EMtaz: Gruppe E, Schweden – Belgien: Belgier versauen mal wieder alles
Erst 80 Minuten Langeweile, dann das: der Abschied von Zlatan Ibrahimovic ist überschattet von einer Niederlage. Verloren haben alle, außer Belgien.
Die Startbedingungen: Schweden hat 180 Minuten lang nicht einmal auf das Tor geschossen. Ihr einziger Treffer war ein Eigentor zum 1:1 gegen Irland. Heute müssen die Schweden gewinnen, um ins Achtelfinale zu kommen. Wenn sie ausscheiden, könnte es das letzte Spiel von Zlatan Ibrahimovic für Schweden gewesen sein. Schnüff.
Den Belgiern reicht ein Unentschieden. Vor der Partie versuchten die Verteidiger, nicht an Zlatan zu denken: „Ich habe keine Angst vor ihm“, piepste Rechtsverteidiger Thomas Meunier; räusperte sich dann mehrmals und verließ möglichst beiläufig pfeifend die Pressekonferenz. Oder so ähnlich. Bei den Bookies liegen die Belgier natürlich vorne. Siehe auch: Traumkader.
Das Vorurteil: Zlatan Ibrahimovic dreht in seinem letzten Spiel für Schweden komplett durch: Erzielt ein Tor per Fallrückzieher aus 30 Metern, tanzt bei einem Endlos-Solo die komplette belgische Mannschaft aus und bringt anschließend per Gewalt-Fernschuss das Tornetz an die Belastungsgrenze. So kann es die knusprig-pommes-goldene Generation Belgiens heute nur vergeigen.
Das Spiel: Am Anfang mehr Hin und Her als am Hotdog-Counter an der Ikea-Kasse: Schwedens Marcus Berg hat eine Riesenchance, ebenso Belgiens Strafraum-Schrank Romelu Lukaku. Doch beide vergeben. Ibrahimovic wirkt zunächst wie ein alter Mann beim Spaziergang während der geriatrischen Reha: bleibt mitten im Zweikampf stehen und hält sich den Nacken. Hockt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hin, während alle anderen weiterspielen. Die schwedischen Fans singen trotzdem ausgelassen „Zlatan Ibrahimovic“ zur Melodie von Pet Shop Boys' „Go West“. Zu Recht. Sind eigentlich auch belgische Fans zur EM gereist? Die Ball-Kontroll-Freaks der belgischen Mannschaft haben vor Schluss der ersten Halbzeit noch eine Großchance, aber: nichts.
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In der zweiten Halbzeit bleibt es erst mal dabei. Sieht man von einigen gescheiterten Kontern ab, könnte man sagen, dass Belgien mit dem Unentschieden zufrieden ist. Schweden ist in den ersten zwanzig Minuten der zweiten Halbzeit besser. Ibrahimovic zlatanisiert zwar einen Ball per Flughacke ins lange Ecke, aber Schiedsrichter-Doktor Felix Brych (promovierte über Textilvergehen und Schubsen) pfeift ab. Wegen gefährlichen Spiels oder so. Weil Marcus Berg den Ball angeblich mit zu hohem Bein ablegte. Dessen belgischer Gegenspieler hatte zwar sein Gesicht so tief, als wenn er gerade über den Geruch von Rasen habilitieren würde, aber das interessiert ja keinen. Klare Fehlentscheidung. Und Majestätbeleidigung. Meine Meinung.
Lukaku rollt zwar durch den schwedischen Strafraum wie ein Güterzug mit Schwermetall, ist dabei allerdings auch ebenso präzise. Der eingewechselte Dries Mertens strahlt noch ein wenig Gefahr aus, hat genau wie de Bruyne noch einen guten Torschuss. Aber abgesehen davon: gähnende Langeweile. Immerhin gibt es einen Schlussakkord: in der 84. Minute. Da versuchte es Radja Naingolan nochmal per Fernschuss. Und siehe da: Traumtor. Zlatan: „Fake.“ Doch leider hat er Unrecht. 0:1. Schweden draußen, Belgien weiter. Danke für nichts.
1. ITA: 3 - 3:1 - 6
2. BEL: 3 - 4:2 - 6
3. IRL: 3 - 2:4 - 4
4. SWE: 3 - 1:3 - 1
Der entscheidende Moment: Radja Nainggolan drischt aus über 20 Metern die Pille ins lange Eck. Schön. Dass ein schwedisches Gesäß den Ball erst unhaltbar abfälscht, sieht man erst in der zweiten Zeitlupe. Tut nichts zur Sache.
Der Spieler des Spiels: Zlatan Ibrahimovic. 116 Länderspiele, 62 Tore. Fußballgott.
Die Pfeife des Spiels: Michel Platini. Die Türken waren erst beste Dritte, dann traf Irland zum 1:0. Jetzt müssen die Türken nach Hause. Erfahren tun sie davon im Fernsehen. Achtelfinals bei einer Europameisterschaft: Bescheuert. Jetzt vermisst man fast schon die Kanonenschläge in Neukölln.
Das Urteil: Die Schweden haben vor der Partie offenbar zu viele Kötbullar mit Preiselbeersauce verzehrt und verirrten sich anschließend im Ikea-Bällebad. Das muss ein Zlatan Ibrahimovic sich nicht antun. 0:1
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