Durchgreifen gegen „Massencornern“ verlangt: R2G autoritär
„Entschlossener“ handeln soll die Polizei im Hamburger Schanzenviertel gegen zu dicht beieinander Trinkende. Das fordert auch die örtliche Linke.
Genau besehen überrascht daran nur, dass auch die Linksfraktion mit im sprichwörtlichen Boot sitzt. Aber worum geht es? Durchgreifen sollen laut der gemeinsamen Pressemitteilung vom vergangenen Montag Bezirksamt und Polente nicht etwa gegen zu laut knatternde Poserkarren oder in die Grünanlage gekippte Gefrierschränke.
Ums Ausgehvolk in der Schanze geht es: „Dicht an dicht stehen die Menschen auf der ‚Piazza‘, dem Schulterblatt, der Susannenstraße. Über Stunden hinweg missachten sie jegliches Abstandsgebot“ – als hätte es die Pandemie nie gegeben oder wäre längst besiegt.
Nun stimmt beides nicht: Die Infektionsgefahr besteht weiter – zumindest außerhalb der Köpfe vereinzelter Ministerpräsidenten, auch des Linken da in Erfurt, oder gar nicht mal so vereinzelter „Hygiene“-Demonstrierender. Es hat also seine Berechtigung, wenn der Altonaer Hauptausschuss sich einstimmig dafür ausspricht, dass „eng zusammenstehende größere Personenansammlungen etwa vor Kiosken aufgelöst“ und bei Bedarf „Alkoholverkaufsverbote und Platzverweise ausgesprochen werden“.
Bloß: Wem zum „Massencornern“ zuerst – und recht einzig – einfällt, die Polizei müsse härter durchgreifen beziehungsweise „frühzeitiges polizeiliches Einschreiten bereits bei Bildung von Ansammlungen“ fordert, wie es der Linken-Bezirksabgeordnete Karsten Strasser formuliert; wer also nur auf so etwas kommt, der stellt doch vor allem aus, wie fern ihm das da zu Regelnde ist; wie wenig er sich vorstellen kann, wie es wäre, an Stelle der Ermahnten zu sein. Haben die ein bisschen mehr Repression (für die Wähler*innen der anderen) sich wünschenden Sozis, Grünen und Linken einfach nicht genug gecornert?
Nachtrag: Am Freitagabend berichtete das Hamburger Abendblatt von Verstößen gegen die Corona-Regeln – ausgerechnet bei einer Feier des Hamburger Innensenators Andy Grote. Der Mann ist Sozialdemokrat, die oppositionelle CDU forderte prompt, dass sich der Innenausschuss am kommenden Donnerstag mit Grotes „Glaubwürdigkeitsproblem“ befassen solle. Erster Tagesordnungspunkt bislang: „Versammlungsgeschehen im Corona-Kontext“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag