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Diskriminierung im JurastudiumMittelfinger an den Rechtsstaat

Kommentar von Marita Fischer

Die Ausbildung von Ju­ris­t:in­nen in Deutschland ist sexistisch und rassistisch gefärbt. Das hat massive Folgen nicht nur für die Judikative im Land.

Am Fachbereich Jura hat die Göttin der Gerechtigkeit nicht viel mitzureden Foto: David Ebener/dpa

V or dem Gesetz sind alle gleich. Das fordert das Rechtsstaatlichkeitsprinzip. Eine Ungleichbehandlung von wesentlich Gleichem, insbesondere eine Diskriminierung aufgrund von Geschlecht oder „Rasse“ verbietet außerdem Artikel 3 des deutschen Grundgesetzes.

Wenn Rich­te­r:in­nen nicht gelernt haben, diskriminierende Vorurteile zu reflektieren und bei ihrer Entscheidungsfindung ihren unconcious bias identifizieren und entsprechend gegensteuern können, sind ihre Urteile rassistisch und sexistisch. Wenn Staats­an­wäl­t:in­nen nicht gelernt haben, ihre eigenen Rassismen zu erkennen, wird die Strafverfolgung People of Color zu Unrecht (härter) bestrafen. Menschen werden sexistisch und/oder rassistisch diskriminiert.

Vielleicht sind die mächtigen Juristen schlichtweg ignorant und haben die offensichtlichen Probleme in ihrer Ausbildung nicht erkannt. Ju­ris­t:­in­nen wird jedoch von der Gesellschaft eine hohe Intelligenz zugesprochen, durch den Abschluss des anspruchsvollen Studiums zertifiziert. Die Befürchtung liegt also nahe, dass weiße Cis-Männer Diskriminierung durchaus gezielt tolerieren und perpetuieren.

Neben der exklusiven Macht über die Judikative, sind Ju­ris­t:in­nen auch überproportional in der Legislativen und der Exekutiven vertreten. Alle drei Säulen der Demokratie werden also maßgeblich von Ju­ris­t:in­nen geprägt. Unter Diversitäts-, und Teilhabeaspekten ist allein das problematisch. Haben die überproportional vertretenen Ju­ris­t:in­nen dann auch noch eine rassistische und sexistische Ausbildung genossen, ist es nicht verwunderlich, dass Deutschland ein systemisches und systematisches Rassismus- und Sexismusproblem hat.

Unreflektierte, mächtige Ju­ris­t:in­nen sind sicherlich nicht der einzige Grund für diskriminierende Strukturen in der Bundesrepublik. Aber sie sind ein Grund. Und es liegt in ihrer Verantwortung durch das Reformieren der eigenen Ausbildung dafür zu sorgen, dass Deutschland dem Rechtsstaatlichkeitsversprechen ein Stück näher kommt.

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10 Kommentare

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  • Sach mal so:

    1968 “Meine Dame - meine Herren…“



    Eröffnete Volker Beuthien - exAssi von Medicus seine legendär gute Zivilrechtsvorlesung!



    “Was wollen Sie denn hier? Strafrecht ist nichts für Frauen!“ * exKriegsrichter Erich Schwinge! Alles Uni Mbg/Lahn.



    Ok. Ok. Aber heute?? Mach Bosse.



    Mehrheitlich Frauen - machen durchschnittlich die besseren Examen.



    Seit Mitte der 90er wird jedenfalls in der Justiz & ziemlich erfolgreich halbe/halbe 🍻 - eingestellt.

    kurz - “ Haben die überproportional vertretenen Ju­ris­t:in­nen dann auch noch eine rassistische und sexistische Ausbildung genossen, ist es nicht verwunderlich, dass Deutschland ein systemisches und systematisches Rassismus- und Sexismusproblem hat.“



    Könnse - mit Verlaub - außer lauwarmer Luft - mal bitte a weng Butter beie Fisch di spekulatius anreichen!



    Dank im Voraus.

    unterm——ein ganz schlimmer Finger



    de.wikipedia.org/wiki/Erich_Schwinge



    Er gab die Klausuren zurück: “C. Nies“ - das heißt ja wohl Christian - zwei - drittbeste Arbeit!“ “Nein. Das heißt Charlotte!“ “Glaub ich nicht. Schriftprobe!“



    “Ja Mensch & haste das gemacht?“



    “Klar - war mir doch scheißegal!“



    (Grüße dich kämpferische Weggefährtin! Whereever you are!;))

  • "Bei diesem Artikel fehlen mir irgendwo Beispiele, die Rassismus / Sexismus während eines Jurastudiums deutlich machen."



