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Diskussion über SchuldenbremseZukunftsinvestitionen erforderlich

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) fordert weiter eine Reform der Schuldenbremse. Die Situation sei „dramatisch“.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner schlägt Alarm: „In allen Ländern und Kommunen geht langsam das Licht aus.“ Foto: Monika Skolimowska/dpa

Berlin afp | Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), pocht weiterhin auf eine Neuregelung der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse. „Ich möchte die Schuldenbremse nicht abschaffen. Aber wir müssen die Schuldenbremse reformieren“, sagte Wegner in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit dem Nachrichtenportal t-online und fügte an: „Alle 16 Bundesländer sagen, dass es so nicht weitergeht.“

Wegner verwies auf „dringende“ Zukunftsinvestitionen und sagte dazu: „Deutschland steckt momentan in einer Stagnation. Um uns herum überholen uns viele Länder wirtschaftlich. Warum? Weil diese Länder in die Infrastruktur investieren.“ Zudem mache der Bund „immer mehr Versprechen“ und lege damit den Ländern „immer mehr Kosten auf“.

Als möglichen Weg zur Reform der Schuldenbremse brachte Wegner die Einführung von Sondervermögen nicht nur auf Bundes-, sondern auch von Länderebene ein, mit denen nötige Investitionen bestritten werden könnten. Die Situation sei „dramatisch“, sagte Wegner weiter mit Verweis auf die Lage der öffentlichen Kassen. „In allen Ländern und Kommunen geht langsam das Licht aus.“

Bereits am Freitag hatte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich die Aussetzung der Schuldenbremse gefordert. Es gehe darum, „unser Land für die Zukunft in Schuss zu bringen“, sagte Mützenich den Funke-Zeitungen. „Wir brauchen eine emotionslose Diskussion über die Schuldenregel“, sagte er.

„Auf allen staatlichen Ebenen und in fast allen Parteien – auch bei nahezu allen Ökonomen – setzt sich die Erkenntnis durch, dass wir das Grundgesetz ändern und die Schuldenbremse reformieren müssen, wenn wir notwendige Investitionen in unser Land tätigen wollen“, sagte Mützenich. Er hoffe, „dass das auch irgendwann bei der FDP ankommt“.

Größere Lücke in der Finanzplanung bis 2028

Der Haushaltsentwurf für 2025 war diese Woche vom Bundeskabinett beschlossen worden, ebenso wie ein Nachtragshaushalt für 2024 und der Finanzplan für die Jahre bis 2028. Dabei hatte sich das Bundeskabinett auch auf die Einhaltung der Schuldenbremse verständigt. Dabei fällt einem Medienbericht zufolge die Lücke im Finanzplan für die Jahre bis 2028 deutlich größer aus als bislang bekannt.

Der Grund dafür sei, dass Finanzminister Christian Lindner (FDP) die 2028 fällige erste Rückzahlungsrate für Corona-Notkredite in Höhe von 9,2 Milliarden Euro in seinem Haushaltsplan nicht berücksichtigt habe, schreibt der Spiegel unter Berufung auf Informationen des Bundesfinanzministeriums.

Lindner hatte eine Haushaltslücke von 39 Milliarden Euro angegeben – tatsächlich liegt sie laut Spiegel nach derzeitiger Rechtslage bei rund 48 Milliarden Euro. „Die Bundesregierung schlägt vor, die Tilgung auf null abzusenken, solange die gesamtstaatliche Schuldenstandsquote, wie derzeit erwartet, im Jahr 2028 nahe der Obergrenze des Stabilitäts- und Wachstumspakts von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt“, teilte das Ministerium dem Spiegel weiter auf Anfrage mit.

Für das kommende Jahr sind Ausgaben von 480,6 Milliarden Euro und eine Neuverschuldung von 43,8 Milliarden Euro vorgesehen. Damit würden die Vorgaben der Schuldenbremse knapp eingehalten, es gibt allerdings teils harte Einschnitte. Die in dem Etat zunächst noch verbleibenden Milliardenlücken sollen teilweise erst im Haushaltsvollzug geschlossen werden.

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9 Kommentare

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  • @MICHA.KHN

    Es ist schon erstaunlich, wie vollständig Sie sich dem neoliberalen Aberglauben verschrieben haben.

  • Hinzu kommen Unwägbarkeiten aus dem vermeintlichen oder schon offensichtlichen "Off" der Corona-Abwicklung.



    Nur ein Beispiel:



    /



    www.handelsblatt.c...ten/100051591.html



    /



    Noch eine Pandemie mit solchen Kalkulationen und solchen daraus resultierenden Folgen für SteuerzahlerInnen können wir uns eigentlich gar nicht mehr "leisten".

