Die Wahrheit: „Kansallinen tapaturmapäivä hilft!“
Der finnische Urgroßneffe von Arnold Schönberg (150) im Exklusiv-Interview zur Angst des Zwölftonkomponisten vor der 13 und Freitag, dem 13..
taz: Herr Hämäläinen, wir kommen ja ausgerechnet heute, am Freitag, dem 13., zu einem Gespräch zusammen.
Heikki Hämäläinen: Ja, ihre Rechnung stimmt – heute ist Freitag, der 13. Haben Sie noch Fragen dazu?
Ja.
Dann bitte. Aber nur 12 Fragen, mehr wäre ein Affront meinem atonalen Urgroßonkel gegenüber. Er litt an Triskaideka-phobie.
Triskaidekaphobie, traumhaftes Wort!
Ein Alptraum, diese genuine Angst vor der Zahl 13, ein numerischer Horror, der Schönberg an ungezählte Grenzen seiner zahlreichen Persönlichkeiten führte, ja ihn bis zur Paraskavedekatriaphobie trieb, das heißt, er kam dann an einem Freitag, dem 13., nicht mehr aus dem Bett, geschweige denn aus dem Quark. Er war dann völlig aus dem Zwölftontakt. Hören Sie?
Was?Hier, ich höre Urgroßonkel Arni, so nannten wir ihn gern, wenn er bei uns in Porvoo alle Jubeljahre mal vorbeischaute, hier, ich höre ihn hier! (Deutet auf eine weiße Wand).
Jetzt höre ich es auch. Ein durchdringendes Fiepen im Zwölfvierteltakt. Was soll das?
Onkel Arni hat wieder eine musikalische Entdeckung gemacht! Er hat eine Reihe aus 12 Tönen gefunden, und am Anfang einen musikalischen Einfall gesetzt. Die Reihe kann auf jeden anderen Ton transponiert werden, sie kann gespiegelt, ja im Krebs, also rückwärts gespielt werden! Und auch hier lässt sich die Umkehrung gewinnen, sodass sich insgesamt 48 Reihenmodelle ergeben. Völlig ohne die Zahl 13, verstehen Sie?
Nein. Oder halt, vielleicht doch. Haben Sie da gerade die Grundlagen der Zwölftonmusik skizziert?
Ich? Wieso ich? Urgroßonkel Arni war das. In der Wand. Er kommt da nicht raus. Heute ist Freitag, der 13.
Einer von 688 seit dem neu begonnenen 400-jährigen Schaltjahreszyklus, der am Montag, dem 1. Januar 2001, begann. Der letzte war übrigens ab 1. Januar 1601.
Auch ein Montag, ich weiß. Arni, ein geborenes Sonntagskind liebte Montage. Da gab es zu Hause in Wien immer Frittatensuppe.
Und sonst so?
Passen Sie auf, was Sie fragen, Sie haben bis zur zwölften Frage nur noch wenige Fragen.
Ähm.
War das eine Frage?
Nein.
Gut. Was wollen Sie weiters wissen? Noch zwei Fragen, dann muss ich mich wieder um die Porvoon Museorautatie, die Museumseisenbahn von Porvoo kümmern.
Welche Spurbreite?
Das werde ich Ihnen gerade verraten! Das bleibt ein Geheimnis, auch Arni kannte sie nicht.
Hatte ihr Urgroßonkel Angst vor Gevatter Tod?
Aber hallo! Arni starb an einem Freitag, dem 13. Juli, so wie er an einem Sonntag, dem 13. September, hinausgespielt wurde in diese, unsere allzu schrille Welt. Und das war heute vor genau 150 Jahren! Ach, wissen Sie, weil heute Arnis Ehrentag ist, gewähre ich Ihnen natürlich nicht eine dreizehnte, doch aber eine vierzehnte und finale Bonusfrage. Bitte!
Danke. Was hilft eigentlich bei Triskaidekaphobie und Paraskavedekatriaphobie?
Kansallinen tapaturmapäivä und nichts, aber auch nichts anderes hilft! Für Arni kam diese Idee des finnischen Gesundheitsministeriums und des Roten Kreuzes leider nicht nur 13 Jahre, sondern viel zu spät. Es handelt sich hierbei um den Nationalen Unfalltag, der in Finnland seit 1995 immer an jedem Freitag, dem 13. veranstaltet wird. Es geht dann um das Bewusstsein für Sicherheit bei Verkehr, Verkehren und Verkehrtem jeglicher Art.
Herr Hämäläinen, die Wahrheit dankt Ihnen für das aufschlussreiche Gespräch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“