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Die steile TheseLasst den Touris ihren Ballermann!

Anna Fastabend
Kommentar von Anna Fastabend

Die Empörung um das dicht gedrängt feiernde Partyvolk auf Mallorca ist verlogen. Denn: Die ganze Welt spielt gerade mit dem Feuer.

Malle ist überall: Feiernde am Ballermann Mitte Juli Foto: dpa

D as Ballermann-Bashing hat lange Tradition. Seit Mallorca in den Fünfzigern den Massentourismus für sich entdeckte und seine Küsten mit Bettenburgen zupflasterte, steuerte ein Charterflugzeug voller Tourist:innen nach dem nächsten den mallorquinischen Flughafen Palma de Mallorca an. Endlich konnten sich nicht nur die Schönen und Reichen den Urlaub am Mittelmeer leisten, sondern auch die VW-Arbeiter und Büroangestellten.

Schnell war Mallorca als Putzfraueninsel verschrien und die Akademiker:innen und Unternehmer:innen, die sich dort zufällig kein Feriendomizil à la Claudia Schiffer kaufen konnten, entschieden sich nase­rümpfend für andere Erholungsorte.

Zu Beginn der Coronapandemie war es dann erst mal für kurze Zeit vorbei mit der verrückten Herumfliegerei. Bis man sich angesichts verständlicher Urlaubssehnsüchte der gestressten Menschen und der Not umsatzabhängiger Hoteliers und Gastronomen auf eine Lösung verständigte: Wenn man das tödliche Virus nicht bekämpfen kann, muss man eben mit ihm leben. Und das heißt: alles hochfahren, was geht. Mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen.

In Spanien machte Mallorca den Anfang. Ab dem 15. Juni wurden 10.900 sogenannte Testurlauber auf der Insel abgesetzt, die unter den Augen der kritischen Öffentlichkeit ein bisschen Versuchskaninchen spielen durften. Na, wie machen sich Uschi und Herbert, denen man ja sonst nicht viel zutraut, bei einem Urlaub, der von Maske tragen, Abstandsregeln und Desinfektionsmittel geprägt ist? Sie machten sich ganz gut, und so kam es, dass die Balearen-Insel seit dem 21. Juni auch für die regulären Urlauber:innen aus dem Schengen-Raum wieder aufmachte.

Und dann das: Die Mallorca Zeitung veröffentlichte am Samstag letzter Woche ein Video, das Szenen von der Bier- und Schinkenstraße in S’Arenal, besser als Ballermann bekannt, zeigt. Zu sehen sind Partyurlauber:innen, die dicht an dicht gedrängt zusammen feiern und trinken. So, als ob die Coronagefahr längst ausgestanden sei.

Eine Ohrfeige für die Dichter-und-Denker-Nation

Schnell ergoss sich eine Welle der Empörung über die dusseligen Deutschen ohne Moral und Sicherheitsabstand. Spanien, das von einem der heftigsten Corona-Ausbrüche Europas gebeutelt ist, fürchtete zu Recht einen Wiederanstieg der Infektionen. Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn warnte: „Wir müssen aufpassen, dass der Ballermann nicht ein zweites Ischgl wird“, und Gesundheitsexperten fordern nun Tests und Quarantäne für die Rückkehrer:innen.

Doch bei allem Verständnis für die Sorge vor einer zweiten, tourismusbedingten Welle und den entsprechenden Maßnahmen – so hat der balearische Tourismusminister Iago Negueruela die Ballermann-Lokale nach dem Partyexzess nun wieder schließen lassen – bleibt doch ein Unbehagen, was den medialen Umgang mit den Ballermann-Tourist:innen betrifft. Denn was haben sie nicht schon alles aushalten müssen?

