Döner wird teurer – Fritten und Burger auch: „Müsste eigentlich 7,30 Euro kosten“
Gestiegene Preise für Energie und Lebensmittel setzen der Imbissbranche zu. Und die Betriebe klagen zunehmend über Lieferengpässe beim Speiseöl.
„Ein Döner müsste eigentlich 7,30 Euro kosten“, sagte Gürsel Ülber, der Vorstandsvorsitzende des Vereins türkischer Dönerhersteller in Europa. Für die Teigtasche mit Soße, Salat und Fleisch waren in der Hauptstadt für lange Zeit Preise um 3,50 Euro üblich. Nun seien es zwischen fünf und sechs Euro – ein Niveau, das Kunden in Bayern und Baden-Württemberg schon kannten, wie Ülber erklärte. Er rechnet mit weiteren Preiserhöhungen.
Bundesweit treffen die Imbissbranche die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel. „Energiekosten wie bei Strom und Erdgas sind ein großer Preistreiber, bei anderen Rohstoffen wie zum Beispiel Rindfleisch fiel der Preisanstieg um 50 Prozent teilweise sogar noch stärker aus“, heißt es beim Bundesverband der Systemgastronomie, der Ketten wie Burger King und Nordsee vertritt. Getreide, Mehl, Gemüse – für alles müssen die Unternehmen mehr bezahlen.
„Aufgrund langfristiger Vertragsbeziehungen können einige der Preissteigerungen abgefedert werden“, erklärte Andrea Belegante, Hauptgeschäftsführerin des Verbands. „Die derzeitige Preisentwicklung erfordert es aber dennoch, die Preise der einzelnen Produkte genau zu überprüfen.“ Belegante sprach sich dafür aus, die Mehrwertsteuersenkung auf Speisen zu entfristen und auch Getränke zu begünstigen.
Zwar gibt es noch überall Pommes frites, wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband in Bayern hervorhebt. Aber die Gastwirte hätten zunehmend Schwierigkeiten, an Pflanzenöl zu kommen. „Die Preise sind immens gestiegen“, sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert.
Knapp zwei Drittel der Betriebe im Freistaat klagten nach einer Umfrage aus der vergangenen Woche über Lieferengpässe. Fast immer betrafen diese Pflanzenöl, in jedem zweiten Fall auch Mehl. „Dass nach der Pandemie sowas kommt – damit konnte keiner rechnen“, sagte Geppert. Die Betriebe müssten ihre Preise entsprechend kalkulieren.
Dönerproduzent Ülber sagte: „Es ist wegen der Konkurrenz schwer, die Preise vollständig weiterzugeben.“ Er zahle bei den Schlachthöfen und Zerlegebetrieben deutlich mehr. Wenn er seine Spieße entsprechend teurer an die Imbisse verkaufe, versorgten diese sich aber möglicherweise lieber bei anderen Anbietern.
„Seit etwa sechs Monaten ist die Lage sehr schwierig“, beschrieb Ülber die Situation der Branche. Viele Betriebe machten keinen Gewinn mehr. Ülber hält es für möglich, dass schon in zwei bis drei Monaten die ersten Döner-Imbisse aufgeben müssen. Für die übrigen stiegen dann spätestens im Herbst die Kosten weiter – wegen der Mindestlohnerhöhung auf zwölf Euro pro Stunde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour