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Dobrindts Gipfel auf der ZugspitzeInnenminister wollen noch mehr Härte bei Asylpolitik

Schluss mit menschenrechtlichen Bedenken. Alexander Dobrindt berät mit EU-Amtskolleg*innen über Drittstaatsverfahren und weitere Abschiebungen.

Bundesinnenminister Dobrindt mit seinen Amts­kol­le­g:in­nen auf der Zugspitze am 18. Juli Foto: Matthias Gränzdörfer/pictureteam/imago

Grainau/Berlin dpa | Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) und seine fünf Amtskollegen aus Österreich, Dänemark, Frankreich, Tschechien und Polen drängen auf einen härteren Kurs in der Migrations- und Asylpolitik. Das geht aus einer gemeinsamen Erklärung hervor, auf die sich die Minister bei einem Treffen auf der Zugspitze in Bayern geeignet haben. Auch EU-Innenkommissar Magnus Brunner nahm an den Beratungen teil.

Im Vordergrund stehen dabei konsequente Abschiebungen auch nach Syrien und Afghanistan, ein besserer Schutz der EU-Außengrenzen und mehr Aufnahmen von abgelehnten Asylbewerbern durch Nicht-EU-Staaten.

Dobrindt betonte die „gemeinsame Linie“, die er und seine Gesprächspartner in der Migrationspolitik verfolgen würden. Das Ergebnis der Beratungen sei „ein sichtbares Signal der Einigkeit, Sichtbarkeit und des gemeinsamen Engagements“. Deutschland sitze nicht mehr im „Bremserhäuschen“, sondern sei die Lokomotive, versicherte Dobrindt. „Wir wollen schnellere Asylverfahren, wir wollen keine Dreifach-Prüfungen mehr.“

Abschiebungen auch nach Syrien und Afghanistan ermöglichen

„Wirksame Rückführungen sind eine unerlässliche Voraussetzung für das Vertrauen in eine ausgewogene europäische Migrationspolitik“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Dazu gehörten auch Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan. Diese müssten „möglich sein“, halten die Minister in ihrer Erklärung fest. Bislang ist die Ausreise von abgelehnten Asylbewerbern in diese beiden Länder mit hohen Hürden verbunden.

Erst am Morgen war aus Leipzig ein Abschiebeflug mit 81 afghanischen Straftätern in die afghanische Hauptstadt Kabul gestartet. Die Männer seien „schwere und schwerste Straftäter“, sagte Dobrindt im ARD-„Morgenmagazin“. Für solche Abschiebungen gebe es „ein ganz berechtigtes Interesse der Bürgerinnen und Bürger.“

Es war die erste Abschiebung dieser Art seit Antritt der schwarz-roten Koalition unter Kanzler Friedrich Merz (CDU). Wegen der in Afghanistan herrschenden Taliban und ihres brutalen Regimes üben Flüchtlingsorganisationen wie Pro Asyl immer wieder scharfe Kritik an Abschiebungen nach Afghanistan. Die Bundesregierung hat keine offiziellen Beziehungen zu den Taliban. Der aktuelle Abschiebeflug war durch die Vermittlung von Katar zustande gekommen.

Auch die Lage in Syrien ist unübersichtlich und macht Rückführungen in das Land bis dato schwierig.

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12 Kommentare

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  • Ein Einwanderungs- und Asylsystem muß human sein und von der Bevölkerung akzeptiert werden. Dazu muß es systematisch geplant sein. Vorschlag: Landräte, Gemeinderäte, Betriebe, Sozialarbeiter und NGO's sollten gemeinsam regionale Aufnahme-Quoten für hilfsbedürftige Familien festlegen (je Landkreis ein Arbeitskreis mit Entscheidungsbefugnis für die Quote), Unterkünfte bereitstellen und Integrationsmöglichkeiten schaffen.Die Migranten sollten vom UNHCR außerhalb der EU ausgewählt werden und dann auf sicheren Wegen hierherkommen können. Kanadisches System. Sie werden am Flughafen abgeholt und in ihre neue Gemeinde gebracht, wo Wohnungen, Lehrstellen, Kitaplätze, Sprachkurse bereitstehen. Alles andere ist unsystematisch und inhuman.

  • Da gab es doch früher schon mal berüchtigte Treffen auf einem Berg!

  • Auch der schönste Anzug kann die Menschenfeindlichkeit dieses Altherrenklubs nicht verbergen. Die Dame - natürlich blond und in Pink - ist wohl eher versehentlich aufs Foto geraten.

    • @Minelle:

      Habe mich gerade gefragt, ob die alle beim selben Herrenausstatter gekauft haben. Ist ja gruselig.

  • Aber die Afghan:innen, die nach Zusage Deutschlands jetzt in Pakistan hocken und damit rechnen müssen,wegen ablaufender Visa nach Afgh.zurückgeschoben zu werden, das schafft man nicht, sie einreisen zu lassen.



    Aber mit den Taliban verhandeln wg. Abschiebungen....die stimmen freudig zu, zu Geld und Anerkennung.



    Was für eine armselige deutsche Regierung.

  • Vernünftig.



    Endlich.

    Merkel: vorbei

    • @Wilhelm Krass:

      Diese Migrationspolitik löst nicht ein einziges Problem, das wir haben. Sie symbolisiert nur - wie Ihr Kommentar auch beweist - die mangelnde Bildung, Verantwortungslosigkeit, Verdrängungsmentalität und Egomanie großer Teile unserer Gesellschaft, repräsentiert dann eben von Gestalten wie Merz und Co.

      • @Minelle:

        Wir haben nun wieder 81 Plaetze mehr. Im besten Fall werden diese an Menschen vergeben, die laut Gesetz einen Anspruch auf unsere Hilfe haben. Ist das nicht der Sinn von Fluechtlingshilfe?

        • @elektrozwerg:

          Auch die abgeschobenen Menschen haben einen Anspruch auf menschenwürdige Behandlung, dies ist in Afghanistan nicht gewährleistet, deshalb hätten die Abschiebung niemals stattfinden dürfen.



          Es hilft, sich gelegentlich die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zu Gemüte zu führen.

          • @Flix:

            "Die Menschenrechtserklärung ist eine Charta der Ideale, und in gar keiner anderen Hinsicht war sie von den UN-Mitgliedern gesehen und beabsichtigt worden. Sie ist kein völkerrechtlicher Vertrag, die Einhaltung ihrer Bestimmungen ist nicht einklagbar."

            taz.de/70-Jahre-Er...enrechte/!5553912/

            Verletzungen dieser Ideale findet man ueberall auf der Welt, auch in der EU, auch in Deutschland. Vor allem kommts auf den Artikel an. Manche ueberschneiden sich mit den Anforderungen fuer Asyl, was hier nicht der Fall zu seien scheint, sonst waeren sie nicht im Flugzeug.

          • @Flix:

            Stimmt, - Lesen bildet! Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 14. 2:



            2. Dieses Recht (das Asylrecht) kann nicht in Anspruch genommen werden im Falle einer Strafverfolgung, die tatsächlich aufgrund von Verbrechen nichtpolitischer Art oder aufgrund von Handlungen erfolgt, die gegen die Ziele und Grundsätze der Vereinten Nationen verstoßen.

            • @Peter Wenzel:

              Lesen alleine reicht nicht, verstehen sollte Mensch das Geschriebene auch.



              Aufgrund des Artikels 14.2 haben z.B. Kriegsverbrecher wie Putin oder Diktatoren wie Kim Jong-Un keinen Anspruch auf Asyl. Es geht dabei nicht um eventuelle, im Aufnahmeland begangene Straftaten.