    Dazu gibt es einen Artikel von derselben Autorin ("Weißes Recht für alle"), wo entsprechende Beispiele aufgeführt werden.

    Ein Beitrag zum Thema zu einem Zeitpunkt hätte vermutlich erst einmal gereicht. Aber vielleicht wird nach Beiträgen bezahlt.

  • Dem forschen Kommentar liegen wahrscheinlich doch Fakten oder persönliche Erfahrungen aus der Recherche-Tätigkeit zugrunde, die sich in dem gepfefferten Text aber nicht als Tatsachen ausreichend belastbar für die Beweisführung widerspiegeln. Zahlen oder Erhebungen mit Skalen, Trends, Verläufen und Vergleichen hab ich auch nicht parat, aber ich denke, dass darüber schon geforscht wurde. Das Thema lädt ein zu einer Debatte, denn bei (Hochschul-)Lehrer:innen oder stark politisch motivierten und interessierten Berufsgruppen gibt es mit Sicherheit Parallelen. Auf abweichende Meinungen mit skeptischer Betrachtung bin ich mal gespannt, eine kenne ich schon aus eigener Nachfrage.

  • Ein Artikel in dem Behauptungen durch weitere Behauptungen untermauert werden und keinerlei Beweise liefert wird Niemanden außerhalb der eigenen Filterblase überzeugen.



    Wenn dieser Artikel dann auch noch trotz fehlender Belege, Beweise oder zumindest Indizien auch noch in einem anklagenden Tonfall geschrieben ist (so als ob Beweisführung nicht notwendig ist, da man ja längst die Weisheit mit Löffeln gefressen hat) wird er mit einer Garantie von 100% Widerspruch provozieren.

  • Nur ein Beispiel: "Die Befürchtung liegt also nahe, dass weiße Cis-Männer Diskriminierung durchaus gezielt tolerieren und perpetuieren." Solche Unterstellungen werden einfach in den Raum gestellt. Was für ein "ismus" ist das jetzt Ihrerseits?

  • Bei diesem Artikel fehlen mir irgendwo Beispiele, die Rassismus / Sexismus während eines Jurastudiums deutlich machen.



    Das Jurist:innen auch außerhalb der Judikative überproportional Einfluß auf unsere Gesellschaft haben, sehe ich allerdings auch kritisch.

  • Also das ist eine Anklage ohne sachliche Begründung. Es fehlt überhaupt irgendeine Begründung, worin diese Benachteiligung aussehen soll, was festgestellt worden sein soll, ob es irgendeine Studie gibt.

    Eine Empörung ohne irgendeine Nachvollziehbarkeit hilft echt nicht weiter.

  • sorry, aber ich habe mich bei jeder zeile gefragt, wann jetzt hier inhalt kommt. z.b. konkrete beispiele aus studium, rechtssprechung etc.



    so mag das ja alles sein, aber wirklich schlauer bin ich nach der lektüre nicht - aber gerafe deswegen lese ich zeitungen.

  • Der Titel hat jetzt mit dem Inhalt nicht wirklich was zu tun.



    Und der Untertitel ist einfach eine Behauptung.



    Was ist der Auslöser des Artikels?



    Es wird eine These aufgestellt, und mögliche Folgen problematisiert.



    Aber die These selbst wird weder belegt, noch irgendwie vertieft.



    Auch gibts kein Beispiel.



    So bleibt es bei:



    Wenn ..., dann schlecht.



    Wo ist der Erkenntniswert?

  • "Vielleicht sind die mächtigen Juristen schlichtweg ignorant und haben die offensichtlichen Probleme in ihrer Ausbildung nicht erkannt. Ju­ris­t:­in­nen wird jedoch von der Gesellschaft eine hohe Intelligenz zugesprochen, durch den Abschluss des anspruchsvollen Studiums zertifiziert. Die Befürchtung liegt also nahe, dass weiße Cis-Männer Diskriminierung durchaus gezielt tolerieren und perpetuieren."

    Manchmal bin ich fassungslos, was für Artikel in "meiner" Zeitung erscheinen können.

    "Vielleicht" ... "liegt also nahe"????

    Nirgendwo ein einziger Beleg, nirgendwo ein Beispiel aus der Ausbildung der JuristInnen für die Probleme in der Ausbildung, die den behaupteten Rassismus/ Sexismus belegen.

    Es könnte sein ... warum? Weil es JuristInnen gibt, die Weiße und Cis sind?

    Uff.