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Einheitliche Mehrwertsteuer für GetränkeLeitungswasser ist am billigsten

Simon Poelchau
Kommentar von Simon Poelchau

Mehrwertsteuer auf alkoholfreie Getränke runter und so die sozialen Folgen der Inflation bekämpfen? Hört sich gut an, ist aber nur bedingt sinnvoll.

Wasser aus dem Hahn ist billig, schmeckt und hat keine Kalorien Foto: Francis Joseph Dean/imago

D urst macht arm. Die Inflation macht auch vor den Getränken nicht halt. Das gilt nicht allein für Schnaps, Bier und Wein: Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke waren im Juli über 10 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Und dann erhebt der Staat auf Getränke wie Apfelsaft, Mineralwasser oder Hafermilch auch noch 19 Prozent Mehrwertsteuer. Da hört es sich zunächst sympathisch an, wenn das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) nun vorschlägt, den Mehrwertsatz für alkoholfreie Getränke auf einheitlich reduzierte 7 Prozent zu senken. Doch ob das letztlich auch sinnvoll ist, steht auf einem anderem Blatt.

Seitdem die Inflation hoch ist, streiten Ökonomen über die Mehrwertsteuer. Besonders unter Linken finden sich Be­für­wor­te­r*in­nen einer Senkung dieser Steuer. Schließlich geben insbesondere arme Haushalte große Teile ihres Einkommens für Lebensmittel aus. Sie sind es deshalb auch, die von der Inflation besonders betroffen sind. Schließlich sind die Preise für Nahrungsmittel besonders stark gestiegen. Eine Mehrwertsteuersenkung würde deshalb anders als etwa eine Senkung der Einkommensteuer wirtschaftlich schwachen Haushalten mehr zugutekommen.

Dafür müssen die Unternehmen die Steuersenkung allerdings erst einmal an die Ver­brau­che­r*in­nen weitergeben. Als die Große Koalition während der Coronakrise die Mehrwertsteuer zeitweilig senkte, machte der Lebensmittelhandel das auch. Doch ob das in der gegenwärtigen Situation, in der die Inflation vor allem durch die Preissteigerungen im Lebensmittelhandel getrieben wird, auch so geschieht, kann bezweifelt werden. Zumal die Öko­no­m*in­nen des arbeitgebernahen IW den niedrigeren Steuersatz auf alkoholfreie Getränke auch für die Gastronomie vorschlagen.

So fragt man sich, ob am Ende von einer Senkung der Mehrwertsteuer nicht vor allem Menschen mit dickem Geldbeutel deutlich mehr profitieren als jene mit schmalem. Denn wer wirklich aufs Geld achten muss, wird seinen Durst vornehmlich mit Leitungswasser löschen. Schließlich ist das am billigsten.

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Simon Poelchau
Redakteur
ist für Ökonomie im taz-Ressort Wirtschaft und Umwelt zuständig.
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3 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Dann auch mal eine Zuckersteuer, damit der Süßkram unter den Getränken etwas gesünder wird.

  • die Inflation wird man durch solche Spielchen nicht bekämpfen und die Menschen kaum bis gar nicht entlasten.



    Wenn der Staat mit Geld einspringt, dann muß auch ein nenenswerter Effekt entstehen. Eine preiserhöhung der Getränkehersteller und schon ist die Ersparnis futsch, das ist Tüddelkram.

  • nicht zu vergessen: aufgrund der fatalen gesundheitlichen Auswirkungen von Softdrinks sollten diese auf keinen Fall niedriger besteuert werden.



    Eigentlich bräuchten wir eine Extra-Steuer für Getränke mit höherem Zuckergehalt.