Die Wahrheit: Vorsätzliche Vorstellung
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die geneigte Leserschaft an einem brandaktuellen Poem zu Silvesterentschlüssen erfreuen.
Wenn das Jahr zu Ende geht,
sie den zehnten Rückblick senden,
in der Luft Fondue-Duft steht,
polternd Feuerwerke blenden,
gibt’s Champagner (Aldi-Sekt),
werden froh für Glück und Frieden
Zuckerschweinchen zugesteckt,
dann geht’s an das Vorsatzschmieden:
Künftig wirklich täglich Sport,
Engagement zum Schutz des Meeres,
kein Malochen im Akkord,
endlich Zeit für Familiäres,
nie mehr rauchen, stets gesund
essen, Chef die Meinung geigen,
Heirat, Lotto-Sechser und
den Mount Everest besteigen,
fasten für die Darmschleimhaut,
irgend ’nen Nobelpreis kriegen,
Umschulung zum Astronaut,
Oma mal im Skat besiegen,
Chart-Erfolg als Fagottist,
Welt befrieden mit Poemen.
Und der größte Vorsatz ist,
sich nicht zu viel vorzunehmen.
Die Wahrheit auf taz.de
Leser*innenkommentare
Martin Rees
VORZUGSWEISE VORTREFFLICH VORSÄTZLICH - VORLÄUFIG
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Weihnachten kam wieder PLÖTZLICH/
Und nah dran, das ist ENTSETZLICH/
Der Tag wo mensch nun VORSÄTZLICH/
GELOBT Dinge und auch Taten/
Die Platz im PLAN lang schon hatten/
Sind jetzt zum "PROGRAMM" geraten:/
Nie mehr TRINKEN mehr als vier/
Halbe von dem KELLERBIER/
Und erst recht nicht ROYAL KIR/
Stets nur ein Stück von der TORTE/
Insgesamt und nicht pro Sorte/
Contra Omas NETTE WORTE./
Und weil man es ja gekauft hat/
EINKAUFEN jetzt mit dem FAHRRAD/
Nur nicht, wenn der Weg ist glatt/
Weniger mit HANDY SPIELEN/
TROTZ ANREIZEN, auch sehr vielen/
Mehr auf ACHTSAMKEIT abzielen./
Und nun am Gedichte-Ende/
AUFRUF jetzt zu sanfter WENDE/
Ich zu FLEISCHKONSUM hier sende./
Alles dies auf die GEFAHR/
Dass es doch VERGEBENS war-/
Zeigt ERFAHRUNG manches Jahr.
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Dezember 2021, Martin Rees
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taz.de/!5260776/
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taz.de/Vorsaetze/!t5024735/