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Dinge, vor denen sich Dresdner fürchtenOh Goddogodd!

Die Dresdner haben panische Angst vor der Islamisierung ihrer Stadt. Doch damit nicht genug. Ihnen droht noch viel mehr Ungemach.

Der Mond ist aufgegangen Bild: dpa/Montage

In Dresden geht die Angst um. Die Sorge vor der drohenden Islamisierung bewegt die ganze Stadt. Immerhin beträgt der Anteil der Muslime schon 0,4 Prozent – und gefühlt werden es immer mehr. Befürchtet wird, dass sich die Muselmanen die im Stile einer Moschee gebaute Zigarettenfabrik Yenidze unter den Nagel reißen werden und die Stadt in ihr neues Mekka verwandeln. Doch das ist nicht ihre einzige Furcht dieser ganz besorgten Bürger.

Die Dresdner haben Angst, dass...

… aus dem grünen Gewölbe ein rot-rot-grünes Kabinett wird

Eine der reichsten Schatzkammern Europas, der Stolz des ganzen sächsischen Kulturvolkes, in einer Farbe, die gar nicht geht. Doch es könnte noch schlimmer kommen. Ein Blick zum benachbarten Bergvolk im Westen verdeutlicht die Gefahr. Das Abendland wird auch vom Kommunismus bedroht. Wer weiß schon, was Hans Modrow schon wieder ausheckt.

… Bomber Harris keine Rosinen mehr abwirft

Seit nunmehr 70 Jahren ist es gute Tradition, dass alljährlich in der Vorweihnachtszeit die britische Luftwaffe um ihren Offizier Harris feinste englische Rosinen über der Stadt abwirft. Diesem Akt der Völkerfreundschaft folgt die Verwandlung der ganzen Stadt in einen großen Stollen. Hierauf beruht der ganze Ruhm der Weltmetropole Dresden.

… der Mitteldeutsche Rundfunk in Ostdeutscher Rundfunk umbenannt wird

Als Ostdeutscher will sich in Dresden niemand bezeichnen lassen. Denn Ostdeutschland beginnt hinter der Oder-Neiße-Linie. Das wusste schon die große Denkerin Erika Steinbach, der zu Ehren in Dresden ein ganzer Stadtteil benannt ist. Wer die Ergebnisse der Potsdamer Konferenz anerkennt, gilt in Sachsen als Volksverräter. Beim Heimatsender MDR, den man im Tal der Ahnungslosen fast störungsfrei empfangen kann, ist man sich dieser Gefahr bewusst.

… König Kurt keinen Ikea-Rabatt erhält

Kurt Biedenkopf befreite nicht nur Dresden, sondern ganz Sachsen von der stalinistischen Diktatur. Die Bürger dankten es ihm mit absolutem Gehorsam – das hatten sie gelernt. Mit „Wir sind dein Volk“-Rufen huldigten sie ihm satte zwölf Jahre lang. Ihrem zum König gekrönten Ministerpräsidenten stehen daher selbstverständlich auch Rabatte beim Möbelausstatter zu, da sind sich die Dresdner sicher. Wenn es sein muss, auch einhundert Prozent.

… die NPD verboten wird

Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands hatte ihr Machtzentrum über viele Jahre in Dresden. Endlich etwas, worauf die Stadt stolz sein konnte (vom Stollen einmal abgesehen). Auch wenn es um die Verteidiger der Heimat gerade schlecht bestellt ist, nehmen lassen möchten sich die Sachsen ihren liebgewonnen Ausdruck ihrer demokratischen Toleranz nicht. Schon gar nicht von irgendwelchen dahergelaufenen Wessis, die noch nie auf die Straße gegangen sind, um endlich die Wahlfreiheit zwischen CDU, AfD und NPD zu haben.

… Dynamo nie mehr den FDGB-Pokal gewinnt

Die SG Dynamo Dresden gewann sieben mal den Pokalwettbewerb der DDR, zuletzt im Jahr 1990. Seitdem ist Ebbe im Trophäenschrank. Auf den bundesdeutschen DFB-Pokal hat man so wenig Lust, dass man in der vergangenen Saison noch nicht einmal antrat. Der Verein rief daraufhin seinen eigenen FDGB-Pokal ins Leben, der aber noch vor dem Finale gestoppt werden musste, weil er sich wirtschaftlich nicht rentierte.

