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Donald Trumps Erklärung zu Jerusalem„Ich löse mein Versprechen ein“

US-Präsident Donald Trump erkennt Jerusalem als Israels Hauptstadt an und ordnet an, die US-Botschaft dort hin zu verlegen.

US-Präsident Donald Trump bei seiner Rede zur Anerkennung Jerusalems. Hinter ihm der rechte evangelikale Vizepräsident Mike Pence Foto: reuters

Berlin taz | US-Präsident Donald Trump hat offiziell Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt. Wie erwartet worden war, erklärte der US-Präsident am Mittwoch im Weißen Haus, wie jede Nation habe Israel das Recht, selbst zu bestimmen, wo seine Hauptstadt sei.

Und anders als von vielen erwarte, kündigte Trump nicht an, wie alle Präsidenten vor ihm, dennoch zunächst die weitere sechsmonatige Aussetzung jenes vom Kongress 1995 verabschiedeten Gesetzes zu unterzeichnen, mit dem die US-Regierung verpflichtet wird, die US-Botschaft baldmöglichst von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen.

Im Gegenteil: Am Schluss seines Auftritts unterzeichnete Trump ein Dokument, mit dem das Außenministerium angewiesen wird, so schnell wie möglich mit dem Transfer der Botschaft nach Jerusalem zu beginnen.

Trump benutzte allerdings nicht die Formulierung vom „geeinigten Jerusalem“ als Israels Hauptstadt – das hätte die Debatte über eine Zwei-Staaten-Lösung für die USA beendet. Stattdessen betonte Trump erneut, dass die USA eine Zwei-Staaten-Lösung unterstützen – wenn sich Israel und die Palästinenser darauf einigen. Bis dahin, wünschte Trump, sollten alle Seiten daran arbeiten, den Status Quo aufrecht zu erhalten.

Keine Antwort an seine Kritiker

In seiner elfminütigen Rede betonte Trump, es habe keinen Sinn, die gleiche Politik der Vergangenheit zu wiederholen, die offensichtlich nicht zu Lösungen geführt habe. Stattdessen sei es Zeit für einen neuen Ansatz, um einen dauerhaften Frieden herbeizuführen.

Trump ging auch auf die Kritik ein, die bereits im Vorfeld sowohl von vielen arabischen Verbündeten der USA als auch aus dem Rest der Welt an seinen Plänen geäußert worden war – eine wirkliche Antwort an die Kritiker hatte er allerdings nicht.

Stattdessen beschwor er rhetorisch, die neuen Generationen in der Region sollten die alten Konflikte hinter sich lassen und Frieden und Wohlstand suchen statt Hass und Konflikt. Wen er damit allerdings überzeugen wollte, blieb unklar.

Trump hatte bereits im Wahlkampf versprochen, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen – „heute löse ich mein Versprechen ein“, sagte Trump. Nicht zuletzt diese Position hatte ihm die feste Unterstützung der evangelikalen Rechten in den USA eingebracht.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu, ein enger Verbündeter Trumps und persönlicher Freund von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, begrüßte die Erklärung sofort und erklärte sie zu einem „historischen“ Schritt. Das stimmt: Trump beendet damit eine US-Außenpolitik, die seit der Gründung des Staates Israel Bestand hatte.

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30 Kommentare

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  • Alle möglichen Rechtspopulisten sind für Israel. Von Trump über Wilders bis Strache.

    Der Linken - insbesondere ihres israelophilen Teils - sollte dies zu denken geben.

  • Hier der Text von Trumps Rede: https://www.timesofisrael.com/full-text-of-trumps-speech-recognizing-jerusalem-as-capital-of-israel/

     

    Zitat:

    "Israel is a sovereign nation with the right like every other sovereign nation to determine its own capital. Acknowledging this as a fact is a necessary condition for achieving peace.

    ...

    But today, we finally acknowledge the obvious: that Jerusalem is Israel’s capital. This is nothing more, or less, than a recognition of reality. It is also the right thing to do. It’s something that has to be done."

     

    Genau so ist es. Ich find's gut.

    • @kdw59:

      Im Orginal ist der Inhalt auch nicht besser ;-)

    • @kdw59:

      soeben kommt ein bericht das Chump den Vatican als neue hauptstadt Irlands anerkannt hat. richtig so.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @Theloneous Honk:

        ...war wahrscheinlich auch ein Wahlversprechen "It is also the right thing to do" ; )

  • Was hat sich denn in den letzten 20 Jahren geändert? Hat irgendein arabisches Land Israel anerkannt? Haben die Angriffe der Palästinenser auf Israelis aufgehört? Nichts hat sich geändert. Die Palästinenser hätten schon sein 20 Jahren einen eigenen Staat haben können, mit dem Westjordanland, dem Gazastreifen und mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Wollten sie aber nicht. Sie wollen die Juden ins Mittelmeer treiben und ganz Palästina mit Jerusalem als Hauptstadt.

    Der Status quo war doch nur dafür gut um die Macht der Hamas und der Fatah aufrecht zu erhalten. Für die anderen arabischen Staaten bedeutet er nur eine Kanalisation des Unmutes, um über die Mängel und Unzulänglichkeiten in diesen Ländern hinwegzusehen und den undemokratischen Regimen ihren Bestand zu sichern. Würden die Palästinenser Frieden mit Israel schließen, würden die arabischen Staaten entweder billige Arbeitskräfte verlieren oder sie müßten den palästinensischen Flüchtlingen Bürgerrechte geben. Die Hamas und die Fatah würden sich anderen demokratischen Parteien stellen müssen.

    Die einzigen die durch den Status Quo verlieren sind die Palästinenser. Es werden weitere Siedlungen gebaut werden, bestehende werden vergrößert, immer mehr Israelis werden nach Ost-Jerusalem ziehen ..., die Lebenslüge und damit die Provisorien der Palästinenser bestehen weiter.

    Noch dürften in Israel genug Menschen bereit sein für einen Frieden Ost-Jerusalem und die Siedlungen aufzugeben, aber wie lange noch?

    • @Vladimir Z.:

      »mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt.«

       

      Wann genau hat Israel Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines Staates Palästina zugestimmt...?

    • @Vladimir Z.:

      Danke für diesen zutreffenden Beitrag.

  • Ohne Not in richtung Not ,

    denn es könnte bringen einigen Menschen den Tot !

     

    Als hätte die Welt nicht schon genügend schmerz,

    zeigt Trump an falscher stelle sein verklemmtes Herz.

     

    Einen Menschen den keiner ernst nehmen kann,

    wird zu einer Gefahr für jedermann.

     

    Wer bremst diesen Wahnsinnigen , bevor er den 3. Weltkrieg wird bringen ?!

  • Aber auf was können sich die Menschen dort noch einigen? Überbevölkerung bei allen Beteiligten, menschliches Wettrüsten. Aubrauchen der Ressourcen (Wasser!). Das Pulverfass, das in den letzten 20 Jahren aufgebaut wurde, wird jetzt explodieren.

  • Trump schafft Fakten, die man schwer bis gar nicht mehr abändern kann und er wird damit erfolgreich sein. Seine Regierungszeit hängt davon ab Feinde und Krisen zu schaffen, um damit von seiner Inkompetenz in politischen und wirtschaftlichen Fragen abzulenken.

    Das macht er gar nicht so ungeschickt. Ich warne davor diesen Mann zu unterschätzen, nur weil er ein Narzisst ist, der seine Soziopathie nicht verhehlen mag. Gerade solche Menschen sind es, welche die großen Katastrophen in der Geschichte der Menschheit losgetreten haben. Alle wurden sie später zu Genies verklärt, waren aber im Grunde sehr durchschaubar. Das Volk aber ist dumm und klatscht zu jeder Epoche fleißig Beifall, wenn ein großspuriger Idiot sich anstellt Schach zu spielen.

    • @Hampelstielz:

      Sie haben recht !

      Jedes ''aber'' bring kein recht sondern macht es nur noch schlechter und nicht gerechter ! Siehe Türkei .... umso mehr alle auf Erdogan schimpfen desto mehr Macht fällt ihm zu.... alles muß ertragen werden.... auch die Demokratie !

  • Die Entscheidung der USA, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.

     

    Wohl kaum ein Ort in der Welt und in der Weltgeschichte ist so eng mit dem Judentum verbunden wie Jerusalem.

     

    Die Stadt blickt auf eine lange Historie zurück, die oftmals blutig war.

     

    Doch noch nie in der Geschichte gab es eine solch lange Friedensperiode und Stabilität in der Metropole, wie unter dem modernen Staat Israel, der seit 1947 existiert.

