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EU-Klimadienst Copernicus12 Monate lang über 1,5-Grad-Marke

Die globale Temperatur lag erstmals 12 Monate in Folge über der 1,5-Grad-Marke, zeigen EU-Klimadaten. Die Zahlen seien „eine Warnung an die Menschheit.“

Von ganz weit weg sieht alles weniger schlimm aus: Die Erde bei einer Klima-Ausstellung im Nawareum in Straubing, Bayern

Paris afp/reuters | Laut dem EU-Klimawandeldienst Copernicus lagen die weltweiten Temperaturen erstmals zwölf Monate lang über 1,5 Grad Celsius höher im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Die globale Durchschnittstemperatur lag laut dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm C3S um 1,52 Grad Celsius über dem Referenzwert. Jeder Monat seit Juni sei im globalen Maßstab der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen, mit einem besonders warmen Januar.

„Dies ist nicht nur der wärmste Januar seit Beginn der Aufzeichnungen, sondern wir haben auch einen Zwölfmonatszeitraum erlebt, in dem die Temperaturen um mehr als 1,5 °C über dem vorindustriellen Referenzzeitraum lagen“, sagte die stellvertretende C3S-Direktorin Samantha Burgess. Eine rasche Verringerung der Treibhausgasemissionen sei die einzige Möglichkeit, den globalen Temperaturanstieg zu stoppen.

1,5-Grad-Marke für 12 Monate in Folge geknackt

Über den Zeitraum Februar 2023 bis Januar 2024 wurde nun die 1,5-Grad-Marke überschritten. „1,5 ist eine sehr große Zahl, und es schadet uns sehr schwer, mit Blick auf Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, verstärkte Stürme und Wasserknappheit in der ganzen Welt“, sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Johan Rockström, der Nachrichtenagentur AFP. „Das hat uns 2023 gelehrt.“

„Es ist eindeutig eine Warnung an die Menschheit, dass wir uns schneller als erwartet auf die vereinbarte 1,5-Grad-Grenze zubewegen“, sagte Rockström weiter. Die Temperaturen dürften aber wieder etwas sinken, wenn das Wetterphänomen El Niño vorbei sei.

Heiße Jahre in Folge haben starke Auswirkungen

Der vergangene Januar war im Durchschnitt 1,66 Grad wärmer als der Januar-Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900. Es war der achte Monat in Folge, an dem Rekord-Durchschnittstemperaturen für den entsprechenden Monat aufgestellt wurden. Wissenschaftler warnen schon seit langer Zeit vor den Auswirkungen der Erderwärmung, insbesondere eine Zunahme von Wetterextremen und Naturkatastrophen.

„Das Aufeinanderfolgen von sehr heißen Jahren ist eine schlechte Nachricht für die Natur und die Menschen, die die Auswirkungen dieser extremen Jahre spüren“, sagte Joeri Rogelj vom Imperial College London zu AFP. „Wenn die globalen Emissionen nicht dringend Richtung null gebracht werden, wird die Welt bald an den Sicherheitslimits vorbeifliegen, die im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbart worden waren.“

El Niño und Klimawandel wirken zusammen

Der vom Menschen verursachte Klimawandel und das Wetterphänomen El Niño, das das Oberflächenwasser im östlichen Pazifik erwärmt, sorgten im globalen Maßstab für die hohen Temperaturen. Um weitere katastrophale und unumkehrbare Folgen des Klimawandels abzuwenden, hatte die Weltgemeinschaft 2015 im Pariser Klimaabkommen vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Die Weltklimakonferenz in Dubai hatte sich im Dezember nach zähem Ringen auf eine schrittweise Abkehr von fossilen Energieträgern geeinigt – allerdings ohne Zeitplan und ohne Festschreibung eines kompletten Ausstiegs.

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7 Kommentare

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  • "EU-Klimawandeldienst 'Copernicus" - klingt wie Lieferdienst: Hier, bittschön.. Na ja, der Wetterdienst macht ja auch kein Wetter.

  • Gut, dass das mal ne Klimameldung ist, die nicht nur heute, sondern dauerhaft in allen Leitmedien die Schlagzeilen beherrscht und am Time Square über die Leuchtbänder läuft, heute wird sich sicher alles ändern und die Menschen sehen ein, dass es so nicht weitergeht und die Konzerne werden nicht einen Klumpen Öl mehr aus der Erde holen...

    # kann spuren von Ironie enthalten

  • So ist das Leben!

    Veränderung im gesellschaftlichen Maßstab erfordert Stress, sprich Handlungsdruck. Was schlussendlich bedeutet, dass der Klimawandel eintreten muss, damit die Menschheit anfängt zu handeln.

    Bedauerlicherweise bedeutet dies aber nicht zwingend Handeln im positiven oder moralischen Sinne ...

  • Hoffentlich wird diese ganze Katastrophe ordentlich dokumentiert um die verantwortlichen Profiteure irgendwann zur Rechenschaft zu ziehen. Nicht, dass das selbe passiert wie mit dem Atommüll.

    • @Gostav:

      Die werden dann zur Rechenschaft gezogen, wenn die hungernden Massen über deren mit Stacheldraht versehenen Betonmauern stürmen, um sie aus ihren Safe Spaces zu prügeln.



      Mir wäre ein Szenario lieber, welches die Leute davonkommen lässt, weil wir die Katastrophe doch noch abwenden konnten.

  • Kruschtel, kruschtel, alter Kommentar von mir "Wir werden das 1.5 Grad Ziel niemals erreichen" gefunden.



    Dass es aber derart früh gerissen wird, wundert selbst mich.



    Und nochmals: Wir werden das 1.5 Grad Ziel nie erreichen, nicht einmal das 2 Grad Ziel.



    Deshalb sollten wir neben noch konsequenterer Klimapolitik, auch wenn es weh tut, endlich auch über Schutzmaßnahmen nachdenken, wie bessere Dämme, Renaturieren von Bachläufen, weniger und kürzere Transportwege, besseren ÖPNV,....

  • Die Menschheit wird seit Jahrzehnten ergebnislos gewarnt. Und das wird auch so bleiben, es wird sich höchstens noch verschlimmern.