… im Fürstenzug ein Preuße entdeckt wird

Seit über einhundert Jahren untersuchen die renommiertesten sächsischen Wissenschaftler das berühmte Wandbild eines Reiterzuges in der Auguststraße unweit der Frauenkirche. Dort sind auf Fliesen aus Meißner Porzellan alle Markgrafen, Herzöge, Kurfürsten und Könige aus dem Geschlecht des Fürstenhauses Wettin abgebildet. Aber auch zahlreiches Fußvolk hat hier seinen Platz gefunden. Fände sich unter ihnen ein Preuße, wäre es um den reinrassigen Ruf der Sachsen geschehen.

… die Waldschlößchenbrücke zusammenbricht

An einer der breitesten Stellen der Elbauen spannt sich seit vergangenem Jahr eine neue Brücke. Seinen eigentlichen Zweck hatte das Bauwerk schon vor der Fertigstellung erfüllt: Die Unesco erkannte dem Dresdner Elbtal seinen Status als Weltkulturerbe ab. Das bedeutet: Weniger Touristen = weniger Ausländer.

… der sächsische Dialekt ausstirbt

Wer soll dann bitte noch Witze verstehen, wie: „Was sagen sie zu Angola? An Gola gann ich mich dooodsaufen.“

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23 Kommentare

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  • Das Niveau dieses Artikels ist wirklich erschreckend niedrig.

    Argumente wären an dieser Stelle meines Erachtens nach schlagkräftiger als Wüste Beleidigungen gegenüber der Bevölkerung einer ganzen Stadt. Auch unter uns Dresdnern sind tatsächlich Menschen, die "Pegida" für eine fürchterliche Erscheinung menschlicher Angst und Manipulierbarkeit hält.

     

    Der Schreiber des Artikels macht es sich wirklich leicht, indem er sich hier so in seinem weniger einfallsreichen Stilmittel - Sarkasmus - suhlt- Konstruktiv ist das nicht.

  • Den Namen des angehenden Journalisten Erik Peter werde ich mir merken! Ist auch ganz leicht. Peter war mal ein von mir sehr begehrter Jugendfreund. In Berlin West. Erik war ebenfalls mal ein interessanter, mutiger, abenteuerlicher Freund von mir - sogar rot! Er setzte als erster und fest entschlossen einen Fuß auf das bis dahin unbekannte Nordamerika, über der Eisgrenze!

     

    Prima, Erik Peter! Weiter so! Versteckte klitzekleine Kritik in einem großen Haufen Humor! Auch das ist gekonnter Journalismus.

  • Die Diskussion gestern bei Anne Will war wirklich der Hammer, vor allem der letztere Teil, als es um Einwanderungsgesetze ging:

     

    Renate Künast von den GRÜNEN sprach sich für Einwanderung nach Punktesystem nach kanadischem Vorbild aus, wie es auch die PEGIDA (und AfD) tun.

     

    Andreas Scheuer von der CSU lehnte dies ab, weil ihm das "zu starr" ist. Was wiederrum veranlasste Frau Künast zum Kopfschütteln und Lachen.

     

    Ich nicht, ob ich mich mit der Flasche Rotwein gestern in ein Paralelluniversium geschossen habe, falls nicht komme ich da einfach nicht mehr mit.

  • Mimimi, die überfallen uns, überall Dönerbuden, wo sie mit ihren Fleischersäbeln nur darauf warten uns zu köpfen, am Spieß zu grillen, ja mit den Fleischschneidemaschinen unsere sächsisch braun gegrillte Haut abzuziehen um uns dann als Bräunüm-Döner ans eigene Volk zu verspeisen. Im Sandwitch. Wir, Kanibalen? Die Buden sind getarnte Waffenlager. Da sitzen die, planen die feindliche Übernahme, mit Satellitentelefonen, direkt ins Erdloch, bis Pakistan, in einer Höhle. Ja und die, die, Mimimi, also die wollen uns, wir ihr sie islamisieren, schon bei 0,4%, müssen was machen, auf die Straße!, Aufwachen!, ihre Religion, die Scharia, sie bedrohen deine Kinder am Spielplatz, machen die in Westdeutschland seit 30 Jahren, Aufwachen!, wer nicht mitmacht von dem wird, von denen Frau gesteckt in das Burka, "dass du bloß nix zeigsch deine dicken Titten". Überall, Bedrohung, geplanter Genozid, wie Sachsenkriege, weisch. Aber der Karl brachte nicht das Halbmond. Das ist kein Mond. Das ist ein Säbel. Die ham das schon als Firmenemblem. Die Sprache, dem wollen sie rauben, vernichten, alles Deutsche weg daher. Dann noch diese Linke Baggasche: auch noch Kinder sexualisieren: Aufwachen, Aufwachen!!! Auf das Straße!!!

    • @fornax [alias flex/alias flux]:

      Aber isse gutt, dass funktionieren dem Gesetz im das Deutschland. Wenn ich auch redem nach dem Islamisierung beim 0,4% komisch. Problem auch mit Kopf verloren. Habe die in Thüringen gemacht, oder wolle, dass ,äh, Aufhebung von das Immunität von dem Ramelow, weil der was hat gegen dem Nazis. Und vielleicht machen Verhinderung vom Regierung in das Thüringen. Gutt dass gibt das CDU, Gauck und von alle dem was ham dagegen gegen das Islamisierung aber für für uns, äh, sind... Bisch gegen Chlorhuhn, bisch gegen Bräunüm-Döner von das Sachsenfleisch. Bei uns in Sachsen das nix geben...

      • @fornax [alias flex/alias flux]:

        Aber du stell dir vor...muss noch erzählen das kurz: War ich sächsisch heute bei Einkaufen, gehen an das Kasse. Da sitzen Mädchen, Muslima, arbeiten...Schaut die mich auch noch an...

  • Als die Ueberschwemmungen waren, waren wir solidarisch, die Pedigapinesen aber sind bar jeder abendlaendisch-christlichen Naechstenliebe. - Solidaritaet ist fuer Pedigassos eine Einbahnstrasse zu ihren Gunsten, sie selbst sind voller Missgunst und Ignoranz gegen das Leid ausserhalb. Wenn die Pedigasten nur Angst vorm Burkabomber haben, warum dann  Anfeindungen z.B. gegen Sorben, die  laenger als andere Deutsche in der Lausitz leben?

    Bei marginalen Neubuerger% im Osten (davon Koranfanatiker im Promillebereich) muss man  etliche Promille intus oder einen extremen Minderwertigkeitskomplex haben, um daraus auf des Deutschen Ragnaroek zu schliessen.

    Die Deutschendeffinition bei Pedigaga, Afd, CSU und Anderen entbehrt  jeder historischen Wahrheit. Deutsch ist nur, wer daheim Deutsch spricht und denkt wie ein Vereinskleingaertner? Sind Sorben, Daenen, Juden, Jenische, Sinti und Roma und andere traditionell einheimische und ´Neudeutsche´ Minderheiten, die sich als deutsche Staatsbuerger fuehlen, ohne 0815-Durchschnittsdeutsch zu sein, keine Deutschen, die zwangsassimiliert oder entfernt werden muessen? ´Ich habe nichts gegen die da, aber Diese...´ ist punktuell geteilte Naziideologie und damit  Nazinah, da sind Skinnheads wenigstens aufrichtig und luegen nichts vor.

    • @Euromeyer:

      Verstehe ich das recht(s)? Sie "habe[n] nichts gegen die" Sachsen und auch nichts gegen die Dresdner als solche, aber im Grunde sind das alles Nazis - ist das so korrekt? Das ist ja prima! Für DIE sächsische Justiz, meine ich. Die braucht sich dann nämlich nicht länger mit dem eigenen Volkskörper zu befassen, sondern bloß noch mit dem der Thüringer und anderer Externer! Sie wird sich also sicher freuen, den Text von Volontär Erik P. zu lesen, DIE sächsische Justiz. Bisher kann sie es nämlich noch nicht glauben. Doch wenn die Zeitung es jetzt auch sagt, ist es sicher wahr. Aber he, wenigstens das Foto ist ganz große Klasse!

      • @mowgli:

        Quark, fast allen mir bekannten Dresdner sind sympathisch, ich schliesse daraus, dass es die mir unbekannte Mehrheit auch ist. Alledings glaube ich, dass etwas dass wie ein fauler Apfel aussieht, riecht und schmeckt fast sicher auch einer ist, auch wenn dies geleugnet wird. Die Diskrepanz zwischen tatsaechlicher bedrohung und Empfinden ist laecherlich, wenn die reale sicherheitslage verbessert werden soll, so muss Pediga gegen maennliche Autofahrter protestieren - das ist die toedlichste Truppe Deutschlands

  • Dresden ist immer etwas besonderes. Dynamo ist der einzige Verein, der wegen eskalierender Gewalt aus dem DFB-Pokal ausgeschlossen ist. Die Stadt bestätigt ihren Ruf...

  • "Immerhin beträgt der Anteil der Muslime schon 0,4 Prozent – und gefühlt werden es immer mehr. "

     

    In Köln gibte es vermutlich auch nicht mehr als 0,4% Rechtsradikale. Gefühlt werden es immer mehr. Und Angst hab ich auch vor denen.

  • Noch etwas: An Gola gann'sch mich dooodsaufen... ;-)

  • frei nach Rainald Grebe:

    "Zwischen Thüringen und Prag

    liegt ein Land, das ich so mag."

    (do is dor gaffwe nich so stark)

  • Endlich haben wir den Beweis: die Existenz des Tals der Ahnungslosen war gar nicht dem fehlenbden Westfernsehen geschuldet, sondern genetisch bedingt.

    • @Kaboom:

      Sie glauben also auch, was Herr Sarrazin glaubt, dass nämlich Intelligenz was mit den Genen zu tun hat? Hm. Dass Sachsen eine eigene Rasse sind, war mir neu.

      • @mowgli:

        Warum sind Menschen intelligenter als Schimpansen? Wegen ihrer sozialen Herkunft?

  • Is nich wahr, oder? Glaubt die taz wirklich, dass die Dresdner sich so massenhaft versammelt haben, nur weil sie Angst vor einer Islamisierung ihrer Stadt haben? Was für ein komfortables Weltbild! Ziemt sich aber nicht für eine Tageszeitung.

    • @Holkan:

      Wie, jetzt doch nich? PEGIDA = Patriotische Europäer Gegen die Islamisierung Des Abendlands.

      Also die Angst vor der Islamisierung ist doch zumindest der Aufhänger.

       

      Und überhaupt, was sind das für Demonstrationen bei denen ein ganzes Land wochen- und monatelang rätseln muss, was die eigentlich wollen. Fremdenfeindlich wollen sie nich sein, aber die Ausländer findet man trotzdem doof...

  • Wenn jahrzehntelang das Stadbild von einer Mosche beherrscht wird. kann man solche Demos doch verstehen(1).... auch der Bliemchenkafe wir viel dazu beitragen.... "CAFFEE... sei doch kein Muselmann..."

    .

    Bei solchen Belastungen muss es ja zu Gegenreaktionen kommen.

    .

    Meint Sikasuu

    .

    (1) Das öffentliche Rauchverbot wird auch viel dazu beitragen. Wenn Tabackbraun und Kaffebraun nicht mehr gemeinsam in einen Gaststätte genossen werden darf, dann zieht das BRAUN halt dorch die Strassen.

    • @Sikasuu:

      Welche Mosche? Die im Bild zu diesem Artikel dargestellte? Ein wahres Prachtexemplar... Oder die Tabakfabirk ;-)

  • 6G
    68514 (Profil gelöscht)

    Die Sachsen sind schon ein komisches Völkchen. Nicht nur, daß sie sich den Namen von den eigentlichen Sachsen (heute Niedersachsen) geklaut haben, auch die Stammburg der Wettiner liegt nicht in Sachsen (s. Wettin an der Saale in Sachsen-Anhalt, unweit von Halle). Tja, vielleicht gründen sich ja darauf die ganzen Verlustängste :o)

    • @68514 (Profil gelöscht):

      Apropos Geographie: Hätte der Volontär Peter mal auf eine Landkarte geschaut, wäre ihm aufgegangen, daß im Süden von Sachsen Tschechien liegt, und Thüringen westlich von Sachsen. Und ansonsten ..., na ja.

      • @Der_Peter:

        Danke für den Hinweis, wird korrigiert.