     

    Die Menschen in Jerusalem leben friedlich Seite an Seite. Juden, Araber, Christen und Atheisten. Die Medien wollen einen zwar glauben machen, dass dort nur Hass regiert – das hat mit der Wirklichkeit aber nichts zu tun.

     

    Die Palästinenser erheben Anspruch auf den Tempelberg, obwohl dieser Ort historisch eindeutig eine jüdisch geprägte Stätte ist.

     

    Das ist eine bekannte Strategie islamisch geprägter Völker: Sakrale Gebäude anderer Religionen für sich selbst zu beanspruchen und, wenn erfolgreich, umzuwidmen. So etwa geschehen mit der Hagia Sophia in Istanbul, die einst eine orthodoxe Kirche, heute aber eine Moschee ist. In vielen anderen Ländern wie Ägypten, Irak und Syrien geschieht ähnliches.

     

    Dass Israel nicht den gleichen Weg beschreiten möchte, ist da nur verständlich.

     

    Die USA bieten Israel mit ihrem Schritt nun eine echte Grundlage, auf der Verhandlungen zum Frieden mit den Palästinensern möglich sind.

     

    Denn nur ein vollständig und von allen Institutionen (Staaten, NGOs, Organisationen wie die UN, etc.) legitimierter und akzeptierter Staat kann eine echte und langfristige Friedenslösung in der Region schaffen.

    • @FrankZappa1958:

      "Doch noch nie in der Geschichte gab es eine solch lange Friedensperiode und Stabilität in der Metropole, wie unter dem modernen Staat Israel, der seit 1947 existiert."

       

      Mitten in diesem "Frieden" gibt es immer wieder Tote bei Auseinandersetzungen. Auch wenn nicht täglich Häuser brennen, Frieden sieht anders aus.

       

      Und friedlich Perioden gab es in der Geschichte immer wieder. Auch unter muslimischer Herrschaft.

       

      "Die USA bieten Israel mit ihrem Schritt nun eine echte Grundlage, auf der Verhandlungen zum Frieden mit den Palästinensern möglich sind."

       

      Meinen Sie wirklich, für die Palästinenser gibt es jetzt noch etwas zu verhandeln? Oder dachten Sie eher an ein Diktat?

    • @FrankZappa1958:

      Ich verstehe nicht ganz, weshalb man in diesem Konflikt Partei für eine der Seiten ergreifen muß, schon gar nicht, weshalb mit emotionaler Inbrunst. Für den Frieden in der Region hat die Gründung Israels ebenso wenig gebracht, wie die Diktatoren und religiösen Fanatiker in arabischen Staaten. Der vernünftigste Ansatz wäre gewesen eine Zwei-Staaten-Lösung anzustreben.

      Ihren völkisch gedachten und faschistischen Ansatz verachte ich zudem zutiefst.

    • @FrankZappa1958:

      Das ist nicht richtig.

      Die längste Friedensperiode (ca 600 Jahre)

      gab es unter den Römern/Byzantinern

      • @RedPars:

        sind das vielleicht die selben Römer die ein Fortress gebaut haben was ueberhaupt nichts mit king Herod zu tun hat?

  • Tja, wat nu? Mr. Trump , ganz im Sinne seiner Geschichtslosen Geld-Macht Ideologie, ist es leid, sich dem Stillstand im Status Quo zwischen Israel/Palästina zu beugen.. Seine Entscheidung bringt Bewegung in die historische Erstarrung.

    Das es nur eine nationale USA Macht -Entscheidung ist, die den politischen Bestrebungen für Frieden; der islamischen Welt und der U.N.O. , der EU , den moderaten israelischen Bürgern zuwider ist.. (es ist ja eine art, Machtbedingte , politische Entmündigung vieler Interessen , die Mr. Trump da verordnet..) .. es dürfte sich ein Sturm gegen die USA/Mr.Trump entwickeln... in Israel selber, bei den Palästinensern, in der Welt..

    Das dieser seltsame `Zirkus´ im Namen antiker Religionen der "Welt als Scheibe" stattfindet.. eben geistig stagniert.. sollte als Kompliment und Aufforderung an die `junge´ säkuläre Aufklärungskultur und deren kosmopolitischen Visionen von globaler Harmonie und Frieden und Hoffnung verstanden werden.. *

  • Wo liegt das Problem. Jerusalem ist schon lange Hauptsatdt, auch durch zahlreiche Besuche deutscher Vertreter ohne öffentliches Tamtam schon lange anerkannt. Trump schafft endlich klare Verhältnisse und beendet das verlogene Herumgeeiere anderer Staaten. Hervorragend!

