Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Fidel Castro wird vermeintlich 90, Gauck hat es mit der Burka und überhaupt: Olympia. Aber die Weltherrschaft der Hämorrhoiden ist keine Alternative.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Deutschland kauft in Israel eine bewaffnete Drohne, die in Israel bleibt, weswegen man nicht mitteilen dürfe, wie die Drohne bewaffnet sei.
Und was wird besser in dieser?
Von der Leyen schließt die Bundeswehr komplett und vergibt Kriegsverbrechen als Auftragsarbeit an befreundete Armeen.
Fidel Castro ist 90 geworden. Mögen Sie ihm gratulieren?
Reingelegt! Fidel hat ein gefälschtes Haltbarkeitsdatum, wenn’s ne Wurst wäre, würden Sie Aldi verklagen. 89 wurde er, weil sein Vater ihn qua Urkundenfälschung reif fürs Jesuitenkolleg log. Faszinierend ist die damit bloßgelegte Niedlichkeitsgrenze für Diktatoren: Als die Linkspartei ihm vor 5 Jahren genau so falsch zum 85. gratulierte, musste sie sich hinterher für ein paar unverbrüchlich sozialistische Revolutionstextbausteine entschuldigen. Jetzt hingegen ist fidelfiedeln mehr so Feuilletonvolkssport. Irgendwo kurz vor 90 muss die unmerkliche Ganz-egal-Grenze liegen. Bei deren Überschreiten (Helmut Schmitt, Johannes Heesters, Fidel Castro) ordentlich rauchen hilfreich zu sein scheint. „Mit 85 wieder anfangen“ ist ein schönes Ziel.
Bundesonkel Joachim Gauck gibt Thomas de Maizière in puncto Burkaverbot Rückendeckung. Müssen wir Angst haben, dass Gauck demnächst als Hilfspolizist weitermacht?
Gauck könnte im Ernstfall nicht mehr sehen, mit welchen Passantinnen er noch aus früherer Zeit verheiratet ist. Und zudem ist die ganze Schleierhaft schleierhaft: Dass Männer durchdrehen würden, sähen sie Haar, Hals, Gesicht einer Frau, ist dermaßen männerverachtend, dass manche Feministinnen schon wieder dafür sein müssten. Äh … sind sie auch? Okay. – Gauck hat den Wulf-Satz vom Islam, der zu Deutschland gehöre, ordentlich verschleiert; das genügt ihm. Das durchgehende Thema seiner Amtszeit war Verantwortung übernehmen“, Pazifismus als „Glückssucht“ diffamieren und also Außenpolitik mit Helmpflicht. Darin ist er nicht unersetzbar.
Und überhaupt, dieser Michael Phelps …?
Da komm ich ins Schwimmen … vermutlich war Bundesliga, Pokal, dann Fußball-EM irgendwann zu viel für mich. Olympia, wochenlang propagandistisch auf die Frage zugespitzt, wie man ein politisch unliebsames Teilnehmerland am besten ganz rausschmeißen könnte, war mir ab Eröffnungsfeier unsympathisch. Ist der Ami Phelps jetzt toll, ein schiefgegangener Fisch oder im Vertuschen von Doping noch cleverer als Lance Armstrong?
Boateng ist Fußballer des Jahres. Kündigt Alexander Gauland jetzt sein Kicker-Abo?
Man muss nicht alle Sportjournalisten für todesverachtend mutig halten. Manchen ist der Zugang zum höfischen Glanz der Clubmonarchien wichtiger als eine eigene Meinung. Das mag sich hier ein ersehntes Ventil gesucht haben: Mit Wucht wählten sie Boateng und keinen anderen. Ohne also Gauland überbewerten zu wollen – Boateng wählen und dabei Gauland abstrafen macht einfach auch doppelt Spaß.
Juhu, 20 Jahre Smartphone! Feiern wir bald auch 200.000 Jahre Hämorrhoiden?
Man soll ja auf beidem nicht so richtig gut sitzen können. Das Smartphone markiert jene historische Epoche, in der Grußformeln wie „Guten Tag“ weltweit durch „Hab ich hier Netz?“ und „Kann ich mal an Ihre Steckdose?“ ersetzt wurden. Aus Sicht der künstlichen Intelligenz, die insgeheim längst die Weltherrschaft übernommen hat, taugen wir altmodischen Biointelligenzen gerade noch dazu, als Stromsklaven zur Versorgung der KI beizutragen. Schlimm, aber die Weltherrschaft der Hämorrhoiden ist keine Alternative.
In Köln läuft die Gamescom. Haben Sie zufällig eine Videospielidee auf Lager, die uns alle reich macht?
Was derzeit noch für Fußballturniere und Olympiaden an TV-Lizenzen bezahlt wird, könnte in absehbarer Zeit aus dieser Richtung ernsthafte Konkurrenz bekommen. Das Bild ist sensationell, die Regeln sind im Kern archaisch einfach, und die Zielgruppe ist brutal jung und kaufkräftig. Merke: Die Idee ist nie so viel wert wie der gerissene Handel mit ihr.
Sigmar Gabriel hat rechten Pöblern den Mittelfinger gezeigt. Irgendwelche Vorschläge, was man den Nazis sonst noch so zeigen könnte?
Das Pikto der Sozialistischen Internationalen zeigt die traditionell geballte Faust mit einer revolutionär roten Rose darin. Gabriel allerdings lässt die Mitgliedschaft der SPD in der SI seit 2013 ruhen und promotet mit allerhand Nichtsozialisten eine „Progressive Allianz“. Wetten auf das Logo bitte jetzt platzieren.
Die Stimmung zwischen Deutschland und der Türkei ist durch ein „Büroversehen“ wieder mal leicht beschädigt. Könnten die beiden Länder nicht mal was zusammen unternehmen, damit die Beziehung wieder in Fahrt kommt?
Sie meinen so … Gesprächstherapie? Na ja, für alle, die Deutschland einen „starken Mann“ wünschen, käme vielleicht so ein Privatfernseh-Partnertauschformat infrage. Oder der Sat1-Klassiker „Mein großer, dicker, peinlicher Verlobter“.
Endlich wieder Neues von Ötzi. Laut dem Spiegel soll er eine „Russenmütze“ getragen haben. Haben wir nicht langsam genug die Persönlichkeitsrechte dieses Mannes mit Füßen getreten?
Hm … höre die Uhr ticken, bis vaterländisch gesinnte Presse Ötzi als „Putins Neandertaler“ und eindeutig aggressiven Einmarsch der Sowjetarmee geißelt.
Was für ein herzloser Sommer: Es herrscht so ein Gefühl der permanenten Unterflauschung. Wo ist eigentlich das passende Tier zum Sommerloch geblieben?
Auf Trumps Kopf.
Und was machen die Borussen?Verärgern Fans durch lieblosen Umgang mit verdienten Recken wie Subotic und zuvor Blaszczykowski. „War super, aber jetzt nerv nicht“ – wer kennt das nicht, „echte Liebe“ halt.
FRAGEN: AWEI
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers