Alpinsport in der Lüneburger Heide: Ski unterm Dach, das geht gar nicht

Wer eine Skihalle betreibt, braucht vom Klimaschutz nicht zu reden. Denn der „Heide-Gletscher“ ist der Feind der echten Gletscher.

Ein Pistenbully im Snow Dome Bispingen

Fast wie in den Alpen: Ein Pistenbully präpariert die Abfahrt im Snow Dome Bispingen Foto: Philipp Schulze/dpa

Alle reden übers Wassersparen, so nachdrücklich, dass in Niedersachsen gerade Bewässerungsstopp erlassen wurde. Nur in Bispingen nicht. Da röhren in einer riesigen Skihalle das ganze Jahr über Schneekanonen. Es herrschen um die minus vier Grad, während es draußen 30 sind. Klingt absurd? Ist es auch, wenn man sich die Klimabilanz anschaut.

Das haben nun auch die niedersächsischen Grünen erkannt. Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung appelliert die Landtagsabgeordnete Marie Kollenrott an die Verbraucher*innen: „Die Frage ist, ob es wirklich nötig ist, zu jeder Jahreszeit in einer Halle Ski fahren zu können.“ Spaßbremse Grüne, geifert die Bild-Zeitung zurück.

„Spaß“ macht das Skifahren in der tristen, fast fensterlosen Halle aber ohnehin nicht: Nach 300 Metern endet der flache Hang – mit einem Sessellift geht es wieder nach oben. Da bleibt genug Zeit, darüber nachzudenken, wie seltsam diese künstliche Winterwelt mit dem Kunstschnee ist, nachdem man sich in unbequeme Kunststoff-Skischuhe gezwängt hat. Schnee im Sommer und 365 Tage im Jahr? In Norddeutschland?

Im Norden gibt es gleich zwei Hallen: den „Snow Dome Bispingen“ in der Lüneburger Heide und das „Alpincenter Hamburg-Wittenburg“ in Mecklenburg Vorpommern. Beide liegen unweit von Hamburg, der Stadt, die im Norden als Ski-besessen gilt und sogar extra Ferien dafür hat. Der Eintritt ist teuer: Eine Tageskarte kostet in Bispingen aktuell rund 40 Euro pro Person, für ein Kind sind es circa 25 Euro – Breitensport sieht anders aus.

Der „Snow Dome“ verbraucht laut Betreiber jährlich 2,7 Millionen Kilowattstunden Strom. Grünen-Sprecherin Kollenrott zufolge übersteigt der Energieverbrauch den von 500 Vier-Personen-Haushalten. Kein Wunder: Der Schnee muss künstlich hergestellt und die Halle gekühlt werden. Eine Schneekanone verbraucht in der Minute bis zu 300 Liter Wasser.

Skiferien haben keine Zukunft

Die Halle selbst wird als „Heidegletscher“ bezeichnet, was optimistisch ist in Zeiten, in denen Gletscher auf dem Rückzug sind. Tatsächlich ist der Kunstgletscher der eigentliche Feind der Alpenlandschaft: indem er natürliche Ressourcen ohne Not verschleudert.

Es wäre an der Zeit, sich Alternativen zu überlegen, zumal der „echte“ Wintersport in den Alpen ohne massives Nachrüsten ohnehin nicht mehr funktioniert, wie der letzte Winter wieder einmal zeigte. Und da wäre es auch keine Lösung, den Kunstschnee, den der „Snow Dome“ auch an Privatleute verkauft, in den Süden zu schicken. Die Hamburger Skiferien dürfte es nicht mehr allzu lange geben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.