Doping und Golf: Sperre für ein Wochenende

Wie verbreitet ist Doping unter Golferinnen und Golfern? Eigenen Angaben zufolge ist das im „Gentlemansport“ eine absolute Seltenheit.

Tiger Woods beim Golfschlag

Eher auffällig muskulös: Tiger Woods hat einen kräftigen Schlag Foto: imago

Wird im Golf eigentlich gedopt? Na, warum nicht. Dem Athletenkörper ist schließlich egal, zu welchem Zwecke er illegal aufgeplustert wird: ob zum Gewichte stemmen, schneller rennen oder um eine kleine Kugel von knapp 46 Gramm Gewicht zielgenau weit weg zu dreschen. Oder, ganz banal, um nach Verletzung fix wieder wettkampffähig zu sein.

Andererseits: Was nutzen Epo & Konsorten, wenn mit austariert elegantem Move, zigtausendfach automatisiert, dynamisch ein fernes Ziel angepeilt werden muss? Entscheidend sind die ritualisierten Abläufe beim Schwung, auf Bruchteile von Millimetern geeicht, mit 120 Muskelpartien (so viele wie in keinem anderen Sport) in optimierter Reihenfolge und Stärke. Nutzt da Dope? Bogenschützen monstern sich auch nicht zu Kraftpaketen.

Andererseits sehen manche Profis aus wie drogengeboostert. Allen voran der mons­tröse US-Amerikaner Bryson de Chambeau und vor einigen Jahren Tiger Woods, als er mit einer Art aufgeblasenem Oberkörper in die neue Saison startete. Alles nur Hanteln und Muckibude?

Getestet wurde lange nicht. Erst in den 90er Jahren gab es vereinzelte Urintests, wohlwissend, dass etwa Wachstumshormone nicht nachweisbar sind. 2008 gab sich der Golfverband PGA eine Antidoping­agenda. Erst 2017 wurden bei den British Open Bluttests gemacht; als Test, gerade mal jeder fünfte wurde genadelt. Keine Ergebnisse. Na siehste. Alle atmeten auf.

Nur zwei prominente Fälle

Seit der Jahrhundertwende sind nur eine Handvoll Spieler für ein Vierteljahr gesperrt worden, meist Leute aus der zweiten Reihe: Einer hatte „leistungssteigernde Mittel“ genommen, zwei hatten einen Test verpasst, einer hatte sich selbst wegen eines Steroidhormons angezeigt, bei einem anderen war ein verbotenes Mittel zur Gewichtsreduzierung im Spiel.

Immerhin zwei prominente Fälle sind dokumentiert: Der frühere Major-Sieger Vijah Singh aus Fidschi wurde 2013 mit Wirkstoffen aus einem Spray mit Wachstumshormonen („The Ultimate Spray“) erwischt. Vor exakt diesem Zeug, offenbar sehr beliebt, hatte der Verband vorher ausdrücklich gewarnt. Singh argumentierte, es seien doch nur homöopathische Dosen gewesen und bekam die geplante Sperre erlassen.

Zuletzt im August war der Nordire Graeme McDowell gesperrt worden, für genau ein Wochenende – wegen Amphetaminmissbrauchs. Von wem? Von der saudischen Multimilliardentour LIV. Die haben eigene Antidopingrichtlinien, jenseits der Wada-Sportwelt. Wie kam die Substanz in McDowell hinein? Durch ein Drogeriemittelchen gegen seine verstopfte Nase, erklärte er, und keilte devot nach: „Die Antidopingpolitik von LIV ist auf Gründlichkeit und Transparenz ausgelegt. Im Gegensatz zu einigen anderen Touren setzt die LIV diese Regeln rigoros durch.“

Der Deutsche Golfverband hat viel Text produziert: 61 Seiten Antidopingordnung ADO. Dazu will das Präventionsprogramm „Gemeinsam gegen Doping“ vor „Dopingfallen schützen und über die Gefahren informieren“. Coaches können per e-Learning sogar ein Antidopingzertifikat erlangen. Der DGV schreibt aber auch: „Golf ist ein Gentlemansport, daher spielt Doping im Golf keine große Rolle.“

Womöglich sind Tranquilizer das wirksamste Dope im Golf: Zum Beispiel ’ne Bierpulle am ersten Abschlag, wie von zweien in meinem Club gern praktiziert. Beide waren Bundesligakicker, na ja. Prost.

Hilflos sind Apotheken und Dopinglabore gegen die tückische Putting-Krankheit Y… (Den genauen Namen darf man als traditionell abergläubischer Golfer nicht schreiben, weil schon das als hochansteckend gilt). Y… jedenfalls ist ein plötzliches Nervenzucken beim Putten, was den Ball unkontrolliert woanders hinschickt und einen angeblich dem Irrsinn nahebringt.

Dagegen hilft vielleicht Klosterfrau Melissengeist (ersatzweise Generikum). Steht auch auf keiner Dopingliste.

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Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).

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