    • @Martin Rees:

      Noch einmal dann diese Spezl-CSU und Spahn an den Hebeln muss ja dann nicht sein.

      Aber zurück zur Schuldenbremse. Im Sinne von Keynes glättet man die wirtschaftliche Entwicklung durch mehr Ausgaben bei Unter-Nachfrage und -Investition, dämpfe danach aber auch und baue die Schulden wieder ab.



      Dazu muss man auch mal wieder Steuern erhöhen, die Schlupflöcher für sehr reiche Erben schließen, Umweltschädliches besteuern, die Vermögenssteuer reaktivieren. Die Vermögen der Klattens sind auch die Defizite der öffentlichen Hand.

  • Einnahmenseite: Steuersätze wie u.a. unter Kohl, Schlupflöcher schließen, insbesondere bei Erbschaften, schon aus sozialen Gründen, Vermögenssteuer, CO2-Steuer

    Ausgabenseite: umweltschädliche Subventionen auf Null, Autobahnbau rasch herunterfahren und das Geld endlich zu Rad, Bahn und Bus geben, was positive Gesundheitsfolgen haben wird.

    Dann bleiben aber immer noch Punkte, wo sinnvolle Investitionen von der angeblichen Schuldenbremse sabotiert werden.



    Die hat Fetischcharakter für Union und FDP, wohl weil man keine echten Wirtschaftspolitiker mehr zu haben scheint.

  • Die Herausforderungen der Zeit, (besonders der Klimakrise) erfordern ein schnelleres Handeln, weswegen eine Weiterentwicklung der Schuldenbremse mittlerweile zwingend erscheint.

    Wobei eine bedingungslose Abschaffung natürlich völig fehl am Platze wäre, da sie es jeder Regieung erlauben würde populistischen Forderungen nachzugeben.

    Die Bedingungen für Ausnahmen müssen daher sehr genau festgelegt werden und sich präzise am Kriterium der Nachhaltigkeit orientieren.

    Dafür müssen wir lernen langfristig zu denken. Beispielsweise wäre es zu kurz gedacht zu sagen, *wir müssen unsere Infrastruktur ausbauen*. Vielmehr muss man dabei mit bedenken, wie lange eine neue Strasse/Schiene unter den Bedingungen der Klimakatastrophe hält (siehe China wo gerade Autobahnbrücken einstürzen..). Es muss auf Effizienz und Resilienz hin geplant werden..also eine Beschränkung auf das wesentliche und das so stabil wie möglich..

    Die Weiterentwicklung der Schuldenbremse ist also sowohl Herausforderung wie Chance neu denken zu lernen..(über das lineare Denken hinaus zum vernetzten Denken).

    Denn nur damit können wir den Herausforderungen der Zukunft intelligent und angemesen begegnen..liebe Politiker..

  • Ich hoffe, dass sich der Kritik an der Schuldenbremse, das realitätsferne Lieblingsprojekt der 4-5 Prozentpartei der FDP weitere Bundesländer lautstark anschließen, gerne auch von der CDU. Sie kommt uns alle sehr teuer zu stehen. Das weitere teure Lieblingsprojekt der FDP aber auch der CDU ist die Weigerung die Vermögenssteuer wieder einzuführen. Die Ungleichheit der Vermögen ist in Deutschland wesentlich höher als in anderen EU- und OECD-Staaten - eine Wiedereinführung wäre zum Schutz der demokratischen Grundordnung eigentlich zwingend. Eine Vermögenssteuer ab einer Million würde je nach Steuersatz 30 Milliarden jährlich einbringen.



    Diese Studie berechnet, dass mit dem Aussetzen der Vermögenssteuer 1997 insgesamt bis 2023 auf 380 Milliarden Steuereinnahmen verzichtet wurde.



    www.dw.com/de/stud...en-euro/a-69538841

  • Ein Lockern der Schuldenbremse hätte nur ungehemmte und unnötige Ausgaben zur Folge. Es seit Jahren so viel Geld in der Staatskasse wie nie zu vor. Fast jedes Jahr mehr. Und trotzdem hat man es nicht geschafft, irgendwas richtig hinzubekommen (Stichwort Bildung, Gesundheit, Infrastrikrut wie ÖV etc.)



    Nein, auch neue Schulden werden daran natürlich nichts ändern.

  • Wegner sollte Diepgen und Wowereit als Berater in sein Kabinett holen.

  • Eigentlich... hat er nur zum Teil Recht.

    Die Schuldenbremse gehört ganz weg. Aber das ist nur zweite Wahl.

    Erste Wahl wäre endlich eine gerechte Besteuerung -- und das Eintreiben ausstehender Steuern. Dann bräuchten wir vielleicht diese ganze Diskussion nicht.