„Don’t Say Gay“-Gesetz in Florida: Zensur im „Sunshine State“
Im US-Staat Florida soll ein Gesetz LGBTQ-Themen aus dem Unterricht in Grundschulen verbannen. Dahinter steht der Kulturkampf der Republikaner.
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D ie Worte „gay“ oder „transgender“ dürfen Lehrer in Floridas Kindergärten und Grundschulen nicht mehr in den Mund nehmen. Ganz egal, mit welchen Fragen, Zweifeln und Ängsten die Drei- bis Achtjährigen in den Klassenraum kommen: Das Thema „sexuelle Orientierung“ ist ab sofort im Unterricht verboten. Lehrer, die dem zuwiderhandeln, riskieren Strafen. So sieht es ein Gesetz vor, das der republikanische Gouverneur Ron DeSantis am Montag unterschrieben hat und das Kritiker „Don’t Say Gay“ nennen.
Die Zensur im „Sunshine State“ mag lokale Komponenten haben. Floridas Bevölkerung hat einen hohen Anteil von „Snowbirds“ – Senioren aus dem Norden des Kontinents, die im Alter in die Wärme ziehen und von denen manche gedanklich mehr im 19. als im 21. Jahrhundert leben, und es hat zahlreiche Einwohner mit kubanischem Hintergrund, von denen gerade viele Ältere konservativ sind.
Doch die Besonderheiten Floridas reichen nicht aus, um das Vorgehen zu erklären. Die Republikaner setzen landesweit auf Kulturkampf. Dieses Vorgehen hat schon jetzt vielerorts zu Zensur geführt: Mit dem Verbot von Büchern, Verbot von Geschichtsthemen und Verbot eines Faches „Critical Race Theory“, das nirgends in den USA in den Lehrplänen der Schulen vorkommt.
Mit dieser Strategie positionieren sich die Republikaner am rechten Rand eines Landes, dessen Bevölkerung sich zumindest bei gesellschaftlichen Themen wie der gleichgeschlechtlichen Ehe und dem Vorgehen gegen Rassismus weiterentwickelt hat. Und sie kämpfen vielerorts gegen imaginäre Gefahren. Doch das mindert ihren Erfolg nicht. Denn sie jonglieren mit Ängsten von Teilen der weißen Bevölkerung, der sie glauben machen wollen, die Bedrohung käme von Afroamerikanern, von Einwanderern oder von Homosexuellen und Transgender-Menschen.
Die Kinder sind in dem Gesetz in Florida nur Statisten. Es geht um die Karriere des 43-jährigen Gouverneurs, der zum engeren Kreis von Trump gehört, und zu der Generation potenzieller Nachfolger. DeSantis betreibt Wahlkampf im Klassenzimmer.
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