    • @Basisdemokrat:

      Warum hat er dann nicht palästina als Staat mit ostjerusalem als Hauptstadt anerkannt? Wo der große Staatsmann doch gerade klare Verhältnisse im nahen Osten schafft?

    • @Basisdemokrat:

      "Wo liegt das Problem."

       

      Ist das jetzt Satire? Wo das Problem liegt, geht seit Tagen durch alle Medien.

  • Die Trump wird mit nur dieser einen Handlung ein Erdbeben auslösen. Die Wut, die daraus erweckt, wird all seine Erwartungen und Vorstellungen sprengen. Trump hat von internationaler Politik überhaupt keine Ahnung - die Rolle der USA in der Region wird massiv geschwächt und die sogenannten Verbündeten der USA stehen jetzt massiv unter Druck, sich von den USA zu distanzieren. Und die Jihadis, Palästinenser und radikalen Muslime der Region werden versuchen die USA zu erwischen - mit voller Härter. Diese Handlung wird eine Welle der Gewalt auslösen, das wird sich auch durch 'Nettigkeiten' nicht mehr rückgängig machen lassen. Zudem brauchen die Palästinenser gar nicht weiter verhandeln, Jerusalem anzuerkennen, ist schlimmer als bei der Siedlungspolitik über ein paar neue Häuser hinwegzusehen. Aber auch hier wird es jetzt einen neuen Schub geben - das wird nicht bei den Siedlungen bleiben, es werden neue gebaut werden, alte werden jetzt vergrößert werden. Druck auf Israel? Das war mal, ab jetzt hat man dort einen Freifahrtsschein und der wird auch genutzt werden. Kürzlich schoß man ja schon mit Raketen auf Syrien - auch hier ist mit mehr zu rechnen.

  • Der ist doch nicht ganz sauber, er ändert gerade den Status Quo ohne Not. Und es bringt den Israelis effektiv überhaupt nichts, aber bei den Evangelikalen daheim kommt es bestimmt super an. Nur die wohnen da nicht, wenn es knallt sitzt man schön auf der anderen Seite der Welt und sammelt Geld für Israel. Der Mann ist ein verantwortungsloser Vollidiot!

    • 4G
      4932 (Profil gelöscht)
      @Sven Günther:

      Das ist die altbekannte Methode der Amerikaner: Krieg führen immer weit weg, im nahen Osten immer gern mit Drohnen (gesteuert mit Joystick in Amerika über Ramstein), so daß der amerikanische Soldat ja nichts abbekommt und das amerikanische Häärchen nicht gekrümmt wird. Deshalb ja auch die heillose und die krankhafte Angst, daß mal eine Rakete direkt Amerika erreicht.

      Ihren letzten Satz würde ich mit der 10-fachen Potenz versehen.

    • @Sven Günther:

      Ja, die Evangelikalen stehen im Verdacht, die Entscheidung beeinflusst zu haben und Pence würde die neue Botschaft sicher gern persönlich eröffnen.

      Es wird allerdings auch vermutet, daß Trumps größter Unterstützer im Präsidentschaftswahlkampf (Sheldon Adelson) langsam ungeduldig wurde: https://972mag.com/is-sheldon-adelson-behind-trumps-decision-on-jerusalem/131218/

      • @jhwh:

        Nicht zu vergessen die wichtige Senatswahl am 12.12.

    • @Sven Günther:

      Sie mögen ein kleinwenig Recht haben, aber am meisten hat's in Israel doch geknallt, wenn die Israelis den Palästinensern so weit entgegen gekommen sind, bis die nicht mehr anders konnten einen Palästinenserstaat zu gründen :

      //embassies.gov.il/berlin/AboutIsrael/the-middle-east/naherostendokumente/Ben_Ami.pdf

       

      oder wenn ein anderer Frieden mit Israel gemacht hat, der dann gleich dafür umgebracht wird:

       

      //http://www.zeit.de/1981/42/der-tod-im-land-der-liebe

       

      Also, egal was Israel macht es knallt immer.

      • @Günter:

        Das ist mir alles bekannt, aber das was Trump jetzt macht, führt in eine blutige Sackgasse.

        • @Sven Günther:

          Hoffentlich behalten sie nicht Recht. Heute nach den Freitagsgebeten wissen wir etwas mehr.