, die mit dem Organ-Müll der Stadt gefüttert werden könnten. Das reicht locker, um ganz Norddeutschland mit Eiweiß zu versorgen. Und ganz oben gibt’s einen Burger-Grill, der Grillen-Burger anbietet. Und Weitsicht, nicht nur, was die Ernährung der Zukunft angeht.
Truppenübungstower
Es war der „Zeitenwende“-Kanzler, der Hamburg die Suppe mit dem Elbtower-Desaster eingebrockt hat. Aber nicht alles, was Scholz tut und sagt, ist ja komplett falsch. Also: Damit unsere Bundeswehr endlich richtig lernt, im Scholz’schen Sinne wehrhaft zu werden, kann der „Kurze Olaf“ so bleiben, wie er ist – wir stellen ihn der Truppe zur Verfügung: Mit dem Betongerippe können die Soldat:innen immerhin mal ordentlich den (Hoch-)Häuserkampf üben. Wo sonst, wenn nicht im Zentrum einer Großstadt, wäre eine wirklichkeitsnahe Gefechtsausbildung mit Übungsmunition in diesen Zeiten möglich? Denn wenn der Russe doch noch in Polen einmarschiert, muss ja irgendwer wissen, wie der 237 Meter hohe Warschauer Kulturpalast befreit werden kann.
Rutschenparadies
Hier ist ja vor allem Geld ein Problem, darum braucht es ein Projekt, mit dem man sofort loslegen kann, für das eben gerade der Rohbau von Vorteil ist. Keine störenden Innenwände müssten entfernt, keine Glasfassaden ausgebaut oder gar Möbel rausgeräumt werden. Auch die Höhe von rund 100 Metern, die der Elbtower nach Abbruch der Bauarbeiten derzeit hat, reicht völlig aus, um Spektakuläres für die ganze Familie zu verwirklichen: ein Rutschenparadies.
Und so wäre es: Überall schlängeln sich lange, längere und sehr lange Rutschen wurmartig durch die Fensteröffnungen. Man flitzt raus aus der Fensteröffnung, durch eine andere wieder hinein, in einer Spiralrutsche um den Tower herum, auf und ab immer wieder, mit und ohne Looping. Und eine Doppelrutsche, auf der Verliebte sich immer weiter an den Händen halten können (die hieße die Unzertrennlich-Rutsche), gäbe es auch. Und unten enden all die quietschbunten Rutschen in gigantischen Bällebädern. Schon bald kann es also heißen: Komm, wir fahren ins Elb-Rutsch! Hotels für die Scharen Anreisender gibt es ja bereits genug. Auch fertig gebaute.
Nichts
Elbtower-Architekt David Chipperfield mag ein Magier der Weltarchitektur sein. Der größte Zauberer aller Zeiten ist aber natürlich sein Beinahe-Namensvetter David Copperfield. Wieso nicht einfach den fragen, ob er die Bauruine wegzaubert? Dann bliebe die ganze Elbtower-Episode nichts als ein Spuk in der Stadtgeschichte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Die Linke im Bundestagswahlkampf
Kleine Partei, großer Anspruch
Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte
Fürs Militär ist Kohle da
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?