Discounter verspricht 50 Millionen Euro: Bauern wollen mehr als Lidl-Almosen
Landwirte kündigen weitere Proteste gegen Dumpingpreise für ihre Produkte an. Ein vom Discounter Lidl versprochener Zuschuss reicht ihnen nicht.
„Das Angebot der Schwarz-Gruppe reicht bei Weitem nicht aus“, sagte am Freitag der taz Dirk Andresen, Sprecher der Bewegung „Land schafft Verbindung Deutschland“. Er rechne mit weiteren Blockaden von Lebensmittellagern. In den vergangenen Wochen hatten Bauern immer wieder Lager verschiedener Händler mit Traktoren zugestellt.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, nannte das Versprechen der Schwarz-Gruppe ein Trostpflaster. „Wegen des andauernden Preiskampfs verlieren unsere Bauern diesen Betrag fast wöchentlich“, sagt er. Ähnlich äußerten sich die ökologisch orientierte Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter.
Die Landwirte beklagen, dass sie vor allem für Milch und Fleisch zu wenig bekämen, um ihre Kosten zu decken. Während die Milchpreise schon lange als zu niedrig gelten, ist der Schweinemarkt in diesem Jahr besonders unter Druck geraten, weil der Export außerhalb der EU wegen des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland zusammengebrochen ist. Zudem fiel der Preis wegen der Coronakrise. Auch andere Sektoren der Landwirtschaft kritisieren, dass sie zu wenig verdienten.
Nach der Blockade eines Lidl-Zentrallagers durch Bauern in Cloppenburg initiierte die Schwarz-Gruppe am Donnerstag eine Videokonferenz mit Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) sowie Managern von Edeka, Aldi und Rewe. Am Abend teilte die Gruppe mit, dass die Organisation Initiative Tierwohl die 50 Millionen Euro im kommenden Jahr an Landwirte verteilen solle, die sich für mehr Tierschutz engagieren.
Ein Zuschuss könne das Problem aber nicht lösen, sagte Hans Foldenauer, Sprecher des Milchviehhalter-Verbands, der taz. „Man muss an die Produktionsmengen ran“, damit die Preise stiegen. Er forderte, das EU-Recht so zu ändern, dass Bauern auch ohne die Molkereien oder Händler Organisationen gründen dürfen, die die Mengen auf dem Markt begrenzen. Auch der Umweltverband Greenpeace verlangte „einen Systemwandel“ weg vom „Wettkampf um die billigsten Lebensmittel“.
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