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Diplomatische Aufwertung durch TrumpTriumph für Pakistans Militärchef

Pakistans mächtiger Feldmarschall Asim Munir wird von US-Präsident Trump im Weißen Haus empfangen. Indiens Politik kann es nicht fassen.

Asim Munir, Pakistans mächtiger Armee- und Generalstabschef, spricht am 1. Mai auf einem Truppenübungsplatz zu Soldaten Foto: Inter Services Public Relations/Reuters

Mumbai taz | Indien hat aufmerksam den jüngsten Besuch von Pakistans Armeechef Asim Munir in den USA verfolgt. Erst sechs Wochen ist die kriegerische Eskalation zwischen den beiden südasiatischen Nachbarn in Kaschmir her – ausgelöst von einem Terroranschlag im indischen Teil der umstrittenen Region. Beide Seiten versuchen seither mit der Entsendung von Delegationen international Rückhalt zu gewinnen. So trat auch der 57-jährige Feldmarschall Munir eine fünftägige USA-Reise an.

Seine Reise wertet Islamabad als großen Erfolg, nicht zuletzt, da er am Mittwoch zum Mittagessen mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus geladen war. Der indische Analyst Brahma Chellaney sieht darin Trumps Versuch, Pakistans Stellung zu normalisieren und die strategische Kooperation aus der Zeit des Kalten Krieges wiederzubeleben.

Chellaney vermutet, damit würde die „Rückkehr zu den alten amerikanischen Spielregeln des Gleichgewichts zwischen den Beziehungen der USA zu Indien und Pakistan“ eingeläutet. Doch Trump habe einem ungewählten „de facto Machthaber Legitimität verschafft“.

Pakistan und die USA kooperieren bereits im Kampf gegen den am Hindukusch aktiven Ableger des Islamischen Staates (IS-Khorasan) und haben gemeinsame Wirtschaftsinteressen bei Kryptowährungen, Seltenen Erden und Rohstoffen.

Wollen die USA in Pakistan wieder an Einfluss gewinnen?

Die USA könnten versuchen, in Pakistan in Konkurrenz zu China treten, das großen Einfluss gewonnen hat. Der Politikexperte Farhan Zaheer sagte der taz: „Vor zehn Jahren importierte Pakistan 80 Prozent seiner Waffen aus den USA, heute ist es umgekehrt.“ Doch Pakistan sei bereit, US-Hilfen mit sicherheitspolitischer Kooperation zu beantworten.

Erst kürzlich erhielt das Land milliardenschwere Kreditzusagen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Washington. Laut Trump sei ein Handelsabkommen mit Indien und Pakistan „in Arbeit“. Doch will sich Pakistan nicht gegen Teheran instrumentalisieren lassen.

Während Munir sich offiziell öffentlich aus Pakistans Innenpolitik heraushält, tritt er international immer deutlicher als mächtiger Akteur auf. Sein Besuch stieß auf gemischte Reaktionen: Während einige ihn feierten, protestierten Anhänger des inhaftierten Ex-Premiers Imran Khan beispielsweise in den USA, an dessen Sturz Munir damals als Geheimdienstchef mutmaßlich beteiligt war.

Laut Regierungskreisen schlug Munir Trump für den Friedensnobelpreis vor. Damit stützt er dessen Behauptung, er habe im Mai einen Krieg zwischen Indien und Pakistan verhindert. Indiens Regierung widerspricht heftig: Gespräche zur Deeskalation seien bilateral und militärisch erfolgt. Premierminister Narendra Modi verteidige die Position, dass Indien nie eine Vermittlung akzeptiert habe und es niemals tun werde.

Trump will vermittelt haben, Modi bestreitet das vehement

Trump sagte am Mittwoch erneut: „Ich habe den Krieg zwischen Pakistan und Indien verhindert.“ Munir sei auf pakistanischer Seite entscheidend gewesen, Modi auf der indischen. „Ich liebe Pakistan“, so Trump – und Modi sei ein „fantastischer Mann“.

2018 nannte Trump Pakistan noch „sicheren Hafen für Terroristen“. Daran erinnerte der indische Oppositionspolitiker Shashi Tharoor. Für seinen Parteikollegen Jairam Ramesh ist es „ein Schlag für Indiens Demokratie“, dass Munir ohne offizielles politisches Amt auf höchster US-Ebene empfangen werde.

Ramesh warf dem als Hardliner geltenden Munir vor, mit provokativen Äußerungen den Terroranschlag in Pahalgam am 22. April befeuert zu haben.

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2 Kommentare

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  • Aus geopolitischer Sicht macht Trump seinen Job doch eigentlich ganz gut, wenn er versucht - wie hier im indisch-pakistanischen Konflikt -, die regionalen Kontrahenten gegeneinander auszuspielen.



    Wegen Chinas langem Schatten auf dem südasiatischen Subkontinent ist Indien - trotz Modis derzeitiger Verstimmung - auf die wirtschaftliche und militärische Kooperation mit den Staaten einfach angewiesen.



    Und in Pakistan kann es nicht schaden, den in den vergangenen Jahren aufgebauten chinesischen Einfluss wieder zurückzudrängen - und nebenbei zu verhindern, dass die pakistanische Führung sich zu sehr mit dem Mullah-Regime in Teheran einlassen könnte.



    Also, ich spiele jetzt mal den advocatus diaboli: die Europäer könnten sich von DIESER knallhart interessengeleiteten Außenpolitik ein gutes Stück abschneiden, um global wieder einflussreicher zu werden.

  • Man muss ja mal sagen, es gab nicht wenige, die bei Trumps Wahl unkten, was für Kriege er führen werde.

    Stattdessen strebt er ernsthaft an, bewaffnete Konflikte eher einzudämmen.

    Er wurde oft als Faschist bezeichnet.

    Damit wäre er der erste Faschist, der den Friedensnobelpreis bekommen möchte.

    Donald, die Friedenstaube.