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Wie viel hat man schon über die dumm-doof-deutschen Ballermänner und Ballerfrauen geschimpft: kulturlos, geschmacklos – überhaupt, der Abschaum der Gesellschaft. Weil sie „Zehn nackte Friseusen“ grölen, aus riesigen Eimern Sangría trinken und mit Motto­shirts rumlaufen, deren niveaufragliche Sprüche als Ohrfeige für die selbsternannte Dichter-und-Denker-Nation gelten. Die sind ja nicht ganz dicht, freute man sich jedes Mal wieder, wenn eine Gruppe Junggesellinnen oder Kegelbrüder bei RTL 2 über die Mattscheibe hopste.

Und doch ging auch immer eine seltsam-tröstliche Faszination von ihnen aus: Sie, das waren die wirklichen Deutschen, während man selbst durch und durch zivilisiert und damit eben nicht so peinlich kartoffelig war. Kein Wunder also, dass Filme wie „Ballermann 6“ ein so großer Erfolg waren und auch die „Ballermann Hits“ wie geschnitten Brot über die Theke gingen. Denn was man selbst durch Ironie legitimiert genießen konnte, konsumierten die Dummdödel von S’Arenal ohne doppelten Boden und Verstand.

Wet-T-Shirt-Contest im Bierkönig

Auch ich war schon am Ballermann, mit 15 Jahren und zwei Polohemd tragenden „Faserland“-Verschnitten an meiner Seite, ein bisschen dumme deutsche Kartoffeln gucken. Wir sahen im berühmt-berüchtigten Bierkönig einen Wet-T-Shirt-Contest und betrunkenen, wilden Sex am Strand, gleich neben der Spätibude Balneario 6, von dem der Ballermann seinen Namen hat. Und hätten wir damals schon Handys gehabt, hätten wir daraus sicherlich eine pseudolustige Story für Instagram gemacht.

Was wir in unserer ganzen ferienanlagenverwöhnten Hochnäsigkeit nicht kapiert hatten: Wir waren verdammt privilegiert, denn wir hatten unseren Privatstrand, wo wir uns unter Ausschluss der Öffentlichkeit nach Herzenslust betrinken und befummeln konnten, während die Teenager:innen in S’Arenal nur den öffentlichen Strandabschnitt dazu hatten. Okay, sie hätten auch auf ihr billiges, kleines Hotelzimmer gehen können, aber: Sex am Strand ist einfach geil.

Und genau das nervt an dieser verlogenen Diskussion: Klar, wer Geld hat, kann jetzt in seine Ferienvilla an den Luganersee fahren und von dort aus in aller Seelenruhe über Pauschalurlauber:innen lästern. Doch wer während des Coronashutdowns in seiner kleinen Zweizimmerwohnung hockte und im schlimmsten Fall auch noch einem schlecht bezahlten systemrelevanten Beruf nachging, bei dem die Ansteckungsgefahr im Zweifelsfall sogar höher war als bei den ganzen Homeoffice-Schnullies, der muss jetzt auch noch als Buhmann oder -frau für ein grundsätzlich fragwürdiges Wiederhochfahren herhalten – obwohl er oder sie längst nicht die Einzigen sind, die postcoronamäßig drauf sind.

Wenn man nämlich ehrlich ist, spielt gerade die ganze Welt mit dem Feuer – da hätte man an dem beklagten Freitagabend nur einen kleinen Spaziergang durch das hipster- und neuerdings moralgeschwängerte Berlin-Mitte machen müssen, wo sich ähnlich „dramatische“ Szenen wie am Ballermann vor den Bars abspielten. Auch da stand man dicht gedrängt und Küsschen links, Küsschen rechts verteilend bei einem oder mehreren Getränken vor der Tür.

Der Unterschied zwischen Crémant und Aldi-Prosecco

Denn was beim Ballermann-Bashing nur allzu gerne vergessen wird: Es war ja nicht so, dass die Feiernden auf Mallorca zu Hunderten in Indoor-Clubs rumhingen, sondern auch dort fanden die besagten, inhaltlich zu Recht kritisierten Szenen mehr oder weniger an der frischen Luft statt. Doch die Welt scheint einen Unterschied zu machen, ob die Ohne-Maske-und-Sicherheitsabstand-Zusammenstehenden Acne-Jeans tragen und Crémant trinken oder ob sie riesige Neon-Sonnenbrillen auf dem Kopf haben und den guten Prosecco von Aldi im Glas.

Bloß: Während man Pauschalurlauber:innen noch einigermaßen gut kontrollieren kann, weil sie mangels Rückzugsraum unter den Augen der Öffentlichkeit feiern und reisen müssen, kann man das bei den als Digitalnomaden bekannten Töchtern und Söhnen reicher Eltern nicht. Die holen sich ihre Corona-Infektion unter Umständen sogar bei irgendeiner Privatparty in einem 150-Quadratmeter-Loft ab und verteilen das Virus dann beim nächsten Individualtrip auf dem ganzen Globus.

Deshalb: Wer jetzt den Ballermann wieder dichtmacht, müsste eigentlich die ganze Welt dichtmachen. Gründe dafür gibt es zweifelsfrei genug.

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Anna Fastabend
Redakteurin wochentaz
Hat mal Jura studiert und danach Kreatives Schreiben am Literaturinstitut in Hildesheim. Hat ein Volontariat bei der Märkischen Oderzeitung gemacht und Kulturjournalismus an der Universität der Künste Berlin. Schreibt über feministische Themen, Alltagsphänomene, Theater und Popkultur.
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30 Kommentare

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  • Nun haben die Ballermanntouristen immerhin noch genug Geld, um Flug, Hotel und Getränke zu finanzieren und gehören wohl eher zur zahlungsfreudigen und -fähigen Schicht in Deutschland. Und haben die Wahl - es besteht auch für diese Leute keine Pflicht, sich in der Menschenmenge einen zu geben. Ungeachtet dessen haben die finanziell noch besser Gestellten in Ischgl mit gleicher Partykultur in ihrer Apresskisause in Ischgl den erstengroßen Hotspot verursacht. Das Niveau und seine viralen Folgen ist nicht nicht immer nur vom halb- oder ganz vollen Geldbeutel abhängig. Wirklich sozial Unterpriveligierte ( Bsp. die Bewohner der Hochhäuser in Göttingen oder auch eines Plattenbaus in Hohenschönhausen, Essen oder Eisenhüttenstadt) haben nicht diese Wahl, Menschenansammlungen aus dem Weg zu gehen, oder nach der Quarantäne sich im Ballermann zu erleichtern. Aber sie leiden wieder, wenn die Ballermänner in ihre Städte und Viertel zurückkehren.

  • Wenn man den Artikel liest, dann könnte man den Eindruck haben, die Relativierer aus der AfD haben bei der taz das Ruder übernommen.

  • Da sieht man, wie weit die Panikmache Gelungen ist. Ganz Mallorka hat nur 1/3 der infiziertenzahl von München. Ganze 100. Begrüßen Mit Handschlag (vor Corona noch vehement gefordert, sonst Entlassung) wird auf einmal zur Todsünde hochgespielt. Auf dem Bild sieht man Menschen wie in Freizeitanlagen in D. Was die Politik in D betreibt ist Wirtschaftsschädigung eines anderen Landes, ohne nennenswertes für irgendwelche Sicherheit zu bringen. Die Events in Stuttgart haben sich übrigens entgegen der augeregten Kommentare nicht als Superspreader Events erwiesen.

  • Ich habe vor kurzen irgendwo gelesen, das sich in Kalifornien die meisten Menschen bei privaten Geburtstags- und Grillpartys am Virus anstecken.



    Das kann ich mir gut vorstellen, in meinem Freundeskreis laufen die sommerlichen Grillpartys inzwischen wieder genauso ab, wie vor Corona. Gut, vielleicht mit etwas weniger Menschen.

