Die Werbepause: Fracking-PR mit Schmäh-Dino
Statt sich für seinen Negativ-Preis vom Naturschutzbund zu schämen, macht Exxon mit ihm kindgerechte Werbung fürs umstrittene Fracking.
![](https://taz.de/picture/67447/14/exxon2_01.jpg)
Wenn ein Unternehmen einen Negativ-Preis bekommt, schweigt es darüber normalerweise verschämt. Denn wer lässt sich schon gern als „Dinosaurier des Jahres“ bezeichnen? Diese Auszeichnung verleiht der Naturschutzbund jedes Jahr an einen Konzern, der sich „in Sachen Umweltschutz als besonders antiquiert erwiesen hat“.
Ganz anders macht es derzeit ExxonMobil: Der Energie-Riese, der den Negativ-Preis zum Jahreswechsel für seine „Verharmlosung des umstrittenen Fracking-Verfahrens“ bekommen hat, nutzt den Preis für eine neue PR-Kampagne fürs Fracking: Im Internet ließ Exxon über einen Namen für den Dino abstimmen. Unter den 400 Teilnehmern setzte sich „Frexxi“ durch. Die Plätze zwei und drei nehmen „Frackus Futurus“ und „Fracky der Frackosaurus“ ein.
Der verkündet nun auf der Exxon-Webseite, dass Fracking „eine fast schon dinoalte Tradition“ habe, und erzählt auf seinem eigenen Twitter-Account in kindgerechter Sprache, wie harmlos die Technik sei, bei der unter hohem Druck Wasser und Chemikalien in den Untergrund gebracht werden, um Erdgas aus Gesteinsschichten zu lösen.
Nicht nur der Nabu ist empört, dass sein Schmähpreis zur „Verharmlosung berechtigter Sorgen“ zweckentfremdet wird. „Die Kampagne von Exxon zeigt ganz klar, dass der Dino beim richtigen Empfänger gelandet ist", meint Sprechrin Iris Barthel. Auch Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) findet es „indiskutabel“, dass Exxon im Internet „auf ’Kinderfang‘ für seine Risikotechnologie“ geht.
Diesen Vorwurf kann wiederum Exxon nicht verstehen. Die lustige Comic-Figur richte sich mit ihren Sprüchen („mit dinodetektivistischem Spürsinn auf den Spuren von Fracking“) keineswegs an Kinder, sagte Firmensprecher Klaus Torp der taz.
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