EU-Reaktionen auf Scheinreferenden: Neue EU-Sanktionen gegen Russland
Brüssel reagiert mit neuen Sanktionen auf die vom Kreml orchestrierten „Scheinreferenden“ in den besetzten Gebieten der Ukraine. Der Ölpreisdeckel kommt.
Die vom Kreml orchestrierten Abstimmungen seien „ein illegaler Versuch, Land an sich zu reißen und Grenzen mit Gewalt zu verändern“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch in Brüssel. „Wir sind entschlossen, den Kreml für diese Eskalation zahlen zu lassen“, erklärte sie. „Unsere Sanktionen haben Russland schwer getroffen“, betonte die deutsche Politikerin.
Allerdings offenbar noch nicht hart genug: Deshalb soll nun das achte Sanktionspaket den Druck auf Kremlchef Wladimir Putin erhöhen. Es enthält allerdings wenig Überraschungen. So wird der Preisdeckel auf Öl bereits seit Wochen in der EU diskutiert. Die G7-Gruppe der großen Industriestaaten hat die Obergrenze für russische Ölexporte ebenfalls schon lange auf ihrer Agenda.
Die EU-Kommisison will dafür nun die rechtliche Grundlage schaffen. Wie der Preisdeckel funktionieren soll, verriet von der Leyen allerdings nicht. Im Gespräch sind Beschränkungen beim Transport des russischen Öls in Drittländer wie Indien. Die Öltanker, die oftmals aus Griechenland oder Zypern kommen, sollen offenbar auf dem Umweg über die Versicherungen gezwungen werden, nur „günstiges“ Öl zu liefern.
Welches Preisniveau die EU für angemessen hält, ist offen. Die Festlegung könnte schwierig werden, denn die 27 EU-Länder konnten sich bisher nicht einmal auf einen Preisdeckel für russisches Gas einigen. Klar ist nur, dass im Dezember ein europäisches Ölembargo in Kraft tritt, das nicht zuletzt auf deutschen Wunsch erlassen wurde. Es enthält allerdings zahlreiche Ausnahmen.
Einfuhrverbot für russische Diamanten
Reichlich vage sind auch die Angaben zu den Handels-Beschränkungen. Es gehe um ein Volumen von 7 Milliarden Euro, sagte von der Leyen. Im Gespräch ist unter anderem ein Einfuhrverbot für russische Diamanten. Dies würde allerdings Belgien hart treffen – in Antwerpen hängen tausende Arbeitsplätze vom Handel mit den Edelsteinen ab. Ob die belgische Regierung dem zustimmt, ist unklar.
Die Sanktionen müssen einstimmig beschlossen werden – von allen 27 EU-Staaten. Ungarn hat jedoch bereits angekündigt, dass es den EU-Kurs nicht mehr mitträgt. Die Regierung in Budapest will sogar die bereits bestehenden Strafmaßnahmen auslaufen lassen. Unklar ist auch, wie sich Italien verhält. Die neue italienische Regierungsmehrheit wird auch von Parteien getragen, die Putin nahestehen und Sanktionen als kontraproduktiv ablehnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung