EZB und Fed entscheiden über Zinsen: US-Notenbank widersetzt sich Trump
Während die EZB die Zinsen senkt, belässt die US-Notenbank alles beim Alten. Das missfällt dem US-Präsidenten, der niedrigere Zinsen haben will.
Der US-Präsident reagierte prompt: Powell und die Fed hätten es nicht geschafft, das von ihnen verursachte Problem der Inflation zu stoppen, schrieb Trump auf seinem eigenen sozialen Netzwerk. Dabei liegt er schon länger mit dem US-Notenbanker im Clinch. Denn Trump hatte Powell zwar einst selbst als Notenbankchef installiert. Doch dieser hatte 2018 entgegen Trumps Willen die Zinsen erhöht. Seitdem hat er den Notenbankchef immer wieder öffentlich attackiert. Zuletzt hatte Trump beim Wirtschaftsforum in Davos behauptet, besser als die Notenbanker zu wissen, wie hoch die Zinsen sein müssen.
Ökonom:innen halten das Handeln der Fed für richtig. „Um die Glaubwürdigkeit ihrer Geldpolitik zu bewahren, darf sich die Fed nicht von der Regierung unter Druck setzen lassen und muss dies glaubhaft kommunizieren, ohne dabei den Konflikt mit Präsident Trump zu verschärfen“, sagte Lena Dräger vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel. Gleichzeitig könnten neue Zölle, wie sie Trump angekündigt hat, die Inflation wieder anziehen lassen. Das spricht laut der Ökonomin ebenfalls für ein Abwarten der Fed.
Von der Entscheidung der Fed dürften nicht nur US-Konsumenten profitieren, sondern auch europäische Firmen, die in die Vereinigten Staaten exportieren. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) senkte am Donnerstag seit ihrer geldpolitischen Wende im Juni vergangenen Jahres das fünfte Mal die Zinsen. Sie verringerte den Euro-Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB Geld leihen können, wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf nun 2,75 Prozent.
Exporte in die USA könnten billiger werden
„Die EZB-Entscheidung, die Zinsen weiter zu senken, vergrößert den Zinsabstand zum Leitzins der Fed“, sagte Ökonomin Dräger. Theoretisch könne dies dazu führen, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar abwertet. „Dies würde deutsche Exporte in die USA billiger machen und könnte sich damit positiv auf die deutsche Exportwirtschaft auswirken“, so Dräger.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!