Die Wahrheit: O Impfpass, mein Impfpass!
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die geneigte Leserschaft an einem Poem über ein unverzichtbares Dokument erfreuen.
Du warst vom ersten Piksen an
ein treuer Wegbegleiter.
Egal wie weh die Spritze tat,
dein Gelb, es stimmte heiter.
Der Arzt, die Ärztin trug was ein,
dazu gab es nen Sticker.
Panini-Heft der Wachsamkeit –
kein Pass war jemals schicker.
Ob Covid, Typhus, Diphtherie,
ob Röteln, Mumps, ob Masern:
Du wahrst das Wissen um den Schutz
in deinen Pappefasern.
Es stimmt schon, vieles ist verschmiert,
gekrakelt, kaum zu lesen,
zu dicht geklebt und unbrauchbar
für klare Anamnesen.
Man weiß zudem nie, wo du steckst,
und hat man dich gefunden,
bist du gleich nach dem Arztbesuch
sofort erneut verschwunden.
Auch riechst du mittlerweile streng,
verlumpt, nicht grad nach Zeder.
Die abgegriffne Konsistenz
ist eklig, zäh wie Leder.
Doch trotzdem: Wirst du mal ersetzt
durch neue Impfnachweise,
begibst dich dann – Ziel: Abfallkorb –
auf deine letzte Reise,
weiß ich genau, ich werde mich
gewiss dabei ertappen,
an dich zurückzudenken. Tja,
hab Dank, du alter Lappen!
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