EU-Verbot von Pestiziden: Besser für die Biene
Die EU-Kommission will drei Pestizide im Freiland verbieten, weil sie gefährdeten Bienenvölkern schaden würden. Jetzt ist die Industrie sauer.
Bienen liefern nicht nur Honig, sondern bestäuben auch die allermeisten Pflanzen und verhelfen ihnen so zu mehr Früchten. Doch Imker beklagen massive Verluste von Bienenvölkern, auch weil Pestizide und Krankheiten die Gesundheit der Tiere schädigten. Zudem sind viele Wildbienen-Arten bedroht.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit habe vergangenen Oktober erhebliche Risiken für Bienen durch den Einsatz der Insektengifte Clothianidin und Imidacloprid bei den meisten Pflanzenarten festgestellt, begründet die Kommission ihren Vorschlag. Für die dritte betroffene Chemikalie, Thiamethoxam, habe die Industrie nicht die Daten vorgelegt, die die Behörden angefordert hätten, um Risiken zu überprüfen. Vorsichtshalber soll deshalb auch dieses Mittel innerhalb von Monaten nach Beschluss der Verordnungen von den Feldern verschwinden.
Die EU und die Bundesregierung haben in den vergangenen Jahren vor allem verboten, mit den Pestiziden Pflanzen zu behandeln, die von Bienen angeflogen werden. Ein Grund war, dass mit Clothianidin behandeltes Maissaatgut 2008 in Deutschland rund 11.500 Bienenvölker geschädigt hatte. Die nun geplanten Verordnungen würden den Einsatz der Neonikotinoide zum Beispiel auch bei Zuckerrüben, Äpfeln und Kartoffeln im Freiland vollständig untersagen. Die Mittel wären nur noch erlaubt bei Pflanzen, die im Gewächshaus bleiben.
Totalverbot wäre konsequenter
Die Umweltorganisation Greenpeace begrüßte den Vorschlag. „Die Kommission hat endlich begriffen, dass diese bienengefährdenden Pestizide in der Landwirtschaft nicht mehr eingesetzt werden dürfen“, sagte Agrarexpertin Christiane Huxdorff. „Ein umgehendes Totalverbot wäre allerdings konsequenter.“ Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) müsse die drei Pestizide in Deutschland sofort vom Markt nehmen. Sein Ministerium solle bei der Abstimmung über die Kommissionsvorschläge gegen eine weitere Zulassung votieren.
Der grüne Bundestagsabgeordnete Harald Ebner verlangte, auch andere Neonikotinoide, insbesondere Thiacloprid und Acetamiprid, zu untersagen. „Die bisherigen Teilverbote für vier Wirkstoffe werden dem Gefahrenpotenzial dieser Wirkstoffgruppe nicht gerecht und haben in Deutschland auch nicht zu einer verringerten Gesamteinsatzmenge der Neonikotinoide geführt“, so der Politiker.
„Wir lehnen den aktuellen Vorschlag der EU-Kommission, die Anwendung von Neonikotinoiden weiter einzuschränken, entschieden ab“, teilt dagegen der Chemiekonzern Bayer mit, der Clothianidin und Imidacloprid herstellt. Der Entwurf stütze sich auf eine Leitlinie zum Bienenschutz, die bis heute nicht die notwendige Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten habe und deshalb für die Zulassung von Pestiziden nicht rechtlich bindend sei. Außerdem seien etwa Behörden in den USA und Kanada zu dem Schluss gekommen, dass Neonikotinoide „kein unnehmbares Risiko für Honigbienenvölker“ darstellten.
Syngenta, der Produzent von Thiamethoxam, antwortete bis zum Redaktionsschluss nicht auf eine Bitte der taz um Stellungnahme.
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