    • @Aymen:

      "Ich habe vor kurzen irgendwo gelesen, das sich in Kalifornien die meisten Menschen bei privaten Geburtstags- und Grillpartys am Virus anstecken"

      Ja, was auch Sinn ergibt, wenn alles andere aufgrund der Infektionsgefahr brach liegt. Dann stecken sich die Leute halt da an was ihnen noch möglich ist. Ist allerdings kein Beweis dafür dass das eine höhere Infektionsgefahr hätte als wenn alles so weiter gelaufen wäre wie zuvor.

      Siehe Schweden.

  • Ob Hamburg, München, Berlin, Stuttgart, Heidelberg oder Ballermann - man bekommt den Eindruck Cov-19 ist weit weg. Irgendwo in Brasilien oder USA, aber hier nicht mehr da.



    Junge Leute wollen feiern, Ältere beim Kaltgetränk die Sonne und den Sommer genießen.



    Lasst sie.



    Die Sorgen kommen ganz von alleine zurück.



    Vielleicht auch in Form Cov-19.



    Bis dahin...Paaady

    • @CeeEmm:

      Ja, auch das ist eine Einstellung. Und sie ist egoistisch und asozial.

      • @Chutriella:

        Sie ist nicht asozial und egoistisch.



        Sie ist die reale Beobachtung.

        Das können Sie täglich selber beobachten.



        Augen auf...

        • @CeeEmm:

          machts nicht besser

  • Mann kann sich überall unverantwortlich verhalten: am Ballermann, im 150-Quadratmeter-Loft, bei der Arbeit, in der Freizeit.... Dem Virus ist das alles egal. Das Virus kennt keine Klassenunterschiede, ist nicht rassistisch und betreibt auch kein Deutschen-Bashing. Die Gefahr, die das Virus darstellt ist real und für viele tödlich.

    Darum ist die These "Lasst den Touris ihren Ballermann" einfach nur daneben und sollte so in keiner Zeitung aufgestellt werden. Überlasst das Verharmlosen bitte anderen! Trump und Bolsonaro sind schon schlimm genug!

    • @Winnetaz:

      Hier wird nichts verharmlost, sonder nur zurechtgerückt. Nach 3 Monaten Panikmache sollte man sich doch den Fakten annähern. Dazu kann man sich gerne mal auf den Webcams die Belegung der Strände ansehen. Mallorka ist mit ca 100 Fällen auch kein Hochrisikogebiet. Anderen die Begüßung durch Handschlag zu verbieten ist auch übertrieben, genau wie etliche Berichte de D Medien. Ich verstehe die mallorkinische Zeitung, wo vor Mißständen gewarnt wurde. Der Artikel vom nächsen Tag interessierte dann nicht mehr

  • Wir wissen, an welchen Orten Ansteckung besonders häufig ist. Meiden wie sie oder verlassen wir sie, so schnell es geht, damit wir wieder normal leben können!



    Ich setze übrigens auch Luftanhalten ein.

  • Danke!

  • "Bloß: Während man Pauschalurlauber:innen noch einigermaßen gut kontrollieren kann, weil sie mangels Rückzugsraum unter den Augen der Öffentlichkeit feiern und reisen müssen, kann man das bei den als Digitalnomaden bekannten Töchtern und Söhnen reicher Eltern nicht. Die holen sich ihre Corona-Infektion unter Umständen sogar bei irgendeiner Privatparty in einem 150-Quadratmeter-Loft ab und verteilen das Virus dann beim nächsten Individualtrip auf dem ganzen Globus."

    Das mag sein, aber muss man das deswegen fördern indem man Lokale öffnet die dazu einladen?

    Zumal, es geht ja nicht nur um die Feiernden, es geht auch um die Angestellten. Die Lokale zu öffnen setzt die Angestellten eben auch diesem erhöhten Risiko aus. Und deren Familien und Freunde dann ebenso. Und damit dann auch das medizinische Personal.

    Wenn sich die Ballermann-Urlauber irgendwo privat zusammenfinden, dagegen kann man nur bedingt etwas unternehmen, mangels Überprüfbarkeit, aber das ist in den Ausmaßen schon logistisch eine ganze Nummer kleiner. Genauso wie bei den "Digitalnomaden".

    Ach, und ich würde ja eventuell die Altersangabe im Text ändern. Mir war so als wäre Saufen und Sex haben mit 15 juristisch etwas heikel

    • @Yodel Diplom:

      Zu was laden die Lokale denn ein? Was ist verwerflich? Die Tische haben die geforderten Abstände. Das ist auf dem Boden leicht nachzumessen. Küchen- und Servierpersonal trägt Masken. So also was läuft anders als in D Biergärten, oder beim Stuttgarter Event? Das Problem sind häüfig die Medien, die von Übertreibungen leben, und sich ihre Bilder durchaus auch mit den Feiernden konstruieren.

      • @Martin_25:

        "Zu was laden die Lokale denn ein?"

        Dazu sich eng gedrängt zu versammeln, wie man gesehen hat.

        "Was ist verwerflich?"

        Strohmannfragen wie diese

        "Die Tische haben die geforderten Abstände. Das ist auf dem Boden leicht nachzumessen."

        Hilft nur nichts, weil sich die Leute offensichtlich nicht dran halten.

        "Küchen- und Servierpersonal trägt Masken"

        welche dazu geeignet sind andere zu schützen, nicht sie selbst. Das Servicepersonal bring sich also in Gefahr. Masken sind zudem keine magischen Wundermittel und können Infektionen nur reduzieren

        "So also was läuft anders als in D Biergärten, oder beim Stuttgarter Event?"

        Habe ich für diese argumentiert? Nein, also behalt Deine Strohmänner für Dich.

        "Das Problem sind häüfig die Medien, die von Übertreibungen leben, und sich ihre Bilder durchaus auch mit den Feiernden konstruieren."

        Und jetzt ganz laut: "Lügenpresse, Lügenpresse!"

  • Die Idiotie der einen rechtfertigt nicht unbedingt die noch größere Idiotie der anderen!

  • Die Regionalregierung der Balearen sagt aber schon seit Jahren, das sie eigentlich diese Art von Tourismus nicht mehr will.

    Und die hat jetzt einen guten Grund, da mit dem ganz groben Keil zu hantieren. Nochmal 2 Monate zu, da ist das ganze Sommergeschäft weg.

  • Ich war schon oft auf Mallorca, aber nur einmal am Ballermann.

    Mir hat es nicht gefallen, aber das ist natürlich kein Grund, auf diese Touristen herabzuschauen.

    Der Vorteil dieser Art von Massentourismus ist, dass er auf begrenztem Raum stattfindet.

    Will man Schinken- und Bierstraße nicht sehen, ist das überhaupt kein Problem.

    Man kann etwa in den Bergen um Sóller wandern und ist dort dann allerdings, wie etwa auf den Kanaren mit dem irgendwie auch unangenehmen Studienrats-Wander-Tourismus konfrontiert.

    Irgendwas ist immer.

    • @Jim Hawkins:

      Ganz so einfach ist es ja nicht. Die Briten haben ja nochmal ihre Zone und nächtigen müssen die Idioten, auf die man ohne jegliches schlechtes Gewissen herabschauen kann ja auch. Am Strand geht genau die gleiche Scheiße ab. Im Hinterland hat man einigermaßen Frieden, in der Stadt nirgendwo.

      • @Hampelstielz:

        OK, ich war jetzt fünf Jahre nicht mehr dort gewesen. Tourismus nimmt ja eher zu als ab.

        Ich weiß noch, dass Port de Pollenca ein von Briten dominierter Urlaubsort war. Krebsrote Urlauber lagen am Strand und ich habe im schlechtesten China-Restaurant aller Zeiten gegessen.

        Aber, auch hier gilt, die Leute bewegten sich vom Strand zum China-Restaurant zum Hotel und zurück.

        Vielleicht machen sie mal eine Bustour zu einer Fake-Finca. Das war es dann aber auch.

        So gesehen ist diese Art Urlaub, nur nebenbei, wohl ökologischer als der rurale Tourismus.

        • @Jim Hawkins:

          Da diese Art von Tourismus nur als Massenveranstaltung und nach dem Motto „viel und billig (wobei das billig relativ zu sehen ist)“, bezweifle ich, dass diese Tourismusform umweltfreundlicher ist. Die Kläranlagen Mallorcas als Beispiel, veraltet und überlastet, bewältigen nur einen Bruchteil der notwendigen Wasserreinigung, so dass die Meeresflora und -fauna um die Insel stark leidet.

          Wirklich rentabel ist diese Abfertigung für die Mallorciner auch nicht, die Mieten sind unbezahlbar und die Löhne miserabel. Es gibt halt nicht viel mehr, alles andere, Handwerk und Landwirtschaft, wofür die Insel ja mal bekannt war, wurde abgewrackt und zerstört.

          Kommentar gekürzt, bitte halten Sie sich an die Netiqutte.

          Die Moderation

  • Ist es wirklich nötig Ballermann 6 als Institution des Klassenkampfes hoch zu sterilisieren?



    Und dabei selbst Stereotypen zu nutzen - dass all die entsprechenden Besucher, die sind, die mal ihrer 2 Zimmerwohnung und dem unterbezahlten Job entkommen wollen? Alle anderen hätten 150qm lofts und Privatstrand?

    Vielleicht kann man die Ballermann 6 Soziologie machen, aber die bemühte Aufhängung an Coron Beschränkungen stärkt sicher nicht das Anliegen.

    • @fly:

      Das Problem ist, dass ein Ausweichland, die Türkei dank Reisewarnung gesperrt ist. Und ja es ist ein Problem bei 40% Lohnverlust einen Urlaub zu finanzieren.

  • Würde es nicht reichen, den Ausschank von Alkohol zu verbieten oder einzuschränken, statt gleich alle Bars zuzumachen? Coronaprävention braucht vernünftiges Handeln; übermäßiger Alkoholkonsum schränkt aber die Fähigkeit dazu ein. Dann können die Leute immer noch zu lauter Musik tanzen, aber es geht vermutlich nicht mehr so viel Seuchengefahr von ihnen aus. Gibt es halt alkoholfreie Cocktails...

    • @Smaragd:

      Was für ein Vorurteil. Wer sagt denn, dass die Leute besoffen waren? Ich habe einen Videoclip gesehen, wo ein Kamerateam die ausgelassene Stimmung erst erreichten, als sie angefangen haben zu filmen

    • @Smaragd:

      Ich war nie auf Malle, aber Ballermann ohne Alkohol ist, wenn ich den Zweck des ganzen richtig verstehe, kein Ballermann.

      Es geht ja darum, hemmungslos die Sau rauszulassen. Deswegen fliegt man ja durch halb Europa, weil man den Dreck nicht vor der eigenen Haustür haben will. Aus dieser Perspektive sind die Touris dann auf einmal nicht mehr so unterprivilegiert. Nichts gegen Party (wenn grad keine Pandemie ist) und Feiern, aber dafür brauch man definitiv nicht nach Malle fliegen (Hin- und Rückflug Frankfurt-Palma de Mallorca 675kg CO2 laut atmosfair) und den Einheimischen da auf den Sack zu gehen... ;-)

      • @Conor:

        Es ist halt wie Karneval. Oder Spring Break in den USA. Oder Burning Man. Hemmungslosigkeit muss sich halt gut planen lassen.. Oder Las Vegas. "Was in Vegas passiert bleibt in Vegas".

        • @Yodel Diplom:

          In Bayern wuren die Starkbierfeste ja auch nicht abgesagt.

          • @Martin_25:

            Das ändert was? Ja, hätte man wohl tun sollen. Aber wieder einmal vermisse ich irgendwie so grundlegend eine Logik in Deinen Beiträgen.