piwik no script img

Einsparungen im HaushaltKritik an Finanzierungsstopp für See­not­ret­te­r*in­nen

Organisationen wie Sea-Eye und SOS Humanity sollen kein Geld mehr aus dem Bundeshaushalt bekommen. Linke und Grüne sind sauer.

Bald nur noch aus Spenden finanziert: Die Bundesregierung dreht See­not­ret­te­r*in­nen das Geld ab Foto: Francisco Seco/AP/dpa

Berlin taz | Grünen und Linken- Po­li­ti­ke­r*in­nen sind empört über Pläne der Bundesregierung, See­not­ret­te­r*in­nen die Finanzierung zu streichen. Bisher hatten Organisationen wie Sea Eye und SOS Humanity pro Jahr insgesamt rund 2 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt erhalten und damit einen Teil ihrer Aktivitäten finanziert. Im Haushaltsentwurf für das laufende Jahr, den das Kabinett am Dienstag beschlossen hat, findet sich dafür kein Posten mehr. Die privaten Rettungsorganisationen hatten in den letzten Jahre hunderttausende Geflüchtete vor dem Ertrinken gerettet.

Der innenpolitische Sprecher der Grünenfraktion, Marcel Emmerich, sagte der taz: „Mit der Streichung der Gelder verschärfen die Union und SPD nur die humanitäre Katastrophe an Europas tödlichster Außengrenze.“ Das sei ein „fatales Signal“, denn „Seenotrettung ist keine Straftat, sondern eine unabdingbare humanitäre Pflicht.“ Und weiter: „Das Sterben im Mittelmeer muss endlich ein Ende haben – es braucht legale und sichere Fluchtwege, keine Abschottungspolitik.“

Ähnlich äußerte sich die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Clara Bünger, im Gespräch mit der taz: „Frontex wird mit hunderten Millionen ausgestattet, die Bundeswehr mit Sondervermögen gefüttert, aber wer Menschen vor dem Ertrinken rettet, geht leer aus.“ Das sei „nicht haushaltspolitisch“, sondern „ideologisch“. Und es zeige, „welche Leben dieser Bundesregierung etwas wert sind – und welche nicht.“

Großteil der Gelder ohnehin privat

Auch einige der betroffenen Organisationen selbst übten Kritik. So sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye: „Die finanzielle Unterstützung hat für Sea-Eye zusätzliche Missionen ermöglicht und ganz konkret Menschenleben gerettet.“ Er zieht eine Verbindung zu neuen Schwerpunkten im Haushalt: „Der Schutz von Menschenleben und Menschenrechten darf in Deutschland nicht weniger wichtig sein als massive Investitionen in Rüstung.“

Ein Bündnis der Seenotrettungsorganisationen hatte erst letzte Woche Bilanz gezogen, Anlass war das zehnjährige Bestehen vieler der Initiativen. Über 175.000 Personen seien in dieser Zeit auf dem Mittelmeer gerettet worden, so das Fazit. Derzeit betreiben die Organisationen insgesamt 15 Schiffe, sieben Segelboote und vier Flugzeuge. Ein Großteil des nötigen Gelds stammt schon bisher aus privaten Spenden, sodass die wegfallenden staatlichen Mittel zwar Einschränkungen, aber nicht das Ende der Rettungsbemühungen bedeuten dürften.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • „Das Sterben im Mittelmeer muss endlich ein Ende haben – es braucht legale und sichere Fluchtwege, keine Abschottungspolitik.“

    Auch wenn manche das nicht hören wollen: Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist ein solcher sicherer Weg. Es erlaubt Menschen aus Ländern mit schwachen Perspektiven, auf regulärem Wege nach Deutschland zu kommen - nicht als Bittsteller, sondern als Fachkräfte auf Augenhöhe. Dazu gehört auch die Unterstützung von Qualifizierungsformen vor Ort, bspw. Goethe-Institute, AHKs, usw.

  • Menschenleben retten? Was soll das denn? Das ist unproduktiv und kostet gar noch Geld. Geld, das wir lieber in die weitere Subventionierung der Superreichen stecken (besser: dort stecken lassen), was so unsere sozialen Bemühungen beweist, den armen Kirchen geben, denen das Weihwasser bis zum Hals steht - was unsere christliche Gesinnung genug fördert oder dergleichen nützlichen Dinge mehr. Alles andere ist romantischer Firlefanz für links-grün versiffte Spinner.

  • Hatte nicht Herr Scholz internationalen Partnern versprochen, die Zahlungen einzustellen? Auf welcher Basis wurde das weiter gezahlt?

  • Seenotrettung ist eine staatliche Aufgabe, die ein Staat selbst ausüben kann, oder auch delegiert z.B. an die DLRG. Und in diesen Fällen wird es auch nicht an finanzieller Hilfe fehlen. Dies sind aber private Organisationen, welche sehr oft auch das Recht nach eigenem Ermessen auslegen oder zurechtbiegen. Denn das Seerecht, auf das sich diese ja beziehen, spricht nach der Pflicht zur Rettung aus Seenot nur über den Transport in einen sicheren Hafen. Und was sicher ist, legt halt das Seerecht fest. Und da geht es nur darum. das dieser Hafen aus maritimer Sicht (keine Riffe, Minen oder gefährliche Brandung) sicher ist. Aber nicht aus politischer oder ideologischer Sicht. daher ist die Streichung der Unterstützung durchaus nachvollziehbar.

  • Es gefällt nicht jedem, aber hier wird der Mehrheitswille des Wählers exekutiert. Ob man 2 Mio. Euro symbolisch findet oder nicht, spielt keine Rolle. Fakt ist, dass die große Mehrheit der Europäer die weitere Aufnahme von illegalen Einwanderern ablehnt. Niemand hat etwas dagegen, wenn die privaten Seenotretter auf eigene Kosten Menschen retten und außerhalb der EU wieder absetzen. Aber mit Steuergeld finanzierte Beihilfe zum illegalen Grenzübertritt ist heutzutage einfach nicht mehr vermittelbar. Siehe Wahlergebnisse.

  • Es gefällt nicht jedem, aber hier wird der Mehrheitswille des Wählers exekutiert. Ob man 2 Mio. Euro symbolisch findet oder nicht, spielt keine Rolle. Fakt ist, dass die große Mehrheit der Europäer die weitere Aufnahme von illegalen Einwanderern ablehnt. Niemand hat etwas dagegen, wenn die privaten Seenotretter auf eigene Kosten Menschen retten und außerhalb der EU wieder absetzen. Aber mit Steuergeld finanzierte Beihilfe zum illegalen Grenzübertritt ist heutzutage einfach nicht mehr vermittelbar. Siehe Wahlergebnisse.

  • also wir halten mal fest. Wir haben ständig steigende Sozialausgaben für unsere Rentner, Bürgergeldempfänger für unsere Krankenkassen.. Die Mieten steigen permanent, da wir so gut wie keinen Sozialen Wohnungsbau mehr haben. die Liste geht ewig weiter. Wir müssen sparen. und dank der NGO haben wir auch keine vernünftige Migrationspolitik mehr. denn die NGOs kämpfen nur dafür dass alle, auch abgelehnte Migranten, bleiben dürfen. Das kann es doch nicht sein.



    deshalb meine Forderung keine Steuergelder und Steuererleichterungen (Gemeinnützigkeit) mehr für NGO. denn erstens sind die Prozesse wir das Geld bei den NGO verteilt wird nicht transparent ! und teilweise geben wir noch NGOs geld die dann mit diesem Steuergeld die Regierung verklagen gehts noch.?

    Also lasst uns endlich die NGO Sümpfe trocken legen und das Geld das wir sparen in die Sozialkassen einzahlen! Dann haben wir auch Gelder für Menschen die heute schon in Deutschland